Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
legte das Telefon zur Seite und umarmte Lukas.
»Was ist mit Papa?«
»Du kennst ihn doch, er ist beschäftigt«, antwortete Elisabeth und unterdrückte mit aller Gewalt ihre Tränen. »Papa kommt sicher heute Abend nach Hause, dann freut er sich, dass du wieder da bist.«
Allerdings war sich Elisabeth nicht sicher, ob ihr Mann nach Hause kommen würde, auch fragte sie sich, ob sie das überhaupt wollte. Sie waren seit Jahren keine Familie mehr, und die Entführung von Lukas hatte gezeigt, wie weit sie sich voneinander entfernt hatten.
»Wir haben die Telefonabhöranlage abgebaut, Frau Lehmann«, unterbrach einer der Polizisten ihre Gedankenwelt.
Elisabeth nickte.
»Danke für Ihre Hilfe.«
»Wir müssen Sie allerdings bitten, am Nachmittag noch einmal im Polizeipräsidium Mannheim vorbeizukommen, um den ganzen Papierkram zu erledigen.«
»Kein Problem«, seufzte sie.
Nun wollte sie sich erst einmal ausruhen. Sie war überglücklich, dass die ganze Entführung so glimpflich ausgegangen war. Alles fühlte sich etwas unwirklich an. Lukas stand gesund und munter vor ihr, weshalb sie kaum glauben konnte, was in den letzten Tagen geschehen war. Eigentlich nahm sie immer ein heiÃes Bad, um zu entspannen, aber dieses Mal wollte sie einfach nur Lukas im Arm halten.
Als die Polizisten gegangen waren, nahm sie eine groÃe Decke und legte sich mit ihm auf die Couch. Nie wieder würde sie ihn aus den Augen lassen, sie war sich ganz sicher. Nie wieder. Zärtlich streichelte sie ihm mit ihrer Hand über die Wange. Schon lange hatte er sich geweigert, seine Mutter so nah an sich heranzulassen, doch nun, nach den Ereignissen der letzten Tage, lieà er es geschehen und genoss die Zärtlichkeit, als wäre er ein Dreijähriger.
Wie lange sie so dalagen, konnte Elisabeth im Nachhinein nicht mehr sagen, vielleicht eine halbe Stunde oder auch viel mehr. Sie war eingenickt gewesen und hatte keine Uhr am Handgelenk. Nachdem sie wieder zu sich gekommen war, wickelte sie sich aus der Decke und legte sie so um ihren Sohn, dass dieser in Ruhe weiterschlummern konnte. Vorsichtig stand sie auf, damit Lukas davon nichts merkte.
»Ich bin gleich zurück!«, flüsterte sie mehr zu sich als zu ihm.
Sie ging in die Küche, setzte heiÃes Wasser auf und bereitete sich einen Kräutertee zu, der laut Packungsbeilage dazu beitragen konnte, sich zu entspannen. Als der Tee eine Weile gezogen hatte, trug sie die Tasse ins Wohnzimmer und lieà sich auf einem der Sessel nieder. Sie betrachtete ihren Sohn und war überglücklich, dass er wieder zu Hause war. Bis ins Mark war sie erschöpft nach all der Hektik der letzten Tage, aber der Kampf hatte sich gelohnt. Lukas war wieder zu Hause.
Durch ihre Gedanken hindurch hörte sie die Geräusche eines Wagens, der in die Einfahrt einbog. Es war nicht Thomasâ Auto. Schnell stellte sie den Tee ab und ging zu einem der Vorderfenster, um hinausspähen zu können. Es waren die beiden Kommissare der Mordkommission.
Nachdem Olivia und Moritz geklingelt hatten, öffnete Elisabeth ihnen die Tür. Sie war sehr froh, vor allem Olivia noch einmal zu sehen. Während sie ihnen im Präsidium alles erzählt und auf die Ãbergabe gewartet hatte, hatte sie sich sehr zu der Frau hingezogen gefühlt und viel Vertrauen zu ihr gefasst.
»Lukas ist wieder da!«, rief sie den beiden Ermittlern entgegen, bevor diese etwas sagen konnten.
»Das wissen wir. Sehr schön, das freut mich für Sie«, sagte Olivia.
»Wir sind allerdings in einer anderen Angelegenheit hier«, unterbrach Moritz die fröhliche Stimmung, »in einer sehr ernsten Angelegenheit. Dürfen wir reinkommen?«
»Aber gerne doch.«
Sie kamen an der Wohnzimmertür vorbei und sahen, wie Lukas eingehüllt in einer kuscheligen Decke auf dem Sofa schlief. Elisabeth deutete den beiden an, leise zu sein, die Ermittler verstanden sofort. Olivias Blick schweifte über den friedlich schlafenden Jungen, sie freute sich riesig, ihn gesund und munter im Hause seiner Mutter zu sehen.
»Wir gehen in die Küche«, flüsterte Elisabeth.
Dort angekommen, sprach sie etwas lauter: »Darf ich Ihnen einen Kaffee oder sonst etwas zu trinken anbieten?«
»Nein, danke«, antwortete Moritz, der nur schnell mit Elisabeth sprechen und dann wieder los wollte.
»Gerne«, hörte Moritz hingegen Olivia
Weitere Kostenlose Bücher