Wyoming 2 - Wildes Herz
heimtückischen Ränken bereichert. Jetzt wußte er, daß die Schuld an seinem Scheitern, sie für sich zu gewinnen, nur bei ihm allein lag.
»Hast du das gehört, Angel? « fragte der jüngere der beiden Männer seinen Partner. »Er hat uns die ganze Zeit warten lassen, damit er um sie freien kann. Wenn du mich fragst, hat er das Geld nicht verdient. «
»Und wer hat dich gefragt? « erwiderte der dunklere von beiden, der gefährlicher aussah. »Ich hatte ohnehin nicht vor, soviel Geld an ihn zu vergeuden. «
Ehe die anderen erkannt hatten, was das heißen sollte, zog der Mann seelenruhig seinen 45er Colt von der Hüfte und schoß Miles Dryden mitten zwischen die Augen, ehe er die Waffe genauso ruhig wieder wegsteckte.
Jocelyn bot sich jetzt, da keine Waffen mehr auf sie gerichtet waren, eine Gelegenheit zur Flucht, doch sie war so schockiert von dieser plötzlichen Wendung, die die Ereignisse genommen hatten, daß sie ihre Chance nicht nutzte. | Ein Blick auf Miles hatte ausgereicht, um ihr zu sagen, daß er tot war.
Sie sah nicht zu, als er langsam von seinem Pferd glitt und auf den Boden fiel, sondern sie behielt seinen Mörder im
etwas zu tun, was er nicht tun wollte, mit keinem Mittel. Also mußte er wirklich völlig gewissenlos sein.
Das war eine entmutigende Vorstellung, die sie eine Zeitlang verstummen ließ. Schließlich stellte dieser Mann eine ihrer Hoffnungen dar. Er war von denen, die sie zu Longnose brachten, der Stärkere und der Gefährlichere. Wenn sie es ihm ausreden konnte, sie dem Engländer auszuliefern, und ihn dazu überreden konnte, sie statt dessen zu ihren Leuten zurückzubringen, glaubte sie nicht, daß Saunders ihn davon hätte abhalten können. Aber wie konnte sie mit jemandem reden, der ihr sagte, sie solle sich keine Sorgen über ihre Lebensdauer machen, während er sie in den Tod führte, um jemandem einen Gefallen zu tun, um Gottes willen? Ihr fiel beim besten Willen keine Antwort auf diese Frage ein, es sei denn...
»Sie wissen doch, daß der Engländer vorhat, mich zu töten, oder nicht? «
»Daraus hat er kein Geheimnis gemacht. «
Soviel dazu, daß sie geglaubt hatte, er wüßte vielleicht nicht, welchem Los er sie übergab. »Wissen Sie auch, warum? «
»Was ändert das? «
»In Ihren Augen anscheinend nichts. «
Sie hörte ihn wieder lachen, und wieder biß sie die Zähne zusammen, aber diesmal, weil sie ihn sonst mit allen gemeinen, ekelhaften Schimpfwörtern bedacht hätte, die ihr in den Sinn kamen. Gewissenlos? Unmenschlich hätte es schon eher getroffen. Und hier in dieser Gegend bezeichnete man die Indianer als Wilde.
»Da Sie sich als eine so wertvolle Quelle für Informationen erweisen«, setzte sie wieder mit gepreßter Stimme an, »wären Sie vielleicht so freundlich, mir zu sagen, wie Longnose an Miles Dryden gekommen ist? «
»Wer ist Longnose? «
»Der Engländer. «
»So heißt er also. « Er wirkte überrascht. »Kein Wunder, daß er seinen Namen nicht nennen will. «
Jocelyn seufzte matt. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie dieser verdammte Kerl wirklich heißt, und Sie anscheinend auch nicht, aber was zum Teufel ändert das ? Ich habe Sie gefragt, wie er an Dryden geraten ist. Erinnern Sie sich noch an ihn? Der Mann, den Sie heute umgebracht haben? «
»Temperament hat sie also auch noch. «
Es war ein Kommentar und keine Frage, und daher warf sie ihm ebenfalls eine Äußerung an den Kopf. »Er versteht also doch Englisch. «
Diese trockene Bemerkung entlockte ihm wieder ein Lachen. Aus irgendwelchen Gründen schien sie ihn wirklich zu belustigen, wogegen er sie fast an den Punkt brachte, vor Verzweiflung über seinen Trotz lauthals zu schreien. Aber sie war absolut nicht bereit, zu wüten und zu toben, ebensowenig, wie sie gebettelt oder geweint hätte, denn mit nichts von alledem hätte sie etwas erreichen können, so viel stand für sie fest.
»Dryden? « versuchte sie es noch einmal.
»Warum wollen Sie das wissen? «
»Ihm ist vieles unterstellt worden, aber keinen Moment lang, er könnte zu Ihrer kleinen Bande von Scheusalen gehören. Schließlich war er nicht von der Sorte wie das übrige Gesindel, das Longnose einstellt... ohne Sie beleidigen zu wollen. «
»Nein, natürlich nicht. «
Sie mißachtete die Unterbrechung, stellte aber zufrieden fest, daß man doch durch seine Dickhäutigkeit Vordringen konnte. »Er war nichts weiter als ein harmloser Mitgiftjäger und ganz bestimmt kein Mörder«, hob sie hervor.
»Der gute
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