Wyoming 2 - Wildes Herz
Gegner. Der junge Mann, dessen Hand auf der Waffe lag, die aber noch in ihrem Halfter steckte, starrte Colt ungläubig an und rührte keine Hand mehr. Er gab ein jämmerliches Bild ab. Offensichtlich war er nicht sicher, was er jetzt tun sollte - ob er sich geschlagen geben sollte oder ob er das Risiko eingehen sollte, doch noch zu ziehen. Der Umstand, daß Colt keinen Schuß abgab, verstärkte seine Unschlüssigkeit nur noch.
Colt wartete nicht ab, bis er sich zu einem Entschluß durchgerungen hatte. Mit langsamen, zielstrebigen Schritten ging er auf seinen Gegner zu, bis die Mündung seines Peacemaker sich in Rileys bebende Brust grub. Riley war inzwischen klatschnaß geschwitzt und fürchtete sich, die Augen niederzuschlagen, da er nicht mitansehen wollte, wie der Finger sich am Abzug bewegte, aber er hatte auch Angst, seinen Blick von diesen harten blauen Augen abzuwenden, die ihn weiterhin fest ansahen.
Colt roch seine Angst, und er konnte sie ihm auch ansehen, aber im Moment war er nicht allzu gnädig gestimmt. »Wir haben es auf deine Art versucht, du mieser Maulheld«, zischte er mit gesenkter Stimme, damit nur Riley ihn hören konnte. »Und jetzt wirst du dich nach mir richten. «
Mit diesen Worten zog Colt die Waffe von Rileys Brust, holte damit aus und schlug sie ihm ins Gesicht. Der Junge taumelte seitlich, und als er seine Hand auf die Backe legte und sie wieder zurückzog, war sie blutig. Er verstand nicht, was von ihm erwartet wurde. Er verstand es immer noch nicht, als Colt seine Waffe wieder einsteckte, erwartungsvoll vor ihm stehenblieb und seine Finger lockerte, um sie dann zu Fäusten zu ballen.
Rileys Freunde verstanden es auch nicht, aber sie hatten wenig Zweifel daran, was jetzt zu tun war. Einer von ihnen griff nach seiner Waffe. Gleichzeitig zog Alonzo sein Messer, und Robbie trat einen Schritt vor. Der Beistand beider Männer war jedoch überflüssig, und Colt nahm gar keine Notiz von ihrem Vorgehen. Er hatte Rileys Freunde im Auge behalten und zog seine Waffe wieder, aber diesmal drückte er ab.
Die Kugel traf auf Metall. Der Cowboy ließ den Revolver mit einem Aufschrei fallen. Seine Finger waren wie betäubt. Der andere Cowboy hielt die Hände hoch und wich zurück, da er nicht bereit war, es allein gegen Colt aufzunehmen.
Wieder steckte Colt seine Waffe weg und sah Riley fest in die Augen. Obwohl Colts Aufmerksamkeit vorübergehend von ihm abgelenkt worden war, hatte er es nicht gewagt, sich von der Stelle zu rühren. »Komm schon, Junge, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. «
»Was soll das heißen - komm schon? «
»Du wolltest ein Stück von mir haben. Komm her, und hol es dir. «
Riley wich statt dessen einen Schritt zurück, und seine Augen drückten Panik aus. »Du meinst, ich soll mich mit dir schlagen? Aber du bist kräftiger als ich. «
»Das hat dich nicht davon abgehalten, mich mit Beleidigungen zu überhäufen, oder? «
»Das war wohl mein Fehler, Mister. Warum vergessen wir das Ganze nicht einfach? «
Colt schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich möchte dich lieber gründlich vertrimmen. «
Riley wich noch einen Schritt vor ihm zurück, und seine
Augen waren jetzt so groß wie Untertassen. »Würden... würden Sie von hinten auf mich schießen? «
Colt sah ihn finster an, als er diese dämliche Frage hörte. »Nein. «
»Das höre ich gern«, brachte Riley mühsam heraus, ehe er davonlief.
Einen Moment lang starrte Colt entgeistert und erbost zugleich auf seinen Rücken, als er die Flucht ergriff. Es war ihm schon öfter passiert, daß Männer vor einem Duell mit ihm zurückschreckten, wenn er schneller als sie gezogen hatte, aber es war noch nie vorgekommen, daß einer den Schwanz einzog und fortlief, wenn er ihm einen anderen Ausweg angeboten hatte, um das Gesicht zu wahren, vor allem vor so vielen Zeugen. Gewöhnlich hing es einzig und allein von den Zeugen ab, wie ein Mann reagierte. Dann konnten Feiglinge zu tapferen Männern werden, obwohl diese tapferen Männer wußten, daß sie hinterher tot sein würden.
Er hätte ein paar Kugeln auf den Staub abgeben können, der um diese laufenden Füße herum aufwirbelte, aber da er ernstlich bezweifelte, daß Riley daraufhin zurückkommen und sich ihm stellen würde, sparte er sich die Mühe. Statt dessen wandte er sich angewidert ab und nahm das Murren vieler Zuschauer gar nicht wahr, die eine ganze Skala von Reaktionen durchlebten, vom entsetzten Staunen über bittere Enttäuschung bis zu höhnender
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