Wyoming 2 - Wildes Herz
etwas zu sagen haben, Grahame, dann spucken
es aus. «
»Ihr Bruder hat es bereits gesagt. Wenn Sie nicht einen Funken Anstand in Ihrem Benehmen aufbieten können... «
»Dann tun Sie was? « fiel ihm Colt hämisch ins Wort. »Mich zu einem Duell herausfordern? «
»Verdammt noch mal, Colt! « warf Billy ein, aber es war schon zu spät.
Parker ging bereits um ihn herum auf Colt zu und war so wütend, daß er keinen Moment lang nachdachte, sondern Colt schlicht und einfach an seiner Hemdbrust auf die Füße zog. Parker erschien es nicht im geringsten merkwürdig, daß Colt das mit sich geschehen ließ und auch nichts unternahm, um die Faust abzuwehren, die ausholte, um ihn zusammenzuschlagen, denn Parker faßte immer noch keinen klaren Gedanken, sondern reagierte rein intuitiv. Doch die Erziehung von Jahren brach im allerletzten Moment durch und ließ ihn zögern, wenn auch nur einen Moment lang.
Es war Parkers Pech, daß ihre Blicke sich in dem Moment trafen und sein Selbstvertrauen reichlich erschüttert wurde. Er hatte das gräßliche Gefühl, dem Tod ins Auge zu schauen. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie vor einem Kampf zurückgeschreckt, es nie nötig gehabt und auch noch nie eine Niederlage einstecken müssen. Aber irgendwie hatte er ganz vergessen, mit wem er es hier zu tun hatte-mit einem Mann, der sich nicht an gewöhnlichen Maßstäben messen ließ, einem Mann, der verdammt viel von diesen Wilden hatte, über die Dryden den ganzen Abend lang Geschichten erzählt hatte, einem Mann, der mit Sicherheit Todesarten kannte, die ihm im Traum nicht eingefallen wären. Und er hatte ihn zum Duell herausgefordert?
»Sir Parker, lassen Sie ihn sofort los. «
Eine gebieterische Stimme, die Stimme der Vernunft und zugleich seine Rettung. Parker gehorchte mit größter Erleichterung.
Colts Reaktion war gegenteilig. »Mist! « Er funkelte die Herzogin, die nicht weit von ihnen stand, wütend an. »Der Mann hat beträchtliche Differenzen mit mir ausgetragen. Wer zum Teufel hat Sie aufgefordert, sich einzumischen? «
Selbst wenn sein verbaler Angriff sie nicht vorübergehend sprachlos hätte dastehen lassen, hätte Jocelyn keine Gelegenheit zu einer Antwort gehabt. Die Waagschale neigte sich für Parker, der bei dieser letzten Unverschämtheit wieder rot sah und mit der Faust ausholte.
Der Hieb erwischte Colt seitlich im Gesicht, doch sein Kopf drehte sich kaum. Da der Schlag jedoch in einem Moment gekommen war, in dem Colt in eine andere Richtung gesehen hatte, hielten jetzt alle, die zusahen, den Atem an und warteten Colts Reaktion ab. Parker fühlte sich ganz besonders elend, da er noch nie so heimtückisch auf einen Gegner eingeschlagen hatte. Er war zutiefst erstaunt, als Colt sich langsam zu ihm umdrehte und ihn angrinste.
»Sie haben ganz schön lange gebraucht, Engländer«, sagte er noch, ehe er Parker mit dem Handrücken zu Boden schlug.
Billy fing Colts Waffe und sein Messer auf, da ihm beides zugeworfen wurde, und dann machte er den beiden einfach Platz. Jocelyn mußte ebenfalls zurücktreten, als beide Männer durch das Feuer aufeinander zusprangen und Funken in alle Richtungen sprühten.
»Komm mit, meine Liebe«, sagte leise Vanessa, die an ihre Seite getreten war. »Du kannst sie jetzt nicht mehr davon abhalten, und das solltest du auch gar nicht versuchen. «
»Nicht versuchen? Aber sie... «
»Benehmen sich scheußlich, ich weiß, aber dein Thunder hat es offensichtlich nötig, irgend jemandem Gewalt anzutun. Mir ist es lieber, wenn er sich Sir Parker vornimmt und nicht dich. Und jetzt komm. «
Jocelyn biß sich auf die Unterlippe, dachte wieder daran, wie feindselig Colt ihr an jenem Morgen gegenübergetreten war, und sah, wie wild er sich jetzt gebärdete. Trotz allem, was Vanessa gesagt hatte, glaubte sie nicht, daß er ihr etwas angetan hätte, wenn er auch noch so wütend war. Und sie war noch dazu selbst wütend. Schließlich war sie kein zartes und einfältiges Geschöpf, das sich vor dem Unwillen eines Mannes verbarg.
»Ich bleibe, Vana«, sagte sie entschlossen. »Ich werde nicht versuchen, sie zurückzuhalten, aber wenn sie damit fertig sind, werde ich ihnen sagen, was ich zu sagen habe. «
Kapitel 28
Colt fühlte sich einfach prächtig. Ihm tat alles höllisch weh, aber innerlich hatte er die Kontrolle über sich wiedergefunden. Seine Gefühle hatten ein Ventil gefunden, und seine Wut war soweit verbraucht, daß er wieder damit umgehen konnte. Wahrscheinlich konnte er
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