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Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
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schleunigst durch die Tür verschwinden, als Cates’ Stimme durch den Laden tönte: »He, Junge, hol mir doch mal ’ne Kelle Wasser aus dem Faß da drüben!«
    Cates Blick war drohend und verächtlich auf Tom gerichtet. Tom lief es kalt über den Rücken. Der weiße Mann hatte ihm einen Befehl erteilt, und er ging mit ausdruckslosem Gesicht zum Faß, kehrte mit der gefüllten Kelle zurück und reichte sie Cates. Dieser trank schlürfend und hielt seine kleinen Augen auf Hühner-George gerichtet, der bedächtig nickend dastand. Cates warf ihm die Kelle zu. »Ich hab immer noch Durst!«
    Hühner-George vermied jede schnelle Bewegung, zog sein sorgfältig gefaltetes Freiheitspapier aus der Tasche und reichte es Cates. Cates faltete es auseinander und las. »Was hast du in unserm County zu suchen?« fragte er kalt.
    »Er ist mein Vater«, fiel Tom rasch ein. Er wollte vor allem verhindern, daß sein Vater irgendwelche provozierenden Reden hielt. »Er hat grade seine Freiheit bekommen.«
    »Und er lebt mit euch bei Mr. Murray?«
    »Jasörr.«
    Cates warf seinen weißen Kunden einen bedeutungsvollen Blick zu und sagte: »Mr. Murray sollte die Gesetze dieses Staates eigentlich besser kennen!«
    Weder Tom noch George wußten, worauf er hinauswollte, und schwiegen.
    Plötzlich schlug Cates einen fast höflichen Ton an. »Na, wenn ihr beiden nach Hause kommt, richtet Mr. Murray von mir aus, daß ich bald mal zu ihm rauskommen werde, was mit ihm zu besprechen. Vergeßt es nicht.« Tom und Hühner-George verließen eiligst den Laden und hörten das Gelächter der weißen Männer hinter sich.
    Schon am nächsten Nachmittag kam Cates im Galopp den Zufahrtsweg zum Herrenhaus der Murrays herauf. Einige Minuten später blickte Tom von seiner Schmiedearbeit auf und sah Irene herbeieilen. Er drückte sich rasch an den wenigen wartenden Kunden vorbei und ging ihr entgegen.
    »Mammy Tilda sagt, der Masser und dieser weiße Mann da reden über was auf der Vorderveranda, und das solltest du wissen. Wenigstens redet der Mann immerzu, und der Masser nickt dabei mit ’m Kopf.«
    »Schon gut, Schatz«, sagte Tom. »Hab keine Angst. Geh mal lieber zurück.« Irene lief ins Haus.
    Eine halbe Stunde später berichtete sie, daß Gates fortgeritten sei: »Und jetzt stecken der Masser und die Missis die Köpfe zusammen.«
    Aber nichts geschah, bis Matilda Masser und Missis Murray das Abendessen auftrug und die beiden besorgt schweigend am Tisch sitzen sah. Als sie ihnen schließlich Nachspeise und Kaffee brachte, sagte Masser Murray mit gepreßter Stimme: »Matilda, sag deinem Mann, er soll gleich mal zu mir auf die Veranda kommen.«
    »Jasörr, Masser.«
    Sie fand Hühner-George bei Tom in der Schmiede. Hühner-George lachte gezwungen, als sie ihm die Nachricht brachte. »Ich denke, er wird mich fragen, ob ich ihm nicht ’n paar Kampfhähne besorgen kann.«
    Er zog seinen Schal zurecht, setzte sich den Hut auf und stapfte entschlossen zum Herrenhaus. Masser Murray, der im Schaukelstuhl auf der Veranda saß, erwartete ihn schon. Hühner-George blieb unten im Hof am Fuße der Stufen stehen.
    »Tilda sagt, Ihr wollt mit mir sprechen, Sörr.«
    »Ja, George, das will ich. Und ich will auch gleich zur Sache kommen. Deine Familie hat mir und Missis Murray viel Freude gemacht, seit sie hier sind –«
    »Jasörr«, fiel George ein, »und sie reden mit größter Hochachtung von Euch, Masser!«
    Der Masser gab seiner Stimme einen härteren Klang. »Aber leider werden wir jetzt ein Problem lösen müssen – das dich betrifft.« Er schwieg einen Moment. »Ich habe gehört, daß du gestern in Burlington Mr. J. D. Cates, unserem ehemaligen County-Sheriff, begegnet bist.«
    »Jasörr, kann wohl sagen, daß ich ihm begegnet bin. Jawohl.«
    »Schön. Und du weißt wahrscheinlich auch, daß Mr. Gates mich heute besucht hat. Er hat mich auf ein Gesetz von Nord-Carolina aufmerksam gemacht, welches allen freien Schwarzen verbietet, sich länger als sechzig Tage hier im Staate aufzuhalten – es sei denn, sie werden wieder Sklaven.«
    Es dauerte eine Weile, bis Hühner-George begriffen hatte. Er starrte Masser Murray verständnislos an. Er brachte kein Wort hervor.
    »Tut mir wirklich leid, Junge. Ich weiß, daß es dir ungerecht erscheinen muß.«
    »Erscheint es Euch gerecht, Masser Murray?«
    Der Masser zögerte. »Wenn ich ehrlich sein soll, nein. Aber Gesetz ist Gesetz.« Er hielt inne. »Doch wenn du lieber hierbleiben willst, kann ich dir garantieren, daß

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