Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
sagen.
»Schwarz oder mit Milch?«
»Hm, mit Milch«, entschied sich Olivia.
Während Elisabeth sich an der teuren Luxuskaffeemaschine zu schaffen machte, tigerte Moritz durch den Raum und wartete ungeduldig darauf, dass das Geräusch, das beim Mahlen von Kaffee entstand, verklungen war. Dann nahm er das Gespräch auf.
»Frau Lehmann, wir haben Grund zu der Annahme, dass sich mit der Entführung jemand an Ihrem Mann rächen wollte.«
Elisabeth drückte Olivia den fertigen Kaffee in die Hand und schaute Moritz überrascht an.
»Rache an meinem Mann? Wieso sollte sich jemand an ihm rächen wollen?«
»Haben Sie keine Idee, wer das sein könnte?«, hakte Moritz nach.
»Mein Mann ist ein ehrlicher Geschäftsmann. Er verkauft Immobilien. Er hat mit kriminellen Machenschaften nichts zu tun. Das ist alles. Oder gibt es etwas über meinen Mann, das ich nicht wei�«
»Nein«, beruhigte sie Olivia.
»Auch ehrliche Geschäftsmänner können Feinde haben«, fuhr Moritz fort.
»Als Ihr Mann vor fünf Jahren mehrere Wohngebäude in Käfertal renovieren lieÃ, mussten viele Mieter, die lange in den Wohnungen gelebt hatten, ihre Häuser verlassen und sich nach etwas anderem umsehen«, erklärte Olivia.
»Warum das denn?« Elisabeth verstand nicht.
»Weil sie sich die neuen Wohnungen mit den höheren Mieten nicht mehr leisten konnten, ganz einfach«, stellte Moritz klar.
»Ich bin keine Expertin, aber meines Wissens mussten die Wohnungen unbedingt erneuert werden.«
»Das mussten sie wohl. Es ist allerdings immer eine Frage des Blickwinkels. Die Mannheimer Hausverwaltung wollte die Wohnblöcke renovieren, damit sie nicht zusammenfielen, das ist richtig. Die Bewohner wollten das aber nicht, weil ihnen klar war, dass die Mieten nach der Renovierung steigen würden und sie sich ihre Wohnungen wahrscheinlich nicht mehr leisten können«, erklärte Olivia.
Elisabeth verstand.
»Dafür kann aber mein Mann doch nichts. Er kann weder etwas für den Auftrag der Mannheimer Hausverwaltung noch etwas dafür, dass einige Anwohner die neuen Mieten nicht mehr zahlen konnten.«
»Das stimmt nun wiederum«, sagte Olivia, »wie ich schon sagte, das ist alles eine Frage des Blickwinkels.«
»Trotzdem könnten einige Anwohner die Schuld für ihre missliche Lage durchaus Ihrem Mann in die Schuhe geschoben haben. Er ist vermögend und erfolgreich, und er führte den Umbau durch. Sie kannten sein Gesicht. Da hat man schnell jemanden, auf den man seinen Hass projiziert.«
»Mein Gott, das hat Thomas aber nicht verdient.«
Die Kommissare lieÃen Elisabeth eine Weile alleine mit ihren Gedanken. Bislang hatte sie das Geschäft ihres Mannes immer als reinen Erfolg betrachtet, dass darunter auch Menschen litten, hatte sie noch nie so gesehen.
»Einen kleinen Augenblick«, sagte Elisabeth schlieÃlich und ging ins Wohnzimmer, um ihren Tee zu holen. Als sie wieder zurück war, nahm sie einen groÃen Schluck.
»So habe ich das noch nie gesehen«, stimmte sie Olivia zu, »aber so kann man es natürlich auch interpretieren.« »Frau Lehmann, wir haben einen Verdacht, wer hinter der Entführung stehen könnte, aber dafür brauchen wir unbedingt Ihre Mitarbeit«, erklärte Olivia.
»Ich werde mein Bestes geben. SchlieÃlich will ich wissen, wer meinem Kind so etwas angetan hat.«
»Gut.« Olivia strich mit der Hand über Elisabeths Arm. »Die Entführer haben ungewöhnlich lange mit der Lösegeldübergabe gewartet. Können Sie uns erzählen, wie das alles vonstatten ging? Wann die Entführer angerufen haben?«
»Das meiste habe ich Ihnen ja schon auf der Wache erzählt«, fing Elisabeth an, »aber es gibt etwas, das ich in der Hektik vergessen habe.«
»Erzählen Sie.«
»Es gab eine erste geplante Geldübergabe. Sie sollte Sonntagnacht stattfinden. Die Entführer haben uns zum Rangierbahnhof in Mannheim bestellt. Mein Mann hat das Ganze alleine übernommen, ich bin zu Hause geblieben. Thomas kam spät in der Nacht zurück und meinte, dass die Entführer nicht gekommen seien. Genau wie heute Morgen.«
»Wann genau kam er zurück?«, fragte Olivia nach.
»Gegen 2:30 Uhr oder auch später. Er meinte, er habe ziemlich lange auf die Entführer gewartet. Sie seien aber nicht gekommen.«
Olivia
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