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Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
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Ankömmlinge, bevor er verstehend zu lächeln begann. Neben einem Regenfaß lag ein Hund, hörte auf, sich zu kratzen, ein Bein noch in der Luft, spitzte die Ohren, schaute gelangweilt und fuhr fort, in seinem Fell herumzuschnobern.
    »Wie ich euch erzählt hab – eine neue Siedlung«, sagte Hühner-George hastig. »Es leben hier herum bislang nur ’n paar weiße Leute, höchstens hundert oder so. Und selbst wenn wir unsre fünfzehn Wagen abrechnen, die uns unterwegs verlassen haben, um irgendwo am Weg zu siedeln, sind wir immer noch genug, um die Bevölkerung hier auf einen Schlag zu verdoppeln. Wir befinden uns auf dem Grund und Boden einer aufstrebenden Stadt, kapiert?«
    »Klar. Selbst wenn gar nichts da ist, wachsen kann’s noch immer, soviel ist sicher«, sagte Klein George, ohne zu lächeln.
    »Wart’s ab, bis du das erstklassige Ackerland siehst«, sagte sein Vater frohgestimmt und rieb sich die Hände voll Vorfreude.
    »Wahrscheinlich alles Sumpfgelände«, maulte Ashford, klugerweise nicht so laut, daß Hühner-George es hören konnte.
    Aber es war tatsächlich erstklassiges Land – reicher, schwerer Lehmboden, und jede Familie bekam dreißig Morgen davon. Die schachbrettartig aufgeteilten Ackerstücke erstreckten sich vom Rand des Ortes, der zum Lauderdale County gehörte, bis zu den schon von Weißen in Anspruch genommenen, qualitätsmäßig besseren Ländereien im Marschland des Hatchie River, sechs Meilen nördlich. Einige der weißen Farmen waren so groß wie ihr gesamtes Landgebiet zusammen. Aber dreißig Morgen waren genau dreißig Morgen mehr, als sie jemals vorher besessen hatten. Und sie hatten alle Hände voll zu tun mit ihrem Grund. Noch mußten sie in ihren engen Wagen hausen, aber schon am nächsten Tag begannen sie damit, die Baumstümpfe zu roden und das Unterholz zu beseitigen. Bald zogen sich Ackerfurchen über das Land, und die ersten Pflanzungen konnten angelegt werden – vorwiegend Baumwolle, etwas Mais, ein wenig Gemüse, nicht zu vergessen einige schmale Streifen für Blumen. Danach nahmen sie die zweite Aufgabe in Angriff: sie fällten Bäume und schnitten Balken zurecht, um Blockhütten zu bauen. Hühner-George, unermüdlich zu Pferde unterwegs, bot auf den verschiedenen neuen Farmen ungefragt seinen Rat an, wie man am besten baut. Dabei unterließ er es keineswegs, andauernd herumzutönen, wie sehr sich ihr Leben zum Besseren verändert habe. Sogar die weißen Siedler von Henning wies er stolz darauf hin, wie entscheidend gerade die Leute, die er höchstpersönlich mitgebracht habe, dabei mithalfen, die Stadt groß und blühend zu machen. Natürlich vergaß er nicht, seinen mittleren Sohn Tom zu erwähnen – und daß dieser demnächst die erste Schmiede der Gegend eröffnen werde.
    Kurz danach erschienen drei weiße Männer zu Pferd auf Toms Grundstück, als er gerade dabei war, eine Portion feuchten Lehm mit Schweineborsten zu mischen, um damit die Wände der inzwischen halbfertigen Blockhütte abzudichten.
    »Wer von euch ist der Schmied?« fragte einer vom Pferd herunter.
    Stolz kam Tom heraus. Kein Zweifel, die ersten Kunden waren schon da, noch bevor er sein Handwerk überhaupt ausüben konnte.
    »Wir haben gehört, du willst im Ort eine Schmiede aufmachen«, sagte einer.
    »Jasörr. Bin noch dabei, nach dem bestmöglichen Platz zu suchen. Hab gedacht, auf dem leeren Grund neben der Sägemühle, falls noch kein anderer sein Auge drauf geworfen hat.«
    Die Männer verständigten sich mit einem Blick. Dann fuhr der zweite fort: »Schön, Junge, wir wollen keine Zeit verschwenden. Kommen wir gleich zur Sache. Du bist Schmied, prima. Aber falls du deine Arbeit in dieser Stadt ausüben willst, dann nur als Angestellter eines weißen Mannes, dem der Laden gehört. Verstanden?«
    Eine derartige Wut wallte in Tom auf, daß er fast eine Minute brauchte, bis er einigermaßen ruhig antworten konnte.
    »Nein, Sörr, ich hab nicht verstanden«, sagte er langsam. »Meine Familie und ich, wir sind jetzt freie Bürger. Wir sind dabei, unser Leben genauso einzurichten wie jeder andre. Wir arbeiten hart, und wir tun das, wovon wir etwas verstehen.«
    Er schaute den Männern gerade in die Augen.
    »Wenn ich das nicht besitzen darf, was ich mit meinen eigenen Händen erarbeite – dann ist das hier kein Platz für uns.«
    Der dritte Weiße sagte scharf: »Wenn du so denkst, mein Lieber, dann wirst du’s in diesem Staat verdammt schwer haben.«
    »Gut. Noch sind wir ans Rumreisen

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