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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Untergrund wand – und nun das hier.
    Vor ihnen tat sich eine höhlenförmige Erweiterung auf, deren Luft von einem gelblich grünlichen Wabern erfüllt war. Wie das David hasste. Er hatte keine Angst, hier von Trümmern begraben zu werden oder sich in dem Labyrinth unterhalb der Stadt zu verirren. Er hatte Angst, hier wieder zu dem kleinen Kind zu werden, das im Heizungskeller seiner Schule vor einer Kreatur davongelaufen war, die seitdem eines kontinuierlich verfolgt zu haben schien: Das Netz um ihn immer enger zu ziehen, um ihn schließlich hier in ihre Gewalt zu bekommen.
    Wie hatte er nur glauben können, ihr jemals entkommen zu können?
    Â»Da!«, stieß Robbie hervor. Er deutete mit zitternden Fingern nach vorne. »Da ist es doch hell!«
    David blinzelte. Tatsächlich. Vor ihnen, auf der anderen Seite der Höhle, zeichnete sich flackernder Lichtschein ab. David stolperte einen Schritt vor, um sofort wieder keuchend zu verharren. Er spürte ein merkwürdiges Kribbeln in seinen Gliedmaßen. Die beißenden Ausdünstungen der Tiefe, die wie ein galliger Geschmack auf seiner Zunge lagen und jeden Atemzug zur Qual werden ließen, würden noch ihren Tod bedeuten, wenn sie nicht ganz schnell hier rauskamen.
    Â»Wo ist es jetzt?« Robbies Stimme klang schrill. »Wo ist das Licht?«
    David kniff die Augen zusammen. Das Flackern war in sich zusammengebrochen und hatte etwas anderem Platz gemacht, einem unangenehmen, diffusen Schein, der mit einer Farbe durchtränkt war, für die David keine Worte fand. Es war, als kröche etwas von dort hinten in die Höhle hinein, etwas, das sich mit menschlichen Augen nicht erfassen ließ …
    Â»Ich mag das hier nicht«, keuchte Robbie. »Ich will hier weg!«
    Ja, das wollte David auch. Und wie er das wollte, wie er alles grünlich graue Wabern hasste und alles, was ihn zurückwarf in die Zeit seiner Kindergewissheit: Dass er ein Gezeichneter war, ein Fremder in der Welt der Menschen, ein böses Kind, das hier nicht hingehörte.
    Aber es gab kein Zurück. Wie um ihn zu bestätigen, ertönte hinter ihnen erneut ein schreckliches Krachen und Bersten. Durch den Boden lief ein Zittern, und die Wände schienen für einen Moment aus Wackelpudding zu bestehen.
    Â»Komm«, stieß David mühsam hervor. »Wir müssen weiter.«
    Robbie wurde erneut von einem Hustenanfall geschüttelt, und ein Zittern ging durch seinen kleinen Körper, bevor er sich wieder gehorsam in Bewegung setzte. David war nahe daran, in Panik zu geraten. Das passt doch hier alles nicht zusammen, dachte er. Auf der einen Seite der nie in Betrieb genommene U-Bahnhof, auf der anderen die Spuren uralter Gewölbe, in denen sie sich wie in einem Labyrinth zu verirren drohten. Was, wenn sie geradewegs in ihr Verderben liefen?
    Der Gedanke ließ ihn unsicher taumeln. Robbie, dessen Hand er eine Spur zu fest umklammerte, blieb nichts anderes übrig, als der Bewegung zu folgen. »Ist dort drüben der Ausgang?«, krächzte er.
    David schüttelte den Kopf. »Kein Ausgang.« Er schüttelte nochmals den Kopf, als er begriff, was er da gesagt hatte. Er durfte die Hoffnung des Jungen nicht zerstören. Selbst dann nicht, wenn er selbst glaubte, verloren zu sein. Und sich immer mehr in die Gefühle und Gedanken seiner Kindheit verstrickte, in die Gewissheiten eines kleinen Jungen, die der spätere Jugendliche längst sicher und tief in sich begraben geglaubt hatte.
    Â»Ich glaube, wir müssen nur noch ein kleines Stück weiter …«
    Robbie machte sich von seiner Hand los, stolperte ein paar Schritte zur Seite – und hielt sich dann an der brüchigen Wand fest. Wie schon ein paar Mal zuvor rang der tapfere kleine Junge so heftig nach Atem, dass David richtig Sorge um ihn hatte. Wenn David ihn nicht ganz schnell hier herausbrachte, würde er jämmerlich verrecken.
    Wie um seine Worte zu bestätigen, sackte Robbie langsam an der Wand in sich zusammen. »Ich hab Durst«, stöhnte er. »Mein Hals … mein Hals tut weh.«
    Â»Mir auch, verdammt.« David fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen. »Wenn du hier irgendwo einen Getränkeautomaten siehst, sag mir Bescheid, ja?«
    Der Fünfjährige zuckte zusammen, als sei er geschlagen worden. »Ich … ich wollte doch nur …«
    Er kämpfte sichtlich mit den Tränen,

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