X 7 antwortet nicht
angenehmer Stimme. „Sie haben mich fotografiert und sagten, ich
könnte mir die Bilder heute abholen.“
„Richtig. Jetzt entsinne ich mich.“
Aus dem Regal holte er einen großen
Kasten, in dem die Negative sortiert waren.
„Wissen Sie noch ungefähr die Uhrzeit,
zu der das war, meine Dame?“
„Oh, genau nicht. Ich glaube, ich
bin... Oder war es später?“
Nachdenklich schob sie die Brauen
zusammen.
„Habe ich Sie fotografiert, als Sie
kamen oder als Sie gingen?“ fragte er.
„Als ich kam! Als ich ging, habe ich...
einen anderen Ausgang benutzt. Jetzt fällt’s mir wieder ein. Es war gegen halb
zwölf.“
„Aha!“ nickte er erfreut. „Das ist dann
Film vier, fünf oder sechs gewesen. So, hier haben wir die Negative. Moment,
ich schalte Ihnen den Diabetrachter ein. Dann können Sie’s besser erkennen.“
Vor der hellen Lichtquelle suchte sie
die Negativstreifen ab, bis sie sich gefunden hatte.
„Die beiden sind’s.“
Rosenthal hielt Kugelschreiber und
Fachumschlag bereit. Er notierte die Nummern der Negative.
„Je einen Abzug?“
„Bitte, gleich zwei.“
„Zwei, sehr gern. Darf ich um den
werten Namen bitten.“
Für einen Moment schien sie zu stocken.
Ohne daß er den Kopf hob, spürte er ihren prüfenden Blick.
„Eva Müller“, sagte die Frau, die in
Wahrheit Ute Fläming hieß.
„Und die Adresse?“
„Die Mühe brauchen Sie sich nicht zu
machen. Ich hole die Fotos ab. Ich bezahle auch gleich. Bekomme ich keinen
Kontrollabschnitt?“
„Doch, natürlich!“
Verdammt! dachte er. Ist die so
mißtrauisch? Oder hat sie Instinkt? Habe ich mich durch irgendwas verraten?
Jetzt nur nicht drängeln!
Er trennte den vorgedruckten
Kontrollabschnitt vom Umschlag ab und händigte ihn aus.
„Daß Sie vorher bezahlen, ist nicht
nötig, meine Dame. Die Fotos sind am Montagnachmittag fertig.“
Sie nickte, schob den Kontrollabschnitt
in die Umhängetasche, griff nach Ballerinas Leine und wandte sich zur Tür.
„Auf Wiedersehen!“
„Auf Wiedersehen. Schönes Wochenende.
Und besten Dank!“
Als sie draußen war, dachte er: ihre
Autonummer! Das wäre so gut wie die Adresse.
Er stürmte zur Tür, wartete einen
Moment, trat dann wie zufällig hinaus. Die Frau ging die Straße hinab und war
schon ein ganzes Stück entfernt. Dort parkten keine Fahrzeuge. War sie zu Fuß
gekommen?
Rosenthal war allein im Laden.
Abschließen? Ihr folgen?
Er sah ihr nach. Sie ging weiter und
weiter.
Die ist ohne Wagen gekommen, dachte er.
Zwecklos. Schließlich kann ich ihr nicht bis sonstwohin nachlaufen.
Er ging in sein Geschäft zurück.
Eva Müller? überlegte er. Ob das
stimmt?
8. Pech in der FRÖHLICHEN REBLAUS
Mit dem Glockenschlag 18.30 Uhr
stellten die TKKG-Freunde vor dem Fotogeschäft ihre Stahlrösser ab.
Rosenthal stand an der Tür, wollte
gerade schließen und empfing die Kinder mit freundlichem Hallo.
„Sie war da“, berichtete er dann. „Die
Adresse hat sie mir einfach nicht gesagt. Angeblich heißt sie Eva Müller. Aber
ich bezweifle das. Im Telefonbuch stehen elf Damen dieses Namens. Die
Überprüfung könnt ihr euch meines Erachtens ersparen.“
Er erzählte Einzelheiten.
„Sonderbar“, meinte Tarzan. „Warum
dieser Argwohn bei der Frau? Ich glaube auch, daß Eva Müller ein Falschname
ist. Ob ihr in dem Moment, als sie den ,anderen Ausgang’ erwähnte, einfiel, daß
wir Sie vielleicht nach einer Dame mit Pudelhündin gefragt haben. Oder... ja!
Oder sie ist mißtrauisch, weil sie ständig ein schlechtes Gewissen hat.“
„Das habe ich auch“, meinte Klößchen.
„Besonders, wenn’s um Hausaufgaben geht.“
Rosenthal lächelte. „Genau wie bei mir
— vor vielen Jahren. Aber ich glaube, Tarzan hat gar nicht so unrecht.“
„Trotzdem bleibt uns eine Chance“, rief
Gaby. „Wenn sie die Bilder abholt, läßt sich vielleicht mehr feststellen.“
„Falls sie kommt“, schränkte Karl ein.
„Vielleicht verzichtet sie.“
„Dann versuchen wir’s über den hiesigen
Pudelklub“, lachte Gaby.
„Ich schätze, es gibt zehntausend Pudel
in der Stadt“, sagte Karl. „Klubmitglieder sind höchstens ein Zehntel.“
„Aber wir lassen nichts unversucht“,
bestimmte Tarzan, „und gehen zunächst davon aus, daß die Diebin die Bilder
abholt. Geschieht das während der Schulzeit, dann können wir uns die Nase
wischen. Nachmittags schaffen wir’s vielleicht, rechtzeitig hier zu sein.
Jedenfalls geben wir Ihnen, Herr Rosenthal, sämtliche
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