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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ihm herunter; ohne Hemmungen turnte sie über seine Arme und schmiegte sich an seine Seite, ein warmes, festes Bündel aus Muskeln; ihre rasierte Kopfhaut lag warm an seiner Wange. Sie war nicht größer als einen Meter zwanzig, und er spürte, wie sich ihre knochigen Knie gegen seine Schenkel drückten.
    »Es sind die Planer«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Ihr Atem war süß und roch nach Waldfrüchten. »Sie beschießen uns vom Tempel aus.«
    Er war verwirrt. »Beschießen? Aber das ist doch unmöglich. Warum sollten sie?«
    Sie knurrte, und erneut wurde er an die junge Seilspinnerin erinnert, Jahrzehnte war es her, die sich auch überwiegend über ihn geärgert hatte. »Woher soll ich das wissen?« erwiderte sie heftig. »Und außerdem, warum macht kaum einen Unterschied. Wichtig ist nur, daß wir hier verschwinden, bevor wir noch verletzt werden.«
    Desorientiert klammerte er sich an das Seil. Vielleicht hätte er darauf vorbereitet sein sollen. Vielleicht waren die Planer wirklich schon so irre.
    Aber selbst wenn das stimmte, was sollte er dann dagegen tun?
    Jetzt kletterte jemand anders hinter ihm hoch. Es war Pragmatikerin, die sich mit ihrer kräftigen rechten Hand einen Weg über das Deck bahnte; mit der Linken umklammerte sie etwas Schimmerndes und Hartes. Diese AS-verkrüppelten Beine, überlegte Morrow zusammenhanglos, waren sogar noch dünner als die von Froschfängerin; sie schlugen blaß und nutzlos gegen das Deck.
    »Morrow.« Pragmatikerin öffnete die linke Hand. Das darin verborgene Objekt war ein Haken: Geschliffen, wobei die rauhen, ebenen Flächen seiner Spitze im indirekten Licht glitzerten. »Kommt dir das bekannt vor? Die Planer setzen wieder ihre verdammten Armbrüste gegen uns ein.«
    »Aber warum?«
    Pragmatikerin schaute entgeistert drein, sogar amüsiert. »Darauf kommt es nun wirklich nicht an, oder?«
    Froschfängerin knuffte Morrow in die Rippen; er zuckte zusammen, als ihre kleine, harte Faust in das weiche Fleisch drang. »Das habe ich ihm auch schon gesagt«, wandte sie sich an Pragmatikerin.
    »Im Moment bestreichen sie das Deck hinter uns«, stellte Pragmatikerin alarmiert fest. »Sie schießen über unsere Köpfe hinweg. Vielleicht wollen sie sich einschießen. Oder vielleicht wollen sie uns auch nur warnen; ich weiß es nicht. Aber sie könnten uns nach Belieben abschießen… Kommt. Wir müssen uns zurückziehen.«
    Der verwirrte Morrow drehte den Kopf, um den Tempel zu studieren.
    Das Gebäude in Form einer dreieckigen Pyramide, mit seinen stahlblauen Konturen und den goldbraunen Dreiecksseiten, bildete kein fugenloses Ganzes mehr. Fenster waren in der Flanke eingeschlagen und hatten schwarze, klaffende Narben hinterlassen. Er sah kleine Figuren in diesen Öffnungen: Männer und Frauen, die in den vergammelten, uniformen Kombis steckten, die er selbst so viele Jahrhunderte getragen hatte.
    Sie legten mit Bögen auf ihn an.
    »Gut«, sagte er und wünschte sich nur, daß das endlich vorbei wäre. »Ziehen wir uns aus ihrer Reichweite zurück. Kommt; Pragmatikerin, du gehst voran…«

    Das Boot landete dicht am Heck des nachtschwarzen Raumschiffes. Seilspinnerin kletterte auf das Eis von Callisto hinab.
    Sie hatte ein Stück ihres Seils um die Hüfte gewickelt, und unter dem Raumanzug hing an einem Band zwischen den Brüsten eine der Pfeilspitzen ihres Vaters. Sie führte eine Hand an die Brust und drückte den Handschuh auf das Gewebe des Anzugs; das kühle Metall der Pfeilspitze grub sich in das Fleisch, eine tröstende und vertraute Kontur. Sie versuchte, die Atmung zu kontrollieren, und suchte nach Fragmenten des Trostes und der Stabilität. Natürlich war hier selbst die Gravitation eine andere; und die Last des schweren Anzuges auf dem Körper, mit Marks Biostat-Sonden im Innern, war ein konstanter, kratziger Reizfaktor.
    Louise Ye Armonk ging auf das Boot zu und hinterließ dabei flache Fußspuren im Eis von Callisto. Die Ingenieurin hatte die interne Helmbeleuchtung eingeschaltet.
    »Seilspinnerin.« Louise streckte die Hand aus und lächelte. »Nun, da wären wir wieder. Komm mit. Wir machen einen Rundgang um das Raumschiff.«
    Seilspinnerin ergriff Louises Hand. Langsam, wobei ihre Füße leicht auf dem verkratzten Eis knirschten, ging sie mit Louise zu dem Raumer.
    Die Jupiterringe standen am Himmel, eine Fläche aus blutbeflecktem, gefrorenem Rauch. Das Raumschiff hob sich gegen das Eis ab, dunkel und vital.
    Sie blieben vielleicht drei Meter vor der Kante des

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