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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mache.«
    »Ja, ein bißchen.« Er grinste zurück.
    »Sie wissen wirklich nicht, was Sie von mir halten sollen, nicht wahr?«
    Er breitete die Hände aus. »Offen gesagt, das Problem ist, daß ich nicht weiß, wieviel Sie wissen.« Er zögerte. »Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, Sie belehren zu wollen, indem…«
    »Keine Sorge.« Unerwartet legte sie ihre Hand auf die seine; ihre Finger fühlten sich wie Zweige an, aber die Handfläche war erstaunlich warm und ledrig. »Sie entsprechen den Erwartungen, die ich an diese Exkursion stelle, in vollem Umfang. Gehen Sie nur davon aus, daß ich nichts weiß; Sie dürfen mich als eine ahnungslose Touristin betrachten.« Ihr Lächeln verwandelte sich in ein fast spitzbübisches Grinsen; plötzlich wirkte sie viel weniger fremd auf Scholes. »So ahnungslos wie ein Politiker oder gar ein Hohepriester des Suprahet. Erzählen Sie mir vielleicht mal etwas von den Sonnenflecken.«
    Er lachte. »In Ordnung… Um das zu verstehen, müssen Sie zunächst einmal wissen, wie die Sonne strukturiert ist.«
    Die Sonne bestand aus verschiedenen Schichten, wie ein Satz ineinanderpassender Schachteln.
    Das Herz der Sonne war ein riesiger Fusionsreaktor mit einem Durchmesser von mehr als dreihunderttausend Kilometern. Diese Kernregion – die nur ein Viertel des Sonnendurchmessers ausmachte – produzierte fast die ganze Luminosität der Sonne, die Energie, welche die Sonne zum Leuchten brachte.
    Über dem Fusionskern bestand die Sonne aus Plasma von kontinuierlich abnehmender Dichte. Photonen – vom Kern emittierte Strahlungsbündel – stießen durch diese radioaktive Schicht, wobei sie im Durchschnitt nicht mehr als zweieinhalb Zentimeter zurücklegten, bis sie mit einem Proton oder einem Elektron kollidierten. Es konnten Millionen Jahre vergehen, bis ein einzelnes Photon durch dieses Labyrinth zur Oberfläche der Sonne vorstieß.
    Außerhalb des Kerns nahmen Dichte, Temperatur und Druck des Plasmas ständig ab, bis sich schließlich – auf vier Fünfteln der Strecke bis zur Oberfläche -Elektronen mit Atomkernen verbinden und Atome bilden konnten – und, im Gegensatz zu den nackten Kernen des Plasmas, waren die Atome in der Lage, die Energie der Photonen zu absorbieren.
    Es war, als ob die Photonen, nachdem sie sich aus dem Fusionszentrum befreit hatten, gegen eine Wand prallten. Ihre gesamte Energie ging an die Atome über. Das Gas über dieser Wand reagierte – wie ein von unten erhitzter Wasserkessel – mit Konvektion, wobei heiße Materie aufstieg und kältere Substanz von unten ansaugte.
    Die Wurmlochsonde mit ihrer fragilen Fracht konnte bis zum Boden dieser Konvektionszone vordringen und somit zwanzig Prozent der Strecke bis zum Mittelpunkt der Sonne zurücklegen.
    Sie nickte. »Und die Photosphäre, die wir sehen, mit ihren Körnern und Superkörnern, stellt im Grunde die oberste Schicht der Konvektionszone dar. Sie kann mit der Oberfläche Ihres Topfes mit kochendem Wasser verglichen werden.«
    »Ja. Und es sind die Eigenschaften der Materie in der Konvektionszone, welche die Sonnenflecken verursachen.«
    Die Materie der Konvektionszone war hoch aufgeladen. Die Sonne besaß ein starkes Magnetfeld, und seine Flußröhren mit Durchmessern von jeweils hundert Metern drangen in die geladene Substanz ein.
    Die Rotation der Sonne dehnte die statischen Flußröhren und spannte sie wie Gummibänder um das Innere der Sonne. Die Röhren wurden zu Strängen verdrillt, von aufsteigenden Gasblasen verbogen und durch die Konvektion einer Torsion unterworfen. Die verschlungenen Stränge konnten so stark geknickt werden, daß diese Störstellen bis zur Oberfläche durchbrachen und sich ausbreiteten, wobei sie Flecken und ganze Gruppen von Flecken verursachten.
    Sie lächelte während seines Vortrages. »Ich fühle mich wieder wie ein Kind, wissen Sie. Ich habe mich intensiv mit der Physik der Sonne befaßt«, sagte sie. »Und noch mit vielen weiteren Dingen. Ich kann mich noch daran erinnern. Aber…« Sie seufzte. »Mein Wissen scheint immer weniger zu werden.
    Sehen Sie, Dr. Scholes, die Sonne ist mein Lebenswerk. Und zwar schon seit dem Augenblick meiner Geburt. Ich habe früher viel über die Sonne gewußt. Und in der Zukunft«, fuhr sie fort, »werde ich wieder viel wissen. Mehr vielleicht als sonst ein Mensch.«
    Er entschloß sich, aufrichtig ihr gegenüber zu sein. »Das klingt ziemlich absurd.«
    »Nein. Nein, ich glaube nicht, daß das absurd ist«, widersprach sie

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