Wyoming 2 - Wildes Herz
Sie. Aber ich habe Ihrem Freund noch etwas auszurichten. «
Billy drehte sich um und sah Colt an dem einzigen Fenster des Zimmers stehen; er sah auf das unbebaute Grundstück neben Fly's Lodging House herunter. Dahinter lag nichts weiter als eine Prüfstelle, und es bot sich absolut kein Ausblick, der einen fesseln konnte, und daher wußte er, daß Colt Sir Dudley gehört hatte. Er wollte sich nur einfach nicht mit ihm abgeben.
»Vielleicht sollten Sie es mir lieber sagen, und ich gebe es an ihn weiter«, schlug Billy vor.
Sir Dudley erkannte nur zu gut, daß Colt sich aus dem Gespräch zurückgezogen hatte, und daher nickte er. Ihm war ebenfalls klar, daß Colt ihn deutlich hören konnte, doch er wandte sich mit der Nachricht an Billy.
»Dero Gnaden hat damit gerechnet, daß beide Einladungen abgelehnt werden könnten. Wenn das der Fall ist, bestehen meine letzten Anweisungen darin, Mr. Thunder mitzuteilen, dero Gnaden habe sich, wie er es vorgeschlagen hat, nach den Vorurteilen erkundigt, die mit seiner Abstammung verknüpft sind, und einen ausgiebigen Bericht erhalten. Sie wünscht ihm mitzuteilen, daß diese Vorurteile ihr nichts bedeuten und daß sie sich ihnen nicht anschließt. Sie hofft, daß Mr. Thunder dem Rechnung tragen und eine ihrer Einladungen annehmen wird. «
Als Colt sich daraufhin nicht umdrehte, war das ein klarer Beweis dafür, daß er es sich keineswegs anders überlegt hatte. Billy bemerkte jedoch, daß seine Hände sich jetzt an die Fensterbank klammerten und daß sein gesamter Körper eine gespannte Haltung angenommen hatte.
»Ich glaube, Sie haben eine Antwort bekommen, Gentlemen«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Sie dürfen der Herzogin mitteilen... «
»Leg mir nichts in den Mund, was ich nicht gesagt habe, Junge«, ertönte ein Fauchen hinter Billy. »Es gibt keine Antwort. Und jetzt mach diese verdammte Tür zu! «
Billy sah die Boten achselzuckend an, als wolle er damit sagen, wenn Colt schon keine Manieren habe, dann erstrecke sich das nicht auch auf ihn. Aber er machte ihnen die Tür vor der Nase zu. Und er fing stumm an zu zählen und hatte sich vorgenommen, bis fünfzig zu kommen, doch er schaffte es nur bis zehn, ehe er explodierte: »Das war das gröbste, mieseste und empörendste Benehmen, das ich je miterlebt habe. Und auch noch absichtlich, das möchte ich wetten. Aber warum um Himmels willen? Du weißt, daß sie ihr alles berichten werden, und... und das war es dann, oder nicht? «
»Du redest zuviel«, sagte Colt, als er sich umdrehte und nach seinem Halfter griff.
Billy schüttelte den Kopf. »Weißt du, ich habe es gestern schon nicht verstanden, und jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Ich habe mir die Dame genau angesehen, und ich bin mir vorgekommen, als bräche ich durch den Gehsteig, Sie ist wunderschön... «
»Und weiß«, schnitt ihm Colt das Wort ab. Er hatte den
Gürtel umgeschnallt und griff nach seinen Satteltaschen, die am Fußende des Bettes lagen.
Billy war total verstummt, denn plötzlich leuchtete ihm Colts Benehmen restlos ein. Und er fand es fürchterlich. Er hatte noch nie besonders gut mit Colts verbitterten Gefühlen umgehen können, Gefühlen, die auf die gräßliche Zeit zurückgingen, als Colt fast gestorben wäre. Billy liebte seinen Bruder und war der Meinung, daß es keinen besseren, mutigeren und zuverlässigeren Mann gab, und daher verletzte es ihn bis ins Mark, wenn Colt sich selbst herabsetzte und die Haltung dieser weißen Ignoranten mit ihren Vorurteilen annahm, die in ihm den Abschaum dieser Menschheit sahen.
»Ist mir etwas entgangen? Ich könnte schwören, daß ich gehört habe, die Dame gäbe keinen roten Heller darauf, welches Blut in deinen Adern fließt. «
»Sie fühlt sich zu Dankbarkeit verpflichtet, Billy«, erwiderte Colt mit ruhiger Stimme. »Das ist alles. «
»So? Und deshalb warst du so unausstehlich und grob zu ihren Boten? Du willst von ihrer Dankbarkeit nichts wissen, das ist alles? Und deshalb ist sie derart darauf versessen, dich wiederzusehen, nur, um dir ihre Dankbarkeit auszudrücken? Jetzt mal im Ernst, Colt... «
»Es ist mein Ernst. Denk doch, was du willst. Und jetzt lauf' schon zum Stall, und hol' unsere Pferde. Wir treffen uns in fünfzehn Minuten auf der Straße. Wenn wir schnell genug reiten, schaffen wir es rechtzeitig zu einem späten Mittagessen nach Benson zu kommen. «
>Ja, und schinden unsere Pferde bald zu Tode<, dachte Billy verdrossen. Da es schon kurz vor zwölf war und
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