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Wyoming 2 - Wildes Herz

Titel: Wyoming 2 - Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nicht die letzte Stunde geschlagen hatte.
    Er war nicht besonders groß, aber das gehörte auch zu den Dingen, die man nicht zu bemerken schien, oder jedenfalls nicht gleich. Er trug immer einen langen Regenmantel, der fast auf den Boden reichte, und große silberne Sporen, die einen warnten, wenn er nahte, und wenn er in Eile war, machten sie Hackfleisch aus seinem Pferd. Aber er hatte selten Eile. Seine Bewegungen waren langsam und flüssig, und seine Geduld schien grenzenlos zu sein. Man wußte auch nie, was er dachte, denn er war die meiste Zeit über beunruhigend still und lächelte nie. Sogar bei dem kalten Engländer mit den Augen aus Stahl hatte man schon erlebt, daß sich seine Mundwinkel gelegentlich verzogen, nicht jedoch bei diesem Angel.
    Gemeinsam mit zwei früheren Mitgliedern der Clanton Bande, die nichts mehr mit der Fehde gegen die Earps zu tun haben wollten, schon gar nicht nach der Schießerei in Tombstone und den neuerlichen Rachedrohungen, hatten sie ihn in Benson aufgegabelt. Dewane war nach Benson geritten, um einen Fährtensucher aufzutreiben, nachdem sie die Spur der Herzogin zwischen Benson und Tucson verloren hatten. Sie waren jedoch erst nach Tucson geritten und hatten dort feststellen müssen, daß man sie irgendwo auf dem Weg abgehängt hatte. Sie hatten vier Tage verloren, und das hatte den Boß derart geärgert, daß er Pete durch einen Schlag mit dem Handrücken vom Pferd geworfen hatte, als sei das alles seine Schuld.
    Das hatte ihm Pete nicht vergessen... wie hätte er es auch vergessen können? Der blaue Fleck auf seinem Steißbein hatte keine Gelegenheit gehabt zu heilen, da sie hart geritten waren, und die zartrote Stelle auf seiner Lippe, von der sich der Schorf erst kürzlich gelöst hatte, war immer noch sehr empfindlich. Fast hätte er sich an Ort und Stelle von diesem Haufen getrennt, doch Dewane hatte ihn darauf hingewiesen, bei wem die Schuld wirklich lag, nämlich bei diesem verschlagenen Halbblut, das die Herzogin engagiert hatte. Pete wollte sich diesen Mistkerl jetzt selbst vornehmen, der ein so schlechtes Licht auf ihn geworfen hatte, und er rechnete sich aus, nur wenn er noch eine Weile bei dem Engländer bliebe, bekäme er den Kerl in die Finger. Aber so, wie die Dinge liefen und angesichts des neuen Planes, den der Boß ausgeheckt hatte - es war nicht vorgesehen, sich das Halbblut allzu schnell vom Hals zu schaffen, und teuflische Geduld war nötig - sah es nicht so aus, als bekäme er, was er wollte.
    Geduld und Rache ließen sich nicht miteinander vereinbaren, jedenfalls nicht in seinen Augen. Er hätte schon zweimal aus der Nähe auf das Halbblut schießen können, doch beide Male war er davor gewarnt worden. Sie mußten ihrem neuen Plan erst eine Chance geben, doch Pete war der Meinung, als es um den Plan so aussichtslos bestellt war wie um einen Schneeball in der Hölle.
    Rache war alle diese Unannehmlichkeiten nicht wert, ganz gewiß nicht. Er bereute jetzt schon, daß er nicht abgehauen war, als er die Gelegenheit dazu hatte. Jetzt waren sie in New Mexico, und hier kannte er keine Menschenseele, und der Rückzug nach Arizona war weit. Und Angel, mit dem er heute unglücklicherweise reiten mußte, wurde sarkastisch. Wenn er auch noch seine Geduld verlöre, konnte Pete sich gut vorstellen, noch vor Sonnenuntergang den Geiern vorgeworfen zu werden.
    »Bleib stehen, Saunders«, sagte Angel plötzlich.
    Pete spürte, wie sich sein Herz überschlug, als ihm einfiel, was er sich gerade überlegt hatte. Aber als er Angels Blickrichtung folgte, entdeckte er, was Angel sah - zwei winzige Gestalten, die in weiter Ferne Staubwölkchen aufwirbelten.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Pete. »Glaubst du, nach all der Zeit ist er endlich soweit? «
    Angel machte sich nicht die Mühe, etwas darauf zu antworten, und Pete riskierte es nicht, noch einmal zu fragen; sie würden es früh genug sehen. Er folgte dem älteren Mann zu ein paar dichten Beifußsträuchern, hinter denen man sie nicht bemerken würde, solange sie nicht bemerkt werden wollten.
    Die Abmachung lautete, daß sie Tag und Nacht etwa eine Viertelmeile östlich des Weges und drei Kilometer weiter hinten mit dem Geld warten sollten. Diese Distanz war notwendig, damit sie nicht von jemandem entdeckt würden, der sich zurückfallen ließ wie das Halbblut, um die Umgebung auszukundschaften. Der Boß blieb mit den anderen noch weiter zurück, und mindestens ein Tagesritt lag zwischen den beiden Lagern, die

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