Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
Vom Netzwerk:
tatsächlich fertiggebracht hat, Tim von unserer gemeinsamen Nacht zu erzählen, haut mich kurz um. Hat der eigentlich noch irgendwelche Skrupel? Scheinbar nicht, das muss ein komplettes Fremdwort für ihn sein.
    »Wann hat er dir das erzählt?«, hake ich nach.
    »Gleich bei unserem ersten Telefonat.«
    »Wann war das?« Tim überlegt einen Moment.
    »Am Samstagmittag.« Samstag! Das muss der Anruf gewesen sein, den Martin erhalten hat, als wir im TV -Studio zusammen Nudeln gegessen haben. So ein Schwein, ich war sogar dabei, als sein Handy geklingelt hat, da hätte er mir Tim doch einfach geben können!
    »Aber was er dir da erzählt hat, stimmt nicht!«
Also, zumindest bis gestern Nacht hat es nicht gestimmt,
füge ich im Geiste hinzu. Hat dieses Arschloch das alles geplant? Hatte er schon am Samstag vor, mich in die Kiste zu zerren und das dann bei Tim gegen mich zu verwenden?
    »Nein? Es stimmt nicht, was Martin sagt?« Tim sieht mich durchdringend an. In seinem Blick liegt etwas nahezu Bittendes, als würden seine braunen Augen mich anflehen, jetzt einfach zu sagen, dass es nicht wahr ist und Martin sich das alles wirklich nur aus den Fingern gesogen hat. Und es wäre so einfach, war ja schließlich niemand dabei, und mein lieber Herr Kollege könnte das Gegenteil nicht beweisen. Sein Wort gegen meins, und im Zweifel für die Angeklagte!
    Aber wie Tim jetzt so neben mir sitzt, mit dieser Hoffnung in den Augen, bringe ich es einfach nicht übers Herz, ihn ein weiteres Mal anzulügen. Ich habe ihn sowieso schon auf ganzer Linie enttäuscht, wenn ich jetzt noch einmal schwindele, hätte ich mit Recht sein komplettes Vertrauen verloren.
    »Doch«, gebe ich zu. »Es stimmt.«
    Tim zieht scharf die Luft ein.
    »Allerdings nur einmal«, schiebe ich eilig hinterher, »gestern Nacht. Und es hat mir nichts bedeutet. Tim, du musst mir wirklich glauben: Martin hat mich reingelegt.« Schweigend blickt er mich an. Das Flehen ist aus seinem Blick verschwunden, aber er wirkt auch nicht wütend, sondern einfach nur traurig. Wie im Reflex greife ich nach seiner Hand, aber er entzieht sie mir.
    »Weißt du, Stella«, sagt er und steht auf, »ich habe mich schon oft gefragt, was dir überhaupt etwas bedeutet.« Er geht davon.
    »Tim«, rufe ich ihm hinterher, »ihr bedeutet mir etwas! Die Reeperbahnjungs und … und du!
Wirklich!
« Er dreht sich noch einmal um und kommt zurück zu mir.
    »Du hast mal gesagt, dass man Berufliches und Privates am besten voneinander trennen sollte. Und weißt du was? Ich glaube, damit hast du verdammt recht. Deshalb ist es wirklich die beste Entscheidung, ab sofort mit Martin zusammenzuarbeiten.«
    »Tim!«, rufe ich noch einmal. Aber er geht wortlos weg. Ich bleibe auf meiner Bank hocken. Ich fühle mich schrecklich, als hätte mich das kurze Gespräch mit Tim komplett ausgehöhlt. Ich bin nur noch eine leere Hülle.
    Nein, nicht ganz. Denn während ich da so sitze und vor mich hin starre, erwacht in mir ein Gedanke, der mich mit neuer Energie durchströmt:
Martin Stichler, ab sofort herrscht zwischen uns Krieg!
     
    Später rufe ich von meinem Zimmer Mama an, nachdem Hilde mir netterweise ihr Handy gegeben hat, deren Provider ganz offensichtlich auch mehr taugt als meiner. Als meine Kollegin wissen will, wie mein Gespräch mit David war, habe ich nur müde abgewunken und ihr erklärt, ich würde es ihr morgen erzählen. Jetzt liegt erst einmal eine dringende Strategiebesprechung an, damit ich die nächsten Tage in der Heide wenigstens halbwegs überlebe. Und dafür brauche ich einfach Mamas Rat.
    »O mein Gott!« Wie zu erwarten, ist meine Mutter komplett entsetzt, nachdem ich sie in knappen Worten über die aktuelle Lage in Kenntnis gesetzt habe. »Was hast du denn da bloß angestellt? Das ist ja eine Katastrophe!«
    »Hm, ja, schon«, gebe ich ihr recht, auch wenn ihr schneidender und so unendlich enttäuschter Tonfall mich wie eine Ohrfeige trifft. »Das war schon ziemlich dumm von mir. Aber Martin war plötzlich einfach so nett.« Ihr gegenüber habe ich aus der gemeinsamen Nacht nur eine heftige Knutscherei gemacht; Mutti muss schließlich nicht alles wissen. Ein Seufzen erklingt am anderen Ende der Leitung.
    »Aha: so nett, ja? Dabei habe ich es dir doch oft genug gesagt! Warum hörst du denn nicht auf mich?«
    »Ich habe gedacht …«
    »Gedacht?
Papperlapapp, wenn ich das schon höre!«
    »Aber, ich …«
    »Hör mir zu, mein Schatz!«, weist sie mich streng zurecht. »Nun ist keine

Weitere Kostenlose Bücher