Wyoming 2 - Wildes Herz
nicht unterhaltsam finden würde, fügte Billy eilig hinzu: »Hast du die Blondine heute morgen gesehen? Das ist seine Schwester. «
Colt ging nicht auf die Frage ein, und sein Blick fiel auf den Fremden. Die Herzogin saß neben ihm, zu dicht neben ihm.
»Wer ist dieser Kerl überhaupt? «
»Dryden heißt er, Miles Dryden. «
Colt legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Erinnert er dich an jemanden, Junge? «
»Das könnte ich nicht behaupten. Wieso? «
»Mir kommt es vor, als hätte ich ihn irgendwo schon mal
gesehen. «
»Vielleicht, als du mit Jessie und Chase im Osten warst? Er behauptet, er käme von dort. «
Colt schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, so lange ist es noch nicht her, daß ich ihn gesehen habe. Bist du sicher, daß du ihn nicht wiedererkennst? «
»Bist du sicher, daß du ihn kennst? «
Colt starrte den Mann noch einmal erbittert an, ehe er seinen Blick abwandte. »Ja. Es wird mir bald wieder einfallen. « Dann sah er Billy scharf an. »Was waren das für Geschichten, die er erzählt hat? «
Bei dieser Frage errötete Billy, da er glaubte, sie geschickt unterbunden zu haben. »Geschichten eben. «
»Erzähl schon«, war alles, was Colt sagte.
»Er kommt aus dem Osten, Colt«, sagte Billy zu seiner Verteidigung. »Du weißt selbst, daß ein kleiner Indianerüberfall die Leute aus dem Westen kalt läßt, aber ein Greenhorn bauscht diese Geschichten immer gleich gewaltig auf. «
»Er ist überfallen worden? «
»Beide. Er und seine Schwester. «
»Und er hat den ganzen Abend gebraucht, um diese Geschichte zu erzählen? «
Billy grinste, da es jetzt so aussah, als würde dieses Thema Colt ganz gegen seine Erwartungen doch kalt lassen. »Du kennst das doch selbst. Jemand kommt in die Stadt und erzählt, er sei beinahe skalpiert worden, und schon muß jeder, dem etwas Ähnliches passiert ist oder der auch nur von etwas Ähnlichem gehört hat, seine Geschichte erzählen. Dryden hat in Silver City genug Geschichten zu diesem Thema gehört, um ein Buch damit zu füllen. «
»Dann war er schon vor uns da? «
»Schon ein paar Monate lang. Warum? «
»Ich wollte es nur wissen. «
Colt war jetzt in einem Punkt beruhigt. Dryden arbeitete also nicht für Longnose. Das hieß immer noch nicht, daß es ihm paßte, wenn die Herzogin Fremde mitnahm. Sie hätte wissen müssen, daß das nicht ungefährlich war.
Ein paar Bissen später fragte Colt: »Was zum Teufel esse ich hier eigentlich? «
Billy lachte. »Eine von Philippes Spezialitäten. Schmeckt gut, findest du nicht auch? «
»Die Sauce erschlägt jeden Fleischgeschmack. « Colt stellte den Teller angewidert zur Seite. »Und was will der jetzt schon
wieder? «
Billy drehte sich um und sah, wer Colts Aufmerksamkeit jetzt auf sich gezogen hatte. Parker Grahame starrte ihn an, und zwar keineswegs freundlich.
»Er... äh... man könnte sagen, daß er ein wenig verärgert ist, seit du damals in der Nacht die beiden Diebe zur Strecke gebracht hast, die die Herzogin ausrauben wollten. «
»Hätte ich sie etwa in aller Ruhe ihren Raub begehen lassen sollen? «
Billy grinste. »Ich glaube, er hat etwas dagegen, daß du zu ihrer Rettung gekommen bist, da das doch seine Aufgabe gewesen wäre. Schließlich bist du ihr schon öfter zur Hilfe gekommen, und das paßt ihm nicht allzu gut in den Kram. «
»Und dafür will er Kopf und Kragen riskieren? «
Billy spannte sich an. »Wovon sprichst du? «
»Der Mann entschließt sich gerade herzukommen, und nicht etwa, weil ihm langweilig ist. «
»Himmel! Bring ihn um Gottes willen nicht um! Er ist mehr oder weniger der Sprecher aller anderen, da er ihr Boß ist, und sie haben es ziemlich satt, daß du ihrer Herrin mit dieser Respektlosigkeit begegnest. Ich weiß, daß du es absichtlich tust, aber sie weiß es nicht, und die anderen können es auch nicht wissen. Ich glaube, heute morgen hast du sie soweit gebracht, diesmal nicht mehr den Mund zu halten. «
»Stimmt genau, Mr. Ewing«, sagte Parker, der hinter ihm stand.
Billy drehte sich nicht zu dem Engländer um. Er starrte Colt an und fürchtete dessen Reaktion. Wenn man bedachte, daß er schon verdammt schlecht aufgelegt war, seit sie sich der Herzogin angeschlossen hatten, stand nicht zu hoffen, daß es jetzt anders sein könnte. Und man legte sich einfach nicht mit Colt an, wenn er schlecht aufgelegt war.
Colt lehnte sich auf lässige Art an seinen Sattel und störte sich gar nicht daran, daß der Mann aufgebracht dastand. »Wenn Sie
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