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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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auszusenden und dadurch welche zurückzubekommen«, erklärt David gerade. Mir gegenüber sitzen Tim und die Reeperbahnjungs, natürlich mit Martin dazwischen. Welch ein schöner Anblick!
    »Positive Energien«, flüstert Tobi, der neben mir sitzt, in mein Ohr. »Da muss ich glatt an Daniel Küblböck und den Gurkenlaster denken.« Er stößt ein prustendes Lachen aus. »Was macht der jetzt eigentlich?«
    »Wer macht was? Küblböck oder der Gurkenlaster?«, flüstere ich zurück und kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Sosehr mir Tobias manchmal auf den Geist geht, seine unbeschwerte Art hat schon einiges für sich.
    »Stella, Tobias? Hört ihr mir zu?« David Dressler wirft uns einen Blick zu, als wären wir zwei unerzogene Grundschüler, die in der letzten Reihe sitzen und tuscheln. Na ja, tun wir ja irgendwie auch. »Oder erzählt ihr uns allen, was gerade so lustig ist?«
    »Daniel Küblböck«, sagt Tobias prompt. »An den musste ich gerade denken, weil der doch auch immer was von ›positiven Energien‹ gelab– … äh … erzählt hat«, verbessert er sich schnell. Unser Chef betrachtet ihn etwas despektierlich, offenbar findet er es nicht so amüsant, dass seine neue Übung mit einem Ex- DSDS -Kandidaten in Zusammenhang gebracht wird.
    »Vielleicht ist das gar kein so schlechtes Beispiel«, stellt er dann aber überraschenderweise fest. »Soweit ich weiß, ist Daniel Küblböck heute Millionär, weil er in Solarenergie investiert hat.«
    »Verstehe«, gibt mein Junior A&R frech zurück. »Wir sollen also heute zusammen eine Solaranlage bauen?« Statt zu antworten, schüttelt David nur lächelnd den Kopf und murmelt ein »Tobias, Tobias«. Das interpretiert mein junger Kollege leider komplett falsch, er setzt gleich noch einen nach und plärrt: »Und ich verstehe jetzt auch, was du mit den positiven Energien meinst: Wenigstens singt er nicht mehr und verstrahlt mit seinem Gejaule den Orkus!« Er schlägt sich auf die Schenkel. Natascha, die zu seiner Linken sitzt, nimmt seine Hand und flüstert mit mehr Nachdruck, als ich ihr aufgrund ihrer Girlie-Tour der letzten Tage zugetraut hätte: »Hör auf damit, Schatz!«
    »Können wir denn jetzt weitermachen?«, will David wissen.
    »Klaro«, erwidert Tobias unsicher.
    »Gut. Was wir heute machen, ist Folgendes: Wir wünschen uns etwas, indem wir es einem anderen wünschen.« Er macht eine Pause und lässt seinen Blick von einem ratlos aussehenden Kollegen zum nächsten wandern. »Zu diesem Zweck bekommt jeder von euch eine Postkarte.« Er beugt sich runter zu der Papiertüte, die zu seinen Füßen steht, nimmt einen dünnen Stapel weißer Karten und ein paar Plastikkugelschreiber heraus, die er Hilde in die Hand drückt. »Verteilt die bitte unter euch.« Die Kärtchen und Stifte machen die Runde, während David fortfährt: »Jeder von euch hat als Kind sicher schon mal an einem Ballonwettbewerb teilgenommen. Dabei ging es darum, wessen Ballon am weitesten fliegt.« Ich erinnere mich an dieses Spiel und daran, dass ich so etwas mit sieben oder acht in der Grundschule gemacht habe. Damals hatte ich mir vorgestellt, mein Ballon würde bis nach Italien fliegen, und deshalb ein
Lieber Papa, liebe Grüße aus Bremen, Deine Stella
auf meine Karte geschrieben. Zwei Wochen später bekam ich sie zurückgeschickt – von jemandem aus Delmenhorst, einem Ort direkt neben Bremen. Er hat es vermutlich nur gut gemeint, aber Mama hat geweint, als sie die Postkarte im Briefkasten fand, und ich hatte ein total schlechtes Gewissen. Trotzdem war ich in der Schule stolz wie Oskar, denn meine Karte war die einzige, die überhaupt zurückgeschickt worden war.
    Allerdings hielt das gute Gefühl nur zwei Wochen lang, denn dann kam die blöde Laura und präsentierte uns allen ihre Karte, die aus Köln gekommen war. Und das war, wie sie betonte, ganz, ganz weit weg von Bremen. Erst Jahre später, als wir schon in der Oberstufe waren und uns mittlerweile ganz gut miteinander verstanden, verriet sie mir, dass ihr Vater damals eine neue Postkarte mit auf Geschäftsreise genommen und sie ihr dann von Köln aus geschickt hatte. Als ich Mama davon berichtete, hat sie mir einen Vortrag über Ehrlichkeit gehalten und warum es unter keinen Umständen gerechtfertigt ist, eine solche Betrügerei zu starten. »Für mich wäre das damals schon wichtig gewesen«, warf ich etwas trotzig ein. Daraufhin sah sie mich mit strengem Blick an: »Aha. Nun, ich habe dich sicher nicht dazu erzogen, eine

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