Wyoming 2 - Wildes Herz
der in Jocelyn aufgekeimt war, erst recht die Möglichkeit, sich hochzuschaukeln. Wenn sie Colts Gefühle bisher noch verstanden hatte, dann billigte sie seine Ablehnung jetzt nicht. Ihr tat nicht leid, was zwischen ihnen gewesen war. Sie bereute es nicht, und sie hatte nicht vor, sich dafür zu entschuldigen, daß sie ihn begehrt hatte. Es stimmte zwar, daß er sich ihr standhaft widersetzt hatte, aber hatte sie ihn etwa mit vorgehaltener Waffe gezwungen, sich zu ihr ins Bett zu legen? Nein, ganz gewiß nicht. Darum war es nicht gerecht, daß er jetzt wütend auf sie war, und sie hatte die Absicht, ihm das bei der nächsten Gelegenheit, die sich bot, mitzuteilen.
Kapitel27
Sämtliche Instinkte hatten Colt gewarnt, er sollte sich dem Lager in jener Nacht fernhalten. Ihm war die Sturheit der Herzogin bereits bekannt, und er hatte wenig Zweifel daran, daß sie, einmal zur Konfrontation entschlossen, nicht davon ablassen würde. Aber er war noch nicht soweit, noch lange nicht. Allein die Vermutungen, die er in bezug auf sie angestellt hatte, hatten ihn schon so weit gebracht, daß er Streit
suchen mußte, aber es würde zehnmal schlimmer werden, wenn sich seine Vermutungen bestätigten. Und wenn ein bloßer Verdacht ihm schon derart zusetzte, was würde dann erst die Wahrheit mit ihm anrichten?
Wenn er sich in ihr täuschte, stellte ihn das natürlich vor ein ganz anderes Problem, in mancher Hinsicht sogar ein i noch viel größeres. Ihm setzte zu, was ihn dazu gebracht j hatte, ihr Geschenk anzunehmen, ungeachtet der Tatsache, daß er sich geschworen hatte, nie mehr eine weiße Frau anzurühren. Und es würde wieder geschehen - falls er sich in ihr täuschte. Und wenn es noch einmal dazu käme, fürchtete er, es könne allzu leicht dazu führen, daß er sie dauerhaft für sich haben wollte, wenn er auch verdammt gut wußte, daß das unmöglich war.
So oder so war es besser für ihn, die Wahrheit jetzt noch nicht zu erfahren, jedenfalls nicht, solange er nicht sicher war, seine Reaktionen kontrollieren zu können. Er wußte nicht nur das, sondern auch, daß der Rotschopf ihn wie immer drängen würde, und trotzdem ritt er in jener Nacht ins Lager zurück.
Auch das war ihre Schuld, denn sie hatte ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt einen Fremden in ihrem Kreis aufgenommen, als Colt gerade soviel anderes durch den Kopf gegangen war, daß er den Neuankömmlingen, die nach ihnen in der Stadt eingetroffen waren, keine Beachtung geschenkt hatte. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die er ergriffen hatte, war es nicht ausgeschlossen, daß ihr Feind sie in den zwei Tagen, die sie in Silver City verloren hatten, eingeholt hatte. Die Gefahr folgte dieser Frau wie ein herrenloser Hund, und daher konnte es durchaus sein, daß der Fremde von dem Engländer engagiert worden war. Das war zwar alles andere als wahrscheinlich, aber schon das kleinste Risiko bereitete Colt Sorgen. Wenn er auch noch so oft behauptet hatte, er werde sie nicht beschützen, war ihm doch der Gedanke unerträglich, es könne etwas passieren und er sei nicht da, um es zu verhindern - und das bloß, weil er sich vor einer Konfrontation mit dieser Frau fürchtete.
Als es zur Auseinandersetzung kam, kam sie jedoch aus einer ganz unerwarteten Ecke.
Es war schon sehr spät, als Colt ins Lager ritt, doch mehr als die Hälfte der Leute war noch auf, darunter auch die Herzogin. Er konnte spüren, daß ihre Blicke ihm folgten, als er auf Billys Lagerfeuer zuging, nachdem er sein Pferd für die Nacht zu den anderen Pferden gebracht hatte. Sie saß mit einer Reihe von Männern und ihrer Zofe vor einem anderen Lagerfeuer - und mit dem Fremden.
Billy, der sich von dieser Gesellschaft entfernt hatte, als er Colt bei den Pferden stehen sah, reichte ihm den Blechnapf mit dem Essen, das er im allgemeinen am Feuer für Colt warmhielt. Colt klagte inzwischen nicht mehr darüber, daß es sich immer um die Gerichte handelte, die der Koch der Herzogin zubereitete. Meistens war er zu müde, um überhaupt wahrzunehmen, was er aß.
»Ich hätte nicht gedacht, daß du heute abend hier schläfst. «
Mit einem Blick auf all die anderen Feuer, um die die Menschen noch herumsaßen, erwiderte Colt: »Es sieht nicht so aus, als wollte heute irgend jemand schlafen gehen. «
Billy zuckte die Achseln. »Der Neue hat die tollsten Schauermärchen erzählt. Wahrscheinlich hat er manchen von ihnen Angst eingejagt. « Als er wieder an die Geschichten dachte und sich klarmachte, daß Colt sie gar
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