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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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erledigt ein Kollege von mir, Chief Inspector Rogers. Aber Sie haben ganz richtig angenommen – wir brauchen tatsächlich noch eine schriftliche Aussage von Ihnen.«
    »Ist er nett, dieser andere Inspector?«
    »Ich bin netter.«
    »Ich will Ihnen das ausnahmsweise mal glauben. Aber dann – dann sehe ich Sie ja jetzt gar nicht mehr wieder. Schade.«
    »Ja, das finde ich auch«, erwiderte Morse. Es war nicht nur so dahingesagt.
    »Na, dann auf Wiedersehen. Es hat Ihnen doch nichts ausgemacht, mich anzurufen, oder?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich habe mich gefreut, Ihre Stimme zu hören.«
    »Und wenn Sie wieder mal in London sind, dann müssen Sie mich unbedingt besuchen.«
    »Ja, das werde ich tun«, log Morse.
    »Ich würde Sie wirklich gerne noch einmal wiedersehen.«
    »Ja, ich Sie auch.«
    »Meine Adresse haben Sie doch, oder?«
    »Ja.«
    »Und schreiben Sie sich meine Telefonnummer auf!«
    »Ja, äh, das werde ich tun.«
    »Dann auf Wiedersehen. Hoffentlich bis bald.« Aus dem Ton ihrer Stimme schloß er, daß sie auf dem Bett lag, sich mit den Händen über ihren geschmeidigen Körper fuhr … und er hätte nichts weiter zu sagen brauchen als »ja, ich komme«. London war gar nicht weit, und es war noch relativ früh am Abend. Er sah sie vor sich, wie sie ihm an dem Abend die Tür geöffnet hatte: im blaßgrünen Pyjama, dessen oberster Knopf offenstand. In seiner Phantasie öffnete er auch noch die anderen Knöpfe, einen nach dem anderen, und streifte ihr die Jacke ab.
    »Auf Wiedersehen«, sagte er traurig.
     
    Er ging in die Kantine und bestellte sich einen schwarzen Kaffee.
    »Ich dachte, Sie wollten mal einen Tag frei machen«, sagte hinter ihm eine Stimme.
    »Und was treibt Sie hierher?«
    »Ich habe angerufen, und man sagte mir, daß Sie hier seien.«
    »Haben Sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten?«
    »Nein, meine Frau sagt, ich sei ihr ständig im Wege.«
    Sie setzten sich zusammen an einen Tisch. »Und wie geht es jetzt weiter?« fragte Lewis.
    Morse hob ratlos die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Würden Sie mir eine Frage beantworten, Sir?«
    »Wenn ich kann.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wer Baines nun umgebracht hat?«
    Morse rührte nachdenklich in seinem Kaffee. »Und Sie?«
    »Das Problem ist, daß wir fast alle Verdächtigen inzwischen ausgeschieden haben. Es sind ja kaum noch welche übrig.«
    »Wir sind noch nicht am Ende«, sagte Morse mit plötzlich wiedererwachender Energie. »Wir sind zwischendurch ein bißchen in die Irre gegangen und haben eine Zeitlang nicht mehr gewußt, wo die Straße nun eigentlich hinführte, aber …« er hielt inne und blickte aus dem Fenster. Draußen fegte gerade ein Windstoß die letzten Blätter von den Bäumen.
    »Aber was, Sir?«
    »Irgend jemand hat einmal gesagt, daß das Ende der Anfang sei.«
    »Das finde ich aber keine sehr hilfreiche Bemerkung.«
    »Doch, doch. Sehen Sie, Lewis, wir kennen den Anfang.«
    »Wirklich?«
    »O ja. Wir wissen, daß Phillipson und Valerie Taylor eine Nacht miteinander verbracht haben und daß er, als er Schulleiter an der Roger-Bacon-Schule wurde, entdeckte, daß sie seine Schülerin war. Damit fing alles an. Das kann uns als Information genügen. Wir brauchen uns gar nicht weiter umzusehen.«
    »Sie meinen, Phillipson?«
    »Ja. Er oder sie.«
    »Aber Sie glauben doch nicht …«
    »Sie kommen beide in Frage. Sie hatten beide dasselbe Motiv und auch beide die Möglichkeit.«
    »Und wie gehen wir es an?«
    »Sie gehen es an, Lewis. Ich überlasse diese Sache ganz Ihnen.«
    »Oh!«
    »Aber vielleicht wollen Sie meinen Rat?« Morse grinste schwach. »Ganz schön unverschämt von mir, Ihnen nach all dem noch meinen Rat anzubieten?«
    »Ich bin dafür immer dankbar«, sagte Lewis. »Das wissen Sie doch.«
    »Na gut. Also, hier ist ein Rätsel für Sie. Bäume gibt’s im Wald, Tote auf einem Schlachtfeld. Und wo gibt es große Fleischmesser?«
    »In einem Eisenwarenladen?«
    »Da haben sie nur neue. Aber wo findet man ein altes, gebrauchtes, das schon so lange benutzt wird, daß die Klinge inzwischen ganz dünn geworden ist?«
    »In einer Fleischerei?«
    »Schon besser. Aber auf einen Fleischer sind wir bei unseren Nachforschungen bisher noch nicht gestoßen, oder?«
    »Dann in einer Küche?«
    »Sehr gut. Aber welche Küche?«
    »Phillipsons?«
    »Die haben bestimmt nur ein langes Fleischmesser. Das würde also auffallen, wenn es fehlte.«
    »Vielleicht ist es aufgefallen.«
    »Ich glaube nicht, obwohl Sie das

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