Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Polizei.«
»Du hast die Frau doch gehört. Sie will das Geld und damit basta. Mehr will ich zu diesem Thema nicht mehr hören.«
»Besser jetzt als nie! Komm schon, Thomas.«
Statt ihr zu antworten, lieà Thomas Lehmann seine Frau im Wohnzimmer stehen und ging in die Küche. Dort griff er im Weinregal nach einer beliebigen Flasche Rotwein, schenkte sich ein Glas ein und trank es auf einen Zug leer. Gleich darauf schenkte er sich ein zweites Glas ein. Er zog es vor, in der Küche zu bleiben, um nicht weiter mit seiner Frau über die Situation sprechen zu müssen. Einen kleinen Moment wartete er ab, ob seine Frau ihm in die Küche folgen würde, als sie es nicht tat, leerte er auch das zweite Glas in einem Zug. Dann ging er zurück in den Wohnflur, von dem aus eine Wendeltreppe in das obere Stockwerk führte. Der Raum über dem Wohnzimmer war bewusst offen gehalten worden, sodass auf der nächsten Ebene eine Galerie entstanden war, über die man in die übrigen Zimmer gelangte. Oben angekommen steuerte er das Schlafzimmer an. Nach den anstrengenden letzten Tagen wollte er einfach nur noch schlafen. Als er die Rollos herunterlassen wollte, überlegte er es sich anders und trat auf die Dachterrasse, um noch kurz Luft zu schnappen. Unter ihm, auf dem vorragenden Balkon des Wohnzimmers, stand seine Frau und rauchte, das tat sie im Moment ständig. Er hatte einfach keine Kraft mehr für eine weitere Diskussion mit ihr und drehte sich weg, um wieder hineinzugehen. Dabei blieb er an einer der englischen Rosen hängen, die in zahlreichen Blumenkübeln Garten und Haus schmückten. Seine Frau hörte das Geräusch und schaute zu ihm hoch.
»Thomas, wir müssen reden.«
Wie er diesen Satz hasste. Es gab nichts zu reden. Morgen würden sie das Geld übergeben, damit war die Sache aus der Welt. Und zur Polizei konnten sie nicht. Diese Entscheidung hatte er bereits getroffen, da gab es gar nichts zu reden oder zu diskutieren.
»Ich muss kurz die Augen zumachen!«
»Bist du bescheuert! Ich kann seit Tagen nicht mehr schlafen! Wir müssen hier eine Entscheidung treffen«, keifte ihn seine Frau an.
»Wir gehen nicht zur Polizei, und ich überbringe morgen das Geld. Das gibt es nichts zu entscheiden und auch nichts zu reden.«
»Du bestimmst hier also?«
»Mein Gott«, er war mit seiner Kraft wirklich am Ende, und Elisabeth lenkte die Diskussion in eine Grundsatzdebatte. Diese Debatte war nicht zu gewinnen, er schwieg also und ging ins Schlafzimmer zurück. Dort lieà er sich in Anzug und mit Schuhen kerzengerade aufs Bett fallen. »Thomas!«, hörte er Elisabeth noch brüllen.
Er umklammerte das Kopfkissen und wünschte sich, ein kleiner Junge zu sein, der eine schlechte Note in der Schule geschrieben hat und nichts weiter. Gleich würde seine Mutter kommen und ihn trösten. Doch stattdessen hörte er, wie Elisabeth die Treppe nach oben kam, immer zwei Stufen auf einmal. Sie hatte die Tür noch nicht richtig aufgemacht, da ging es los.
»Wie kannst du nur an Schlaf denken!«
»Ich kann das, weil ich sterbensmüde bin! Weil ich genauso unter Druck stehe wie du! Weil ich trotzdem heute arbeiten war. Irgendwoher muss das ganze Geld ja kommen! Und weil ich mich nicht zu Hause hab ausruhen können. Seit Tagen nicht.«
Den letzten Satz sagte er so laut, dass Elisabeth erschrak. Das war doch alles nicht ihre Schuld! Sie mussten diese schrecklichen Tage doch gemeinsam durchstehen und nicht auch noch miteinander streiten. In guten wie in schlechten Zeiten!
»Thomas, wenn du jetzt nicht sofort mit mir sprichst, rufe ich die Polizei an. Dann kannst du sehen, was du machst!« Sie drehte sich um und ging wieder hinunter.
Thomas fluchte. Er nahm ein Kissen und warf es wütend gegen die Wand. Eilig stand er auf und ging zu ihr.
»Was â«, brüllte er sie an, »was willst du? Ich hab gesagt, wir gehen nicht zur Polizei. Damit aus und Schluss!« »Nur weil du das entschieden hast, heiÃt das noch lange nicht, dass ich dir blind folge. Wir brauchen die Polizei. Kapierst du das denn nicht?«
Sie nahm eines der Seidenkissen vom Ledersofa und schleuderte es ihm entgegen. Thomas wich aus. Das Kissen fiel auf die Marmorfliesen.
»Die Bullen sind das Letzte, was wir gerade brauchen. Das wiederum, meine SüÃe, verstehst du nicht.«
Elisabeths Blick fiel auf das Telefon, das sie nach
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