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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Lebenskuppel von der Northern zu trennen und sie irgendwie mit dem Nightfighter zu verbinden…«
    Louise nickte. »Trotzdem müßten wir die Kuppel dann noch intern stabilisieren… Auf jeden Fall sind wir auf die Kooperation mit den Decks angewiesen. Morrow – werden wir sie bekommen?«
    Morrow beugte sich in das Licht vor und setzte zu einer Antwort an.
    Lieserl faltete die Hände auf dem Tisch und versuchte deren Zittern zu unterdrücken. Sie ließ den Rest der sich in Details verlierenden Konversation an sich vorüberziehen.
    Schließlich schien die Entscheidung fast zwangsläufig getroffen worden zu sein. Sie unterzog sie einer gedanklichen Revision.
    Hätte es überhaupt eine Alternative gegeben? In Anbetracht von Uvarovs pointierter Logik wahrscheinlich nicht.
    Aber Uvarovs Logik implizierte, daß sie – Lieserl – ihre lange, seltsame Existenz im Mittelpunkt aller Mythen beenden würde – Mythen, die den größten Teil der traurigen Menschheitsgeschichte überdauert hatten.
    Sie würde zum Ring gehen …



23

    VOM WALDDECK GANZ OBEN bis zum Frachtraum an der Basis erstrahlte die ramponierte Lebenskuppel der Northern in hellem Lichterglanz. Das von Menschen induzierte Glühen floß über den leblosen Xeelee-Werkstoff, ohne Reflexe hervorzurufen.
    Seilspinnerin saß in ihrem engen Cockpit. Ihr Helm war mit hektischer Kommunikation von der Lebenskuppel angefüllt.
    Nervös zupfte sie an dem Material ihrer Handschuhe herum; sie kamen ihr wie nervöse, flatternde Vögel vor. Bewußt legte sie die Hände auf das Material der Hose, um sie zu beruhigen. Die Besatzung war noch immer nicht fertig. Wie lange glaubten sie ihr dieses Warten denn noch zumuten zu können?
    Hinter ihr zogen sich die Schwingen des Diskontinuitätenantriebs des Nightfighters durch das All und wurden von der aufgeblähten Masse der Sonne blutrot konturiert. Die Lebenskuppel der Great Northern – von ihrem Zentralträger abgetrennt – war provisorisch auf den Schultern des Nightfighters deponiert und von einem Gerüst umbaut worden, durch das es auf dem Nightfighter befestigt wurde. Hinter der Kuppel hockte ein aus der aufgegebenen Northern ausgeschlachtetes GUT-Triebwerk, von dem sich Kabel zur Kuppel schlängelten, gedrungen auf dem Nightfighter. Und außerdem konnte Seilspinnerin erkennen, daß in diesem Gerüst auch das kurze, elegante Profil der Great Britain aufgehängt war: Der alte Ozeandampfer, den Louise Ye Armonk in einer Anwandlung von Sentimentalität erneut vor der Aufgabe bewahrt hatte, zeichnete sich als dunkler Schatten gegen die Lebenskuppel ab und haftete wie ein Insekt auf ihrer glühenden Oberfläche.
    Die Lebenskuppel bildete einen sechzehnhundert Meter durchmessenden Aufsatz auf der kühlen Morphologie der Xeelee-Technologie; sie ließ das Xeelee-Trägerschiff winzig und in ihren Augen wie einen grotesken Parasiten erscheinen.
    Seilspinnerin schloß die Augen und versuchte das sie umgebende, bedrückende Universum der aktuellen Ereignisse auszublenden. Sie lauschte dem Hintergrundrauschen ihrer schnellen Atmung. Unter dem Helm drückte die Brille leicht und auf die vertraut unangenehme Art auf die Nasenwurzel, und sie konnte die kühlen Konturen der Pfeilspitze ihres Vaters auf der Brust fühlen. Klirrende Biostat-Sensoren klebten auf ihrer Haut, scharf und kalt, aber wenigstens hatte sie sich jetzt an die kleinen Sonden gewöhnt: Sie waren nicht mehr annähernd so unangenehm wie am Anfang. Der Schutzanzug roch nach Kunststoff und Metall, und auch ein wenig nach ihr selbst; außerdem duftete es aus einem der Helmnippel noch schwach nach Orange.
    »… Seilspinnerin.«
    Die Stimme überlagerte das Hintergrundmurmeln der Lebenskuppel wie der klare Klang einer Oboe in einem Orchester. (Und das, dachte sie, war eine Metapher, die ihr in den Tagen, bevor sie den Kopf aus dem Wald gesteckt hatte, nie in den Sinn gekommen wäre.)
    »Ich höre dich, Louise.«
    »Ich glaube, daß wir fertig sind.«
    Seilspinnerin lachte. »Machst du Witze? Ich weiß nicht, wann ihr alle euch jemals weniger einsatzbereit angehört habt.«
    Louise seufzte, evident gereizt. »Seilspinnerin, wir sind so bereit, wie wir es nur sein können. Wir arbeiten jetzt schon seit einem Jahr an diesem Ding. Wenn wir noch warten wollten, bis jede Schraube festgezogen ist – und bis jeder aus Morrows verdammten Startkomitees gewillt ist, seine oder ihre widerwillige Zustimmung zu erteilen –, werden wir noch immer hier sitzen, wenn die Sonne bereits

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