Wyoming 2 - Wildes Herz
Treue gehalten habe. Außerdem könnte ich das, was du tust, nicht halb so gut. Mir fällt es schon schwer genug, mich als deine Schwester auszugeben. «
»Das war deine Idee, nicht meine. Dieser ganze blödsinnige Plan ist deine Idee gewesen. >Heirate eine reiche Witwe, Liebling, und dann kannst du das Glücksspiel bleiben lassem«, ahmte er sie mit einer hohen Fistelstimme nach.
Maura kniff die Augen verärgert zusammen. »Deine Betrügereien, meinst du wohl, deretwegen man uns aus jeder einzelnen Stadt vertrieben hat. Und du warst sofort Feuer und Flamme für diese Idee, wenn ich mich recht erinnere. «
»Das war, ehe die erste Frau dir nicht reich genug war und du entschieden hast, sie müßte sterben, damit wir es noch einmal probieren können... und dann noch einmal... und noch einmal. «
»Ja, richtig! « fauchte sie. »Es hat sich eben bei allen vieren herausgestellt, daß wir eine schlechte Wahl getroffen hatten. Aber diesmal wird alles ganz anders, das weiß ich ganz gewiß. «
»Es ist jetzt schon etwas ganz anderes, Maura, oder hast du etwa vergessen, wie jung diese Witwe ist? Wahrscheinlich muß ich mich doppelt anstrengen, um sie für mich zu gewinnen, und selbst dann ist mein Erfolg noch nicht von vornherein sicher. Diesmal könnten wir unsere Zeit und unsere Mühen restlos vergeuden. «
»Nicht ganz, mein Liebling. Wir haben immer noch diese andere Möglichkeit, wenn die Dame deinem grenzenlosen Charme nicht erliegt. Aber ich setze auf dich. Schließlich weiß ich, wie unwiderstehlich du sein kannst, wenn du dich wirklich anstrengst. Du hast mich doch mit Herz und Seele erobert, oder etwa nicht? «
Kapitel26
»Guten Morgen, Euer Gnaden! «
Jocelyn drehte sich um und lächelte den jungen Mann an, der sie am vergangenen Abend sehr in Verlegenheit gebracht hatte, als sie ihm vorgestellt worden war. Jetzt war es zum Lachen, aber zu dem Zeitpunkt war es ihr reichlich unangenehm gewesen, daß es sich bei den Geschwistern, die Vanessa unter ihre Fittiche genommen hatte, um dasselbe Paar handelte, das Jocelyn gestern direkt nach dem abgebrochenen Duell auf der Straße angesprochen hatte. Sie waren zum
Abendessen eingeladen, und daher konnte Jocelyn sich nicht so einfach aus ihrer Klemme winden.
Aber irgendwie, und sie war immer noch nicht sicher, wie er das angestellt hatte, war es Miles Dryden gelungen, sie mit ausgiebigen Entschuldigungen zu beschwichtigen. Die Entschuldigungen, die sie ihrerseits Vorbringen wollte, hatte er nicht hören wollen, und er hatte es sogar fertiggebracht, daß sie den Zwischenfall für den Rest des Abends vollkommen vergessen hatte. Er war zweifellos äußerst charmant. Sie hatte den Verdacht gehabt, daß er noch dazu gut aussehen würde, und so war es auch. Sein dunkelblondes Haar war kurz geschnitten und reichte gerade bis über seine Ohren, und seine Augen hatten die Farbe von gutem Sherry. Er war schlank und von stattlicher Größe, und er hatte zwei ganz reizende Grübchen, die sich bei jedem Lächeln zeigten, und da er Humor und Schlagfertigkeit besaß, lächelte er häufig, wie alle, die ihn umgaben.
Maura Dryden war genauso interessant wie ihr Bruder. Sie hatte aschblondes Haar und dunkelgrüne Augen, war wesentlich kleiner als er und hatte eine üppige Figur, und wenn die Familienähnlichkeit auch gering war, ließ sich doch nicht leugnen, daß beide außerordentlich gut aussahen. Wenn sein Charme Miles noch anziehender machte, wurden Mauras Reize von ihrem Temperament noch unterstrichen, das zumindest die Männer begeisterte, falls man von Sir Parker auf andere schließen konnte. Sie hatten ihn ebenfalls zum Abendessen an ihren Tisch gebeten, und Jocelyn hatte belustigt festgestellt, daß er während der gesamten Mahlzeit kaum in der Lage gewesen war, seinen Blick von dem Mädchen loszureißen.
Vanessa hatte der ganze Abend große Freude bereitet, und zweifellos hatten ihre Sorgen sich gelegt, als sie zu Bett gegangen war. Als eine erhoffte Ablenkung erwies sich Miles Dryden als äußerst erfolgreich. Jocelyn hatte das einräumen müssen, ehe sie sich zurückgezogen hatte, und in einem gewissen Maß hatte es sie sogar erleichtert, wie einfach es doch war, sich abzulenken - bis ihr aufgegangen war, daß Vanessas Vorstellungen sich nicht nur auf sie anwenden ließen,
sondern auch auf Colt. Und der Gedanke, Colt könne Maura Dryden ganz nach seinem Geschmack finden, wie sie es bei Sir Parker beobachtet hatte, erstickte nachhaltig jede Erleichterung, die sie
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