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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Millionen Lichtjahren gemessen und von einer durch den Hyperraum fliegenden Plattform ermittelt werden – sind das überdies verdammt unpräzise Beobachtungen.«
    Uvarov wandte dem Virtuellen den Kopf zu. »Nun, dann berichten Sie mir eben von Ihren Beobachtungen. Warum sind diese Doppeldarstellungen denn so überaus wichtig?«
    »Ich habe Beobachtungen der entgegengesetzten Seite des Leerraums durchgeführt«, erwiderte der Virtuelle. »Ich habe nach Anzeichen von Gravitationslinsen gesucht… Die Ablenkung des Lichts von entfernten Objekten durch das Gravitationsfeld einer großen, dazwischen liegenden Masse. Ich habe auch gar nicht spezifisch nach Strings gesucht. Ich wollte nur sehen, ob ich irgendeine Struktur im Leerraum entdecken kann – irgendwelche Dichtekonzentrationen.«
    »Sind die Strings denn so massiv, daß sie Licht über so große Entfernungen ablenken können?«
    »So einfach ist es nun wirklich nicht, Uvarov«, warf Louise ein. »Ja, Strings sind massiv: Ihr Durchmesser beträgt gerade eine Plancksche Wellenlänge, aber ihre Dichte ist enorm – ein String mit der Länge von einem Zentimeter hätte eine Masse von etwa vier Billiarden Tonnen… ein von Sol bis zum Saturn reichender String hätte ungefähr eine Sonnenmasse. Wir unterstellen, daß Strings entweder in Schleifen mit einem Durchmesser von Tausenden von Lichtjahren vorkommen oder aber, daß sie endlos lang sind – durch die Expansion nach der Singularität durch das ganze Universum gespannt.« Uvarov nickte. »Wenn sie wirklich so massiv sind, müßten ihre Schwerefelder demnach entsprechend stark sein.«
    »Nicht ganz«, widersprach Louise. »Bei Strings handelt es sich um sehr exotische Objekte. Sie haben keine Ähnlichkeit mit Sternen, Planeten oder selbst Galaxien. Sie sind einfach keine Newtonschen Objekte, Uvarov. Die sie umgebenden relativistischen Gravitationsfelder sind anders.«
    Uvarov drehte sich zu ihr um. »Wollen Sie damit sagen, daß die Strings antigravitational sind, wie die Weltflächen der Diskontinuitätenantriebs-Flügel des Nightfighters?«
    »Nein…«
    In anderer Form als einer Schleife – als String mit einer finiten Länge – übte die Masse des Strings eine Anziehungskraft auf andere Körper aus, wie jedes andere massive Objekt auch. Aber ein Beobachter in der Nähe eines Strings, sei dieser nun eine Schleife oder Teil eines infiniten Strings, würde nicht die gravitationalen Effekte wahrnehmen, die man eigentlich von einer derart massiven Materiekonzentration erwarten müßte.
    »Uvarov, die gravitationale Anziehung basiert auf einer Verzerrung der Raumzeit«, dozierte Louise. »Beim Fehlen schwerer Objekte ist die Raumzeit flach; ein Objekt wird sie in einer geraden Linie überqueren, wie eine Murmel über einen Tisch rollt. Aber die Raumzeit in der Nähe eines Newtonschen Objekts wie etwa einem Stern wird zu einem Schlund verzerrt, in den andere Objekte hineinstürzen. In der Umgebung eines Strings ist die Raumzeit jedoch lokal eben – diese Ausprägung wird als eine Minkowski-Raumzeit bezeichnet. In ihrer Nähe befindliche Objekte werden nicht vom String angezogen, trotz seiner großen Masse…«
    »Aber«, wandte Mark ein, »die Raumzeit in der Umgebung eines Strings ist doch verzerrt. Sie ist konisch.«
    Uvarov runzelte die Stirn. »Konisch?«
    »Stellen Sie sich die Raumzeit als ein Blatt Papier vor. Aufgrund der Präsenz des Strings wird ein Stück von diesem Blatt entfernt – wie ein Stück Kuchen, das aus der Raumzeit herausgeschnitten wird. Was von der Raumzeit dann noch übrig ist, wird zusammengefaßt – das durch das fehlende Stück verursachte Loch wird geschlossen –, so daß die Raumzeit wie ein Konus aussieht. Noch immer eben, aber mit einem fehlenden Stück.
    Wenn man einen Kreis um einen String ziehen wollte, würde sich herausstellen, daß der Umfang kleiner ist, als der Radius vermuten ließe – es ist genauso, als ob man einen Kreis um die Spitze eines Kegels ziehen würde.«
    »Und dieser kleine Defekt in der Raumzeit soll ausreichen, die von Ihnen zitierten Doppel-Abbildungen zu verursachen?«
    »Ja«, bestätigte Mark.
    Ein kosmischer String war nicht direkt sichtbar. Aber sein Pfad konnte sichtbar gemacht werden, und zwar mittels einer Sequenz von Doppel-Darstellungen entfernter Objekte, die in einem Abstand von sechs Bogensekunden der Länge des Strings folgten.
    »Uvarov«, sagte Louise, »stellen Sie sich zwei Photonen vor, die aus einer entfernten Galaxis, jenseits des

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