Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
ist er ein paar Tage lang mit seinen Jungs um die Häuser gezogen und dann verkatert und total fertig wieder zu mir zurückgekommen.«
»Wie ein reuiger Hund«, dachte Moritz laut.
»Was ist dann geschehen?«, fragte Olivia.
»Irgendwann sind Sie bei mir aufgetaucht und haben mir erzählt, dass Andreas tot ist. Da war alles irgendwie aus. Zuerst wollte ich die Entführung doch noch zu Ende bringen. Ich wollte Genugtuung, und mit dem Geld wollte ich endlich ein schönes Leben anfangen. Ich hatte das Gefühl, dass ich das nach dem Tod von Andreas absolut verdient hätte, wo doch jetzt eh alles nur noch schrecklich war.« »Sie wollten nicht zur Polizei?« Moritzâ Stimme klang scharf.
»Davor hatte ich Angst, ich wusste nicht, ob man mir die Entführung anhängen würde. Und wie ich gesagt hab, ich wollte Genugtuung.«
»Warum haben Sie den Jungen dann freigelassen«, schaltete sich Olivia wieder mit ein.
»Ich kam nach dem ersten Schock über Andreasâ Tod zur Besinnung. Der arme Junge konnte ja nichts für all das. Er sollte frei sein. Dafür wollte ich den Mörder so bestrafen, wie er Andreas gestraft hatte. Er sollte ersticken.« »Ich bin sehr froh, dass Sie zur Vernunft gekommen sind, Frau GroÃ. Das wird sicherlich zu einem milden Urteil führen«, versuchte Olivia die Frau zu trösten.
Es war später Abend, als Thomas endlich vernehmungsfähig war. Er wurde mit einem bewachten Krankentransport vom Theresienkrankenhaus nach L6 ins Polizeipräsidium gefahren, wo Moritz und Olivia auf ihn warteten. Zwei Polizisten führten ihn in den Verhörraum, Olivia und Moritz folgten ihnen und setzten sich dem Verdächtigen gegenüber. Hinter der Spiegelwand standen Fatih und Dr. Klose, die gespannt auf die Ausführungen von Lehmann waren.
»Was halten Sie von unserem neuen Team, Dr.Ãstbas?« Fatih zögerte einen Moment, er wollte unbedingt etwas Kluges sagen.
»Ich glaube, dass wir da einen groÃen Fang für Mannheim gemacht haben. Olivia von Sassen schafft es, aus Moritz Martin noch ein wenig mehr herauszuholen.«
Dr. Klose räusperte sich. »Das sehe ich ganz genauso. Ich habe die beiden ja zusammengebracht«, gab er stolz und selbstüberzeugt von sich.
Fatih zog seufzend die Augenbrauen nach oben. So viel Selbstüberschätzung und Selbstverliebtheit mochte er gar nicht. Dann lauschten beide dem Gespräch, das auf der anderen Seite der Spiegelwand geführt wurde.
»Erzählen Sie uns, was letzten Sonntag im S-Bahn-Waggon geschehen ist, Herr Lehmann«, begann Olivia.
»Ich habe doch das Recht auf einen Anwalt, oder? Bis dieser nicht hier ist, schweige ich.« Thomas verschränkte die Arme.
»Herr Lehmann, gerade haben wir Sie und Ihren Sohn gerettet. Wir sind nicht Ihre Feinde«, antwortete ihm Olivia und sah ihn streng an. Sie wartete eine Weile und musterte ihn dabei. Dann fuhr sie fort: »Natürlich können Sie auf Ihren Anwalt warten, aber warum denn? Wenn Sie mit uns kooperieren, kann sich das positiv auf den Richterspruch auswirken.«
Er schwieg weiter.
»Mit dieser Haltung sehen Sie für mich aus wie ein eiskalter Mörder«, bemerkte Moritz ganz beiläufig, »und denen glaubt man eh nicht.«
Sein Blick traf den von Olivia.
»Sie sind kein kaltblütiger Mörder. Das wissen Sie und ich. Fangen Sie nicht jetzt mit dieser Rolle an«, bat Olivia.
Jetzt sog er die Luft des Raumes tief in sich ein. Er wusste nicht, wo er beginnen sollte und was danach mit ihm geschehen würde. Deshalb schwieg er zunächst. Moritz sprang für ihn ein.
»Sie sind mit dem Lösegeld von Weinheim nach Mannheim zum Rangierbahnhof gefahren, weil der Entführer das so von Ihnen verlangt hatte. Richtig?«
Thomas nickte und fing nun doch zu sprechen an.
»Das ist richtig.«
Er nahm einen Schluck aus dem Glas mit Wasser, das standardgemäà immer im Verhörzimmer stand.
»Der Entführer hatte am Telefon gefordert, dass ich um 23:30 Uhr mit dem Geld auf dem Parkplatz vor der SAP-Arena warte. Dann würde er mich anrufen und mir die genauen Details der Ãbergabe bekanntgeben.«
Er machte einen Moment Pause. Die Erinnerung an letzten Sonntag schmerzte ihn zu sehr.
»Sie erhielten den Anruf?«, fragte Olivia.
Wieder nickte Thomas.
»Ich war pünktlich am Parkplatz. Kaum war ich dort, klingelte mein Handy. Es war wieder
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