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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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runtergezogen.«
    »Bildlich gesprochen, hoffe ich doch.«
    »Das hoffe ich auch. Obwohl … Es liefen wüste Gerüchte um damals. Aber letztlich lag der Fehler bei mir. Ich hätte sie gar nicht erst einsetzen dürfen. Sie war viel zu schüchtern und gehemmt, um sich durchsetzen zu können.«
    »Und wie haben Sie damals reagiert?«
    Phillipson zuckte die Achseln. »Es blieb mir nichts anderes übrig, als sie zu entlassen.«
    »Wissen Sie, wo Acum jetzt ist?«
    »An einer Schule in Caernarvon.«
    »Hat er sich dort verbessert?«
    »Nein, das eigentlich nicht. Dazu war er auch noch zu frisch im Beruf. Er hatte ja nicht mehr als das eine Jahr Unterrichtserfahrung. Aber sie konnten ihm die Zusage geben, in den beiden oberen Klassen zu unterrichten, das ging an unserer Schule nicht.«
    »Ist er noch immer dort?«
    »Das nehme ich an.«
    »Wußten Sie, daß Valerie bei ihm Unterricht hatte?«
    »Inspector, wäre es nicht einfacher, Sie sagten mir, warum Sie sich so für ihn interessieren? Ich kann Ihnen vermutlich besser helfen, wenn ich weiß, worum es geht.«
    Morse dachte nach. »Das Problem ist, daß ich das selbst nicht so genau weiß.«
    Ob Phillipson ihm glaubte, war nicht klar, doch ließ er es auf sich beruhen. »Acum hat Valerie Taylor unterrichtet, das stimmt. Ich glaube, sie war nicht besonders gut in seinem Fach.«
    »Hat er mal mit Ihnen über sie gesprochen?«
    »Nein, nie.«
    »Gab es irgendwelche Gerüchte? Klatsch?«
    Phillipson holte tief Luft, um einer wachsenden Irritation Herr zu werden. »Nein.«
    Morse wechselte das Thema. »Haben Sie ein gutes Gedächtnis, Sir?«
    »Ja, ein ziemlich gutes, denke ich.«
    »Na, um so besser. Dann können Sie mir vermutlich auch sagen, was Sie am 2. September dieses Jahres gemacht haben. Das war ein Dienstag.«
    Aber Phillipson mußte passen und holte seinen Taschenkalender. »Da habe ich in London an einer Direktorenkonferenz teilgenommen.«
    »Wo genau fand die statt?«
    »Im Cafe Royal . Und falls Sie die Anfangszeit wissen wollen …«
    »Danke nein, danke!« Morse hob besänftigend die rechte Hand, als er einen Anflug von Zornesröte auf Phillipsons Wangen sah.
    »Wieso fragen Sie mich ausgerechnet nach dem 2. September?«
    Morse lächelte mild. »Weil das der Tag ist, an dem Valerie den Brief an ihre Eltern abgeschickt hat.«
    »Worauf zum Teufel wollen Sie hinaus?«
    Morse seufzte. »Ich werde, bevor ich den Fall abschließen kann, dieselbe Frage noch einer Menge anderer Leute stellen müssen und bestimmt noch manche unfreundliche Antwort daraufbekommen. Aber von Ihnen hatte ich eigentlich mehr Verständnis erwartet.«
    Phillipson schwieg einen Moment und nickte dann. »Tut mir leid, daß Sie mir das erst erklären mußten. Sie meinen also …«
    »Ich glaube, Sie haben mich doch noch nicht verstanden. Ich meine gar nichts, ich mache nur die Arbeit, für die ich bezahlt werde. Wie Sie auch.«
    »Da haben Sie recht, Inspector. Stellen Sie ruhig Ihre Fragen; ich werde versuchen, sie nicht mehr persönlich zu nehmen. Das dürfte mir ja jetzt eigentlich nicht mehr allzu schwerfallen.«
    »Seien Sie sich da nicht zu sicher«, sagte Morse. Phillipsons Gesicht hatte auf einmal einen wachsamen Ausdruck. »Ich möchte nämlich von Ihnen wissen, was Sie an dem Nachmittag getan haben, als Valerie Taylor verschwand.«
    In diesem Augenblick betrat Mrs. Phillipson mit dem Kaffeetablett das Zimmer. Sie schenkte ihnen beiden ein und ging dann wieder hinaus. Als sie die Tür hinter sich schloß, hatte Phillipson seine Antwort parat.
    »Ich habe in der Schule Mittag gegessen, dann bin ich nach Oxford gefahren und habe bei Blackwell ein bißchen in den Neuerscheinungen gestöbert. Anschließend war ich zu Hause.«
    »Können Sie noch sagen, um welche Zeit Sie wieder hier waren?«
    »Gegen drei.«
    »An diesen Nachmittag erinnern Sie sich ja bemerkenswert gut.«
    »Wundert Sie das? Es war ja wohl alles andere als ein gewöhnlicher Nachmittag.«
    »Haben Sie bei Blackwell nur, wie Sie sagen, ›gestöbert‹, oder haben Sie auch ein Buch gekauft?«
    » Das weiß ich nun nicht mehr.«
    »Haben Sie dort ein Konto?« Phillipson schien einen Augenblick zu zögern.
    »Ja, schon … aber wenn ich nur eine Zeitschrift oder ein Taschenbuch kaufe, dann bezahle ich meistens bar.«
    »Aber Sie könnten auch etwas Teures gekauft haben?« Morse sah sich mit einem prüfenden Blick im Zimmer um. An beiden Längswänden standen bis zur Decke reichende Bücherregale, und er bemerkte eine Reihe

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