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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mysteriösen Frau, die vor wenigen Tagen zur Sonne gebracht worden war, zum Zentrum des Wurmloch-Projektes. Es hätte eigentlich kaum mehr als eine Rundreise sein sollen – und eine Chance, mehr über diese alte Frau zu erfahren und vielleicht etwas über die wahren Ziele des Suprahet-Wurmlochprojektes selbst.
    Und außerdem war es eine willkommene Unterbrechung seiner eigentlichen Arbeit. Scholes leitete die Montage eines Eckpunktes von einem Wurmloch-Interface, wobei Komponenten aus exotischer Materie verwendet wurden. Wenn das Wurmloch dann fertiggestellt war, würde ein Paar seiner viereckigen Schnittstellen eine dichte Umlaufbahn um die Sonne einschlagen. Das andere würde mit einem hochentwickelten KI-Komplex direkt in der Sonne versenkt werden.
    Die Arbeit war gut bezahlt, wenn auch anspruchsvoll; aber sie war langweilig, routinemäßig und brachte keine Erfüllung. So kam eine Unterbrechung gerade gelegen… Aber er hatte nicht geahnt, von dieser außergewöhnlichen Frau derart irritiert zu werden.
    Er unternahm einen neuen Vorstoß. »Wir sind hier alle Wissenschaftler oder Ingenieure, müssen Sie wissen«, erläuterte er. »Ein Gefühl für Wunder ist bei der Arbeit an diesem Projekt keine Bedingung – es wäre wahrscheinlich eher hinderlich. Aber es gibt dennoch einen Stern dort draußen: mit einem Durchmesser von fast anderthalb Millionen Kilometern – fünf Lichtsekunden – und mit der Masse von dreihunderttausend Erden. Selbst wenn ich ihn nicht sehen kann, weiß ich, daß er da ist; es ist eine Art psychischer Druck.«
    Sie nickte und richtete den Blick wieder auf die Sonne. »Aus diesem Grund belasten uns die Spekulationen über seine Zerstörung auch so extrem. Und zu einem gewissen Grad befinden wir uns natürlich schon innerhalb der Sonne selbst. Kann man das so sagen?«
    »Ich glaube schon. Der Radius der Sonne ist nicht exakt definiert; die Dichte nimmt zunächst stark ab, wobei diese Verringerung sich dann außerhalb der Photosphäre verlangsamt… Ich werde es Ihnen zeigen.«
    Er berührte sein Notebook, und die semisensitive Hülle blendete das Glühen der Photosphäre aus. In der neuen Falschfarbendarstellung der Sonne dominierten Dunkelrot und Purpur; das Granulat siedete wie unterseeische Vulkane, deren Krater sich mit Magma füllen.
    »Meine Güte«, murmelte sie. »Das sieht ja aus wie eine Landschaft in einer mittelalterlichen Hölle.«
    »Schauen Sie nach oben«, sagte Scholes.
    Sie folgte dieser Aufforderung und schnappte nach Luft.
    Die Chromosphäre lag als ein dünner, amorpher Nebel um das Schiff. Und die Corona – die äußere Atmosphäre der Sonne, die sich viele Sonnendurchmesser über die Photosphäre hinaus erstreckte – wölbte sich wie eine Kathedrale aus Gas über ihnen; jetzt, da das Licht der Photosphäre ausgeblendet war, konnte man sie leicht erkennen. Schlieren und Streifen hoher Dichte zogen sich durch dieses Gas; sie schienen sich inmitten einer gewaltigen, langsamen Explosion zu befinden, die expandierte und schier den Raum ausfüllte.
    »Da ist so viel Struktur«, stellte sie fest. Sie blickte nach oben, ohne daß die großen, wäßrigen Augen dabei geblinzelt hätten. Ihre Intensität verursachte Scholes Unbehagen. Er stellte die Transparenz der Hülle wieder her, so daß die Corona erneut überlagert wurde.
    Ein Sonnenfleck – der durch die intensive Schwärze im Mittelpunkt den Eindruck einer tiefen Wunde in der Hülle der Sonne vermittelte – entfaltete sich wuchtig unter ihnen.
    »Wir scheinen so langsam zu fliegen«, konstatierte sie.
    Er lächelte. »Wir befinden uns im freien Fall um die Sonne. Unsere Geschwindigkeit beträgt dabei fünfhundert Kilometer pro Sekunde.«
    Er sah, daß sich ihre Augen weiteten.
    »Ich weiß«, meinte er sanft. »Es dauert eine Weile, bis man sich an die Dimensionen der Sonne gewöhnt hat. Sie ist eben kein Planet. Wenn die Erde im Mittelpunkt der Sonne hinge, würde selbst die Mondumlaufbahn noch innerhalb des Sterns liegen…«
    Sie standen jetzt senkrecht über dem Fleck; sein Kernschatten war wie eine Wunde im glühenden Fleisch der Sonne, tiefschwarz, wobei der Halbschatten sich als eine große, graue Quetschung um ihn herum abzeichnete. Dieser war der größte einer kleinen, miteinander verbundenen Ansammlung von Flecken, wie Scholes nun erkannte; sie wirkten wie Farbtupfer auf der Photosphäre, und ihre Halbschatten waren durch graue Korridore miteinander verknüpft. Das Konglomerat aus Sonnenflecken zog unter

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