Wyrm. Secret Evolution
Empörung. »Was soll denn der ScheiÃ?«, schnappte sie. »Ich heiÃe nicht Reiker. Und schon gar nicht Maya.«
»Das habe ich verstanden.« Die Hand des Bullen fuhr unter die Jacke, dorthin, wo er vermutlich seine Dienstwaffe im Holster stecken hatte. »Natürlich. Bloà eine Verwechslung, richtig?«
Alina nickte grimmig. »Allerdings.«
»Komisch«, brummte der Polizist, »das halten mir immer alle vor. So als wären wir von der Polizei nichts weiter als ein Haufen Idioten. Und jetzt mach keine Zicken. Sonst muss ich dir Handschellen anlegen.«
»Ich glaube nicht, dass das nötig ist«, antwortete Alina und sprang aus dem Stand zur Seite weg. Ihre Bewegung war jedoch nicht ganz so präzise wie gewohnt, sonst hätte der Bulle sie nicht noch am Arm erwischt. Mit einer ärgerlichen Bewegung zog er sie an sich heran. »Nicht so hastig, Maya«, zischte er ihr ins Ohr. »Sie kommen jetzt mit! Und dann ziehen wir ganz andere Seiten auf!«
Alina erstarrte zu Eis. Niemand hatte das Recht, sie auf diese Art anzufassen.
Glitschige Hände, die sie niederdrückten. Ein schrecklicher Geruch, der beiÃend und ätzend in ihre Nase stieg. Grüngraue Schwaden, die aufstiegen und ihr die Sicht nahmen. Und das Gesicht von jemandem, der sich zu ihr herabbeugte, und â¦
Die Vision zerstob, und die Wut in Alina explodierte. Sie riss sich mit einem heftigen Ruck los und trat dem Bullen so kräftig in den Unterleib, dass er mit einem gleichermaÃen schmerzerfüllten wie ungläubigen Stöhnen zurücktaumelte. Auch Alina hätte dabei beinahe das Gleichgewicht verloren. Sie stolperte zwei, drei Schritte in die entgegengesetzte Richtung, bevor sie sich wieder fing â und sofort loslief.
Die Lichtreflexe der Eingangsbeleuchtung des groÃen Gebäudekomplexes vor ihr, die schemenhaft durch das Schneetreiben zu erkennen waren, gaben ihr kaum Orientierung. Mehr ihrer Ahnung als ihrem Wissen folgend stürmte sie nach rechts.
»Stehen bleiben, du Schlampe!«, schrie der Polizist mit schmerzverzerrter Stimme.
Alina dachte ja gar nicht daran. Sie hetzte weiter, als sie fast umgerannt wurde. Direkt vor ihr war eine schlanke, dunkelhaarige Gestalt aus der Hofausfahrt des Gebäudekomplexes herausgestürzt und mit schnellen, eleganten Bewegungen auf Alina zugelaufen, um dann weiter in die von ihr entgegengesetzte Richtung davonzulaufen. Es ging alles so schnell, dass Alina selbst darüber erschrak, wie sehr ihr die Gestalt zum Verwechseln ähnlich sah.
Das musste diese bescheuerte Maya sein, der sie die Begegnung mit dem Bullen verdankte. Aber wenn ihre eigene Situation schon so aus dem Ruder lief, dann konnte sie sich diese Begegnung jetzt vielleicht zunutze machen.
Alina drehte um und stürzte dem fremden Mädchen hinterher. Ihre Schritte klangen trotz ihrer schweren Stiefel wie die einer Gazelle, während die ihres Verfolgers über den Boden polterten, als wäre eine ganze Elefantenherde hinter ihr her.
*
Irgendetwas stimmte hier nicht. Irgend. Etwas. Stimmte. Hier. Ganz. Und. Gar. Nicht.
»Sollten wir ihn nicht in U-Haft stecken â¦?«, hatte Angermeyer leise Renegard gefragt, kurz nachdem sich der im Tunnelsystem verschwundene Achtzehnjährige zu ihrer aller Ãberraschung gemeldet hatte. Renegard hatte nur kurz gemurmelt: »Ich glaube, wir haben jetzt anderes zu tun, als uns mit Haftrichtern herumzuschlagen â¦Â«
Und dann hatten sie Tom auch schon von einem Streifenwagen nach Hause bringen lassen, allerdings nicht ohne dass Renegard ihn noch einmal beiseitegenommen hatte, um ihm auf seine betont liebenswürdige Art klarzumachen, dass er von ihnen unaufgefordert nicht einen Schritt vor die Tür zu setzen habe.
Tom wusste das Geschenk seiner unerwarteten Freilassung zu würdigen, auch wenn er ahnte, dass es nur eine Finte war. Wahrscheinlich warteten sie nun darauf, dass er Kontakt mit Angy aufnahm, um sie sich dann beide zu schnappen und in einem tiefen Kerker bei Wasser und Brot schmoren zu lassen.
Das bedeutete, dass sie ihn überwachten. Aber das war nichts, was Tom Sorgen bereitete. Im Zweifelsfall war er dagegen gerüstet und könnte die Ãberwachung spielerisch umgehen. Aktuell war er mit den Gedanken jedoch ganz woanders.
Ihn beschäftigte in erster Linie dieser verrückte Anruf von David, den er mit angehört hatte. Die kratzige, kaum zu verstehende Stimme
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