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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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vielleicht sogar das Floß vor einer Kollision mit einem anderen Himmelskörper bewahren kann… und außerdem glaube ich, daß sogar Decker vor ihm Angst hat…«
    Jetzt lachten sie beide. Sie blieben noch für lange Minuten am Baumstamm und beobachteten, wie der Gürtel näherkam.
    »Pallis, du mußt etwas für mich tun.«
    »Was?«
    »Sag Jaen, daß ich nach ihr gefragt habe.«
    Der Baum-Pilot legte seine schwere Hand auf Rees’ Schulter. »Gut, Kumpel. Für den Augenblick ist sie sicher. Hollerbach hat sie in sein Assistenten-Team aufgenommen, und ich werde alles tun, damit sie da auch bleibt.«
    »Danke. Ich…«
    »Und ich werde ihr sagen, daß du dich nach ihr erkundigt hast.«

    Ein Seil wickelte sich vom Baumstamm ab und schabte über die Dächer des Gürtels. Rees machte sich als erster an den Abstieg. Ein Bergmann, dessen eine Gesichtshälfte von einer schweren roten Brandwunde entstellt war, beobachtete ihn neugierig. Die Rotation des Gürtels trieb ihn vom Baum ab. Rees zog das tänzelnde Seil zu sich heran und half einem zweiten Wissenschaftler beim Abstieg zu den Dächern.
    Bald schon versuchte eine ganze, um den Gürtel verteilte Schar von Wissenschaftlern mit unbeholfenen Manövern an das baumelnde Seil zu gelangen. Ein Haufen schmalgesichtiger Kinder vom Gürtel verfolgte ihre Aktivitäten mit großen Augen.
    Dann erblickte Rees Sheen. Seine ehemalige Vorgesetzte hing an einer Hütte, wobei sie ein Seil um einen ihrer braunen Füße gewickelt hatte, und beobachtete die Prozession mit einem breiten Grinsen.
    Rees ließ die seltsame Parade vorbeidefilieren und kämpfte sich zu Sheen durch. Er befestigte einen Fuß an ihrem Seil, richtete sich auf und fixierte sie.
    »Na so was«, meinte er leise. »Wir dachten schon, du wärst tot.«
    Dabei nahm er sie gründlich in Augenschein. Der energische Zug ihrer langen Gliedmaßen war ihm noch in unangenehmer Erinnerung; ihr Gesicht jedoch war hager, und ihre Augen lagen tief in den Höhlen. »Du hast dich verändert, Sheen.«
    Sie stieß ein Lachen hervor. »Genauso wie der Gürtel, Rees. Wir haben hier harte Zeiten durchgemacht.«
    Seine Augen verengten sich. Ihre Stimme klang fast brutal, mit einem Unterton der Verzweiflung. »Wenn du so intelligent bist, wie ich dir früher immer unterstellt habe«, erwiderte er, »läßt du dir von mir helfen. Laß mich dir etwas von dem vermitteln, was ich in der Zwischenzeit gelernt habe.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dies ist nicht die Zeit für akademische Studien, mein Junge. Hier geht es nur noch ums Überleben.« Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Und glaube mir, für dich und deine schlaffen Kollegen wird das hart genug werden.«
    Die absurde, schleppende Prozession, die noch immer dem vom Baum nachgeführten Seil folgte, hatte bereits fast einen ganzen Umlauf um den Gürtel vollführt.
    Rees schloß die Augen. Wenn nur dieses ganze Chaos ein Ende hätte, wenn er nur wieder an seine Arbeit gehen dürfte…
    »Rees!« erklang Cipses dünne Stimme. »Du mußt uns helfen, Mann. Sag diesen Leuten, wer wir sind…«
    Rees schüttelte die Verzweiflung von sich ab und zog sich über die Dächer hinweg.

8

    DER WINDENMECHANISMUS BEWEGTE den Stuhl auf das Zentrum des Sterns zu. Rees schloß die Augen, entspannte die Muskeln und versuchte, alle Gedanken auszublenden.
    Die nächste Schicht hinter sich zu bringen: das war jetzt seine einzige Priorität. Immer nur eine Schicht auf einmal…
    Wenn der Exodus zum Gürtel für Grye, Cipse und die anderen eine Höllenfahrt gewesen war, dann stellte er für Rees das schmerzhafte Öffnen einer alten Wunde dar. Jedes Detail des Gürtels – die schäbigen Hütten, der Regen, der sich zischend über die Oberfläche des Kerns ergoß – schoben sich wieder in sein Bewußtsein, und es schien ihm, als ob die zwischenzeitlich auf dem Floß verstrichenen Tausende von Schichten nie stattgefunden hätten.
    Doch in Wirklichkeit hatte er sich geändert. Vorher hatte er zumindest noch etwas Hoffnung gehabt… Nun gab es überhaupt keine mehr.
    Die Bewegung des Stuhls verlangsamte sich. Die rostige Kuppel bewegte sich schaukelnd unter seinen Füßen, und er konnte schon den sich verstärkenden Sog der Gravitation des Sterns spüren.
    Der Gürtel hat sich auch verändert, dachte er… und zwar zum Schlechteren.
    Die Mineure schienen verwildert, brutalisiert, der Gürtel selbst noch weiter heruntergekommen und schlechter instandgehalten. Er hatte erfahren, daß sich die Frequenz der

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