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Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
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Bleistift und Papier hervor und setzte sich an den Tisch.
    »Da ist erst mal die Schwierigkeit, daß ich höchstens raten kann, was der Masser für uns alle verlangen wird«, sagte er. »Ich und du und all die Kleinen. Fangen wir mal mit dir an. Aus der Kreisstadt weiß ich, daß die Feldarbeiter vielleicht so um die tausend Dollar das Stück gehandelt werden. Frauen sind weniger wert. Sagen wir mal, vielleicht achthundert –« Er stand auf, beugte sich über Matildas Papier und setzte sich wieder. »Dann nehmen wir mal an, daß der Masser uns die Kinder zu vielleicht dreihundert das Stück läßt. Das wären dann acht mal dreihundert –«
    »Sind aber bloß sieben!« protestierte Matilda.
    »Und das neue, das du jetzt im Bauch hast, macht doch acht!«
    »Ach!« sagte sie und lächelte. Sie rechnete es aus. »Das macht zweitausendvierhundert –«
    »Nur für die Kinder?« Seine Stimme drückte Zweifel und Empörung aus. Matilda rechnete noch einmal. »Acht mal drei macht vierundzwanzig. Plus achthundert für mich, und das macht genau zweiunddreißighun­dert, und das ist soviel wie dreitausendzweihundert.«
    »Was!«
    »Nu hab dich doch nicht so! Das dicke Ende bist du!« Sie schaute ihn an. »Was bist du wert?«
    So ernst die Angelegenheit war, konnte er sich nicht verkneifen, sie zu fragen: »Was glaubst du denn, wieviel ich wert bin?«
    »Wenn ich das wüßte, dann hätt ich schon versucht, dich selber vom Masser zurückzukaufen.« Sie lachten beide. »George, ich weiß gar nicht, wieso wir über all das überhaupt reden. Wirklich nicht. Du weißt doch genau, daß der Masser dich nie verkaufen wird!«
    Er antwortete nicht sofort. Aber dann sagte er: »Tilda, ich hab’s noch nie erwähnt. Ich weiß ja, daß du schon wütend wirst, wenn einer bloß vom Masser spricht. Aber ich wette mit dir, was du willst, daß er mir schon mindestens fünfundzwanzigmal erzählt hat, er will nur genug verdienen, damit er sich ’n schönes großes Haus bauen kann, mit sechs Säulen davor, wo er und die Missis leben können mit dem, was die Felder einbringen, und dann will er auch das Hahnenkampfgeschäft aufgeben, weil er zu alt wird, sich damit rumzuschlagen, hat er gesagt.«
    »Das muß ich erst sehn, bevor ich’s glaube, George. Du und er, ihr werdet niemals nie den Quatsch mit den Hühnern aufgeben!«
    »Ich sag dir nur, was er gesagt hat! Hör doch zu! Schau mal, Onkel Pompey sagt, daß der Masser jetzt ungefähr dreiundsechzig sein muß. Geben wir ihm noch fünf oder sechs Jahre – ist ja schließlich nicht so einfach für einen wirklich alten Mann, in der Gegend rumzufahren zu Hahnenkämpfen. Ich hab ja auch nicht viel dran gedacht, aber dann hab ich überlegt – jawohl, das hab ich –, daß er uns vielleicht doch freikaufen läßt, besonders, wenn wir ihm genug bezahlen, damit er sich das große Haus bauen kann.«
    »Hm. Na schön, dann reden wir halt drüber«, meinte Matilda nicht sehr überzeugt. »Was, denkst du denn, wird er für dich verlangen?«
    »Also –« Sein Ausdruck zeigte Stolz und Qual zugleich angesichts dessen, was er jetzt sagen würde. »Also – der Niggerkutscher von dem reichen Masser Jewett, der hat mir mal hoch und heilig geschworen, daß er gehört hat, wie sein Masser jemandem erzählt hat, daß er dem Masser Lea viertausend Dollar für mich geboten hat.«
    »Herrje!« Matilda war entsetzt.
    »Siehst du, du hast eben noch nie gemerkt, mit was für ’m wertvollen Nigger du schläfst!« Aber er wurde rasch wieder ernst. »Ich glaub dem Nigger nicht. Ich nehme an, daß er sich die Lüge nur ausgedacht hat, weil er sehn wollte, ob ich dämlich genug bin und den Unsinn schlucke. Ich richte mich jedenfalls nach dem, was heutzutage für die Nigger mit den besten Berufen bezahlt wird, Tischler und Schmiede und so. Die werden für zwei- bis dreitausend verkauft. Tatsache –« Er schwieg einen Moment und schaute auf ihren Bleistift. »Schreib mal dreitausend –« Er wartete. »Was macht das?«
    Matilda rechnete nach, und dann sagte sie, der Gesamtpreis für ihre Familie beliefe sich auf sechstausendzweihundert Dollar. »Aber wie steht’s mit Mammy Kizzy?«
    »Zu Mammy komm ich noch«, sagte er ungeduldig. Dann dachte er angestrengt nach. »Mammy wird allmählich ziemlich alt. Da wird sie uns weniger kosten –«
    »Sie wird dieses Jahr erst fünfzig«, gab Matilda zu bedenken.
    »Dann schreib mal sechshundert Dollar.« Er beobachtete den Bleistift. »Na, wieviel ist das?«
    Matildas Gesicht war

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