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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verschlechterte seine Situation dramatisch. Mit dem Wagen wäre es eine Unternehmung von weniger als einer Stunde gewesen, in den nächsten Ort zu fahren, von wo aus er hätte Hilfe herbeirufen können. Zu Fuß und wahrscheinlich gejagt, denn er musste davon ausgehen, dass Karlsson nicht der Einzige war, der nach ihm suchte, hatte er kaum eine Chance, lebend dort anzukommen. Außerdem bereitete ihm das Gehen immer noch Mühe.
    Es dauerte länger als eine Stunde, bis er sich weit genug erholt hatte, um den Weg zur Hauptstraße in Angriff zu nehmen. Der Schmerz in seiner Hüfte war in ein quälendes, aber erträgliches Pochen übergegangen, und endlich begann das Leben auch in seine Hände zurückzukehren; zuerst mit einem kribbelnden Gefühl, so als wären sie eingeschlafen, dann mit immer heftiger werdenden, pochenden Schmerzen. Aber er konnte sie in den Gelenken drehen und auch die Finger bewegen, was ihm Anlass zu der Hoffnung gab, sich wenigstens keinen Knochen gebrochen zu haben.
    Auf dem Weg zur Straße zurück überlegte er angestrengt, wohin er sich wenden sollte. Natürlich wäre es das Vernünftigste gewesen, zum nächsten Ort zu gehen. Aber der Tag war bereits weit fortgeschritten, und außerdem würden sie in dieser Richtung zuerst nach ihm suchen – und ihn, wie er sich eingestand, wahrscheinlich auch finden. Er war ein Stadtmensch, dem die Natur zwar nicht fremd, aber auch nicht annähernd so vertraut wie den Menschen hier war. Er hatte keine Chance, wenn er sich auf ein Versteckspiel im Wald einließ. Ihm selbst fiel zwar nichts auf, doch er war trotzdem sicher, dass die Einheimischen keine Mühe haben würden, seiner Spur zu folgen.
    Magotty dagegen war nur gute zwei Meilen entfernt und er erinnerte sich, dort mehrere Automobile gesehen zu haben. Der Gedanke, einen Wagen zu stehlen, war ihm nicht angenehm (er wusste nicht einmal, ob er es konnte), aber schließlich ging es um sein Leben und vielleicht auch um das etlicher anderer.
    Als er die Hauptstraße erreichte, schlug er deshalb den Weg nach Magotty ein. Er ging nicht auf der asphaltierten Straße, obwohl ihm seine geprellte Hüfte noch immer gehörige Schwierigkeiten bereitete und es vermutlich sehr viel leichter gewesen wäre, sondern parallel dazu durch den Wald, um nicht sofort gesehen zu werden. Auf diese Weise kam er noch langsamer voran. Obwohl die Entfernung nicht sehr groß war, erreichte er die letzte Hügelgruppe über Magotty erst eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang.
    Ein kleines Stück innerhalb des Waldes blieb er stehen, sodass er sich noch im Schutz des Unterholzes befand, den Ort jedoch gleichzeitig gut überblicken konnte. Von hier oben aus betrachtet, bot Magotty einen geradezu absurd normalen Anblick: Ein verschlafenes kleines Nest mit einer gerade mal dreistelligen Anzahl von Einwohnern, das nur aus einer einzigen Straße bestand, an der sich schmucke Häuser mit gepflegten Vorgärten und vielleicht nicht ganz so gepflegten, aber immer noch ordentlichen Hinterhöfen reihten. Er sah einige wenige Passanten, die ihrer Wege gingen oder auch beieinanderstanden und redeten, und die beiden gleichen Automobile wie am Vortag. Sie schienen sich nicht von der Stelle gerührt zu haben. Falls es ihm gelang, die Zündung kurzzuschließen, dürfte es kein Problem darstellen, eines davon zu stehlen.
    Vor Einbruch der Dunkelheit jedoch konnte er nichts tun, und wahrscheinlich war er auch gut beraten, mindestens noch eine weitere Stunde verstreichen zu lassen, nachdem das letzte Licht in den Häusern dort unten erloschen war. Er hoffte, dass den Magottylern in dieser Hinsicht die Angewohnheit der meisten Landbewohner zu eigen war, sich sehr zeitig schlafen zu legen.
    Er unterzog Magotty einer zweiten, aufmerksameren Musterung, und nun, wo er wusste, wonach er zu suchen hatte, entdeckte er es fast augenblicklich: Überall in und rings um den Ort schnitten schwarze, sinnlos gewundene Linien durch Gras und Unterholz. Viele waren mehrfach unterbrochen und endeten jäh, manche aber begannen auch im Wald und schlängelten sich bis nahe an die Stadt heran. Und wenn er diese Linien in Gedanken verlängerte, dann endeten sie alle an dem gleichen Punkt.
    Der Kirche.
    Coppelstone fragte sich, ob sie Ausgangs- oder Endpunkt der Schneckenspuren war, hatte jedoch keine Möglichkeit, diese Frage zu entscheiden. Es spielte auch keine Rolle, dachte er grimmig. Er würde diesem Spuk ein Ende bereiten, sobald er von hier wegkam.
    Er begann sich schläfrig

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