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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

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Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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voraus. Er muß also mindestens einmal schon vorher hier gewesen sein. Und wenn sich da zwischen den beiden etwas abgespielt hätte, nun, dann könnte gar keine Rede mehr davon sein, daß er – um bei Ihrer so sinnfälligen Redensart zu bleiben – auf seine eigene Türschwelle geschissen hätte, oder?«
    »Haben Sie denn für all das überhaupt irgendwelche Beweise?« fragte Lewis mißtrauisch.
    Morse zog den Kopf etwas ein. »Ja, also, da haben Sie natürlich recht; wir brauchen schon so etwas wie Beweise. Aber diese Frage möchte ich noch zurückstellen. Was mich im Augenblick viel mehr interessiert, ist, ob es stimmt. Und ich glaube, daß uns bei unserem jetzigen Wissensstand gar nichts anderes übrigbleibt, als davon auszugehen, daß es das tut. Die Beweise werden sich schon noch finden. Da ist mir nicht bange. Wenn ich es für nötig halte, kann ich Phillipson jederzeit dazu bringen, den Mund aufzumachen; und ich denke, daß es noch ein oder zwei andere Personen gibt, die uns eine Menge erzählen könnten – wenn sie wollten.«
    »Das heißt also, das alles sind nichts als Mutmaßungen«, stellte Lewis unerbittlich fest.
    »Das finde ich ein bißchen hart ausgedrückt«, sagte Morse. »Es existieren durchaus ein oder zwei sehr deutliche Hinweise, die meine Schlußfolgerungen nahelegen.«
    »Und welche?«
    »Na, zunächst mal ganz klar Phillipsons Verhalten. Der Kerl hält doch mit der Wahrheit hinterm Berge, das sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock.« Wie gewöhnlich, wenn er der Tragfähigkeit seiner Argumente nicht so ganz traute, plusterte Morse sich auf, um durch Imponiergehabe wettzumachen, was ihm an Überzeugungskraft fehlte. »Allein schon die Art, wie er über sie spricht – als ob er sie nur vom Hörensagen kennen würde. Wahrscheinlich versucht er, sich innerlich von ihr zu distanzieren, die Geschichte möglichst weit wegzuschieben, denn natürlich hat er ein mordsschlechtes Gewissen deswegen.« Lewis schien das alles nicht überzeugend zu finden, und Morse sah ein, daß es wenig Sinn hatte, seine Überlegungen in dieser Richtung noch weiter auszuführen. »Und dann, nicht zu vergessen, ist da Maguire und seine auffallende Reaktion bei unserem Gespräch, als der Name Phillipson fiel. – Ich habe gestern noch ein zweites Mal mit ihm geredet«, fügte er schnell hinzu.
    Lewis sah ihn verblüfft an. »Wo? Hier?«
    »Ich – äh … habe im Laufe des Samstags überlegt, daß ich äh … also, ich fand Ihren Vorschlag, sich noch mal in London umzusehen, plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Es waren ja dort wirklich noch ein oder zwei Fragen zu klären.«
    Lewis machte den Mund auf, aber Morse gab ihm keine Chance.
    »Als ich ihn letzte Woche befragte, fiel mir auf, daß er bei der Erwähnung des Namens Phillipson plötzlich ganz rot wurde – vor Eifersucht, wie ich glaube. Vielleicht hat Valerie mal irgend etwas gesagt, daß sie und der Direktor … Keine Einzelheiten, nur so eine Andeutung. Gestern habe ich ihn darauf noch einmal angesprochen. Es scheint, daß zumindest unter einigen Schülern über Phillipson und Valerie geredet wurde.«
    Lewis blieb stumm. Er war beleidigt. Ihm untersagte er, nach London zu fahren, und dann fuhr er selbst.
    »Zu all dem paßt auch, was George Taylor mir erzählt hat. Er war unglücklich darüber, mir gegenüber zugeben zu müssen, daß Valerie vor ihrem Verschwinden des öfteren abends länger weggeblieben ist; und es war ihm wichtig, zu betonen, daß sie, als sie das erste Mal spät nach Hause kam, schon sechzehn war. Ihr sechzehnter Geburtstag war im Dezember vor nicht ganz vier Jahren. Im darauffolgenden Februar hatte Phillipson in Kidlington sein Vorstellungsgespräch. Das beweist natürlich gar nichts, aber es ist ein Mosaiksteinchen mehr, das sich in das Ganze fügt. Geben Sie mir da recht?«
    »Um ganz ehrlich zu sein, nein, Sir. Was Sie eben gesagt haben, klingt für mich alles ein bißchen an den Haaren herbeigezogen.«
    »Na schön. Ich will mich jetzt gar nicht mit Ihnen darüber streiten. Vielleicht ändern Sie ja Ihre Meinung, wenn ich Ihnen das hier gezeigt habe.« Er reichte Lewis die Fotokopie, die ihm Baines inzwischen hatte zukommen lassen. Es war eine Aufstellung der von Phillipson nach seinem Vorstellungsgespräch bei der Schulbehörde abgerechneten Spesen, aus der hervorging, daß er an jenem Abend nicht mehr nach Hause gefahren war, sondern im Royal Oxford übernachtet hatte.
    »Na und?« fragte Lewis aufmüpfig. »Vielleicht hat er

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