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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Prozent des Durchmessers auftreten. Dreimal so viel wie im Modell; beinahe ein Drittel des…
    »Verdammt.« Sie schaute nach unten. Das Herz der Sonne glühte noch immer friedlich in sich überlagernden Schattierungen aus Pink und Blau. »Das muß bedeuten, daß der Fusionskern mit Photinos gesättigt ist.«
    Sogar über die primitive telemetrische Wurmloch-Verbindung konnte sie die Anspannung in seiner Stimme hören. Die Temperatur im Zentrum liegt sehr viel niedriger, Lieserl. Im Grunde…
    »Im Grunde«, fuhr sie ruhig fort, »ist es möglich, daß der Fusionsprozeß schon völlig zum Erliegen gekommen ist. Stimmt’s, Kevan? Vielleicht ist der Kern der Sonne bereits erloschen, wie eine erstickte Flamme.«
    Ja, Lieserl, was mich am meisten beunruhigt, ist, daß wir keine Erklärung dafür finden können, wie sich eine solche Photinoballung auf natürlichem Wege bilden soll…
    »Wie sieht die Prognose bezüglich des Lebenszyklus aus? Wie lange hat die Sonne noch zu leben?«
    Kein Zögern diesmal. Null.
    Zunächst ergab das schlichte Wort keinen Sinn. »Was?«
    Null, in den Maßstäben, von denen wir sprechen – Zeiträume, die sich nach Milliarden Jahren bemessen. In der Praxis bedeutet das, daß vielleicht noch ein bis zehn Millionen Jahre übrigbleiben. Lieserl, das ist nichts nach kosmischen Begriffen.
    »Ich weiß. Aber das deckt sich doch mit den Prognosen von Suprahet, richtig? Die Daten, die von Michael Pooles Gänseblümchenkranz aus Wurmlöchern geliefert wurden.«
    Ja.
    »Kevan, du solltest dir nicht zu viel Streß aufhalsen. Fünf Millionen Jahre entsprechen immerhin dem Fünfzigfachen der bisherigen Menschheitsgeschichte…«
    Mag sein. Kevans Stimme wurde härter, als ob er persönliche Einwände gegen das Altern der Sonne hätte. Aber ich habe Kinder. Ich hoffe, daß meine Nachkommen auch in fünf Millionen Jahren noch existieren werden. Verdammt, ich hoffe auch, daß ich selbst dann noch lebe. Warum auch nicht? Es sind nur fünf Megajahre; wir befinden uns nicht mehr in der Steinzeit, Lieserl.
    Sie schaute tief in das Herz der Sonne hinein und versuchte, mit subvokalen Befehlen weitere Funktionen zu aktivieren. Sie verfügte über Sinne, welche die geisterhaften Schatten des Neutrino- und Photinoflusses abbilden konnten, und wenn sie sich nur genug anstrengte, müßte sie auch in der Lage sein, die Wolke aus Dunkelmaterie selbst auszumachen.
    »Ich muß noch weiter runter«, murmelte sie.
    Was?
    »Ich sagte, daß ich noch tiefer hinuntergehe. Ich will herausfinden, was dort unten vor sich geht. Im Kern.«
    Lieserl…
    »Komm schon, Kevan. Verschone mich mit irgendwelchen Sicherheitsbedenken. Du kannst mir nicht erzählen, daß Suprahet schon so viel in mich investiert hat, nur um mich dann in der verdammten Photosphäre wieder umkehren zu lassen.«
    Du hast bereits Erstaunliches geleistet.
    »Und ich kann noch viel mehr leisten. Ich gehe rein, Kevan. Dafür bin ich schließlich konstruiert worden. Ich will nur sehen, was unsere Sonne ausgelöscht hat.«
    Oder, dachte sie unbehaglich, wer.
    Scholes zögerte. Die Wahrheit ist, daß du ein Experiment bist, Lieserl. Verdammt, wir wußten doch nicht mal, auf welche Bedingungen du da drin stoßen würdest.
    »Also lasse ich mir Zeit. Ihr könnt mich ja en route umrüsten. Ich habe alle Zeit dieser Welt.
    Ich werde den reflektierten Photonen folgen. Vielleicht werde ich eine Million Jahre für die Reise zum Mittelpunkt der Sonne brauchen. Aber ich werde hinkommen.«
    Lieserl, Suprahet möchte, daß du weitermachst. Aber – hör gut zu – man rechnet damit, daß du nicht zurückkommst. Dein Trip könnte eine Einbahnstraße sein, Lieserl. Verstehst du? Lieserl?
    Sie blendete die flüsternde, entfernte Stimme aus und schaute in die ozeanischen Tiefen der Sonne.



8

    PFEILMACHER UMKLAMMERTE mit den Beinen einen Ast des Kapok-Baumes und richtete den Bogen auf die Himmelskuppel. Die gespannte Sehne schnitt in das zähe Fleisch seiner drei mittleren Finger, und der Bogen selbst vermittelte ihm das Gefühl von Massivität, von Macht.
    Der leicht in der Hand liegende Pfeil war perfekt ausbalanciert.
    Pfeilmachers glatte, unbehaarte Haut war von der Anstrengung des Kletterns schweißnaß. Er befand sich hier nahe am obersten Punkt des Blätterdaches, und das Klicken, Rascheln, Trillern und Husten der anbrechenden Nachtaktivitäten schlug von allen Seiten der großen Lebensschicht über ihm zusammen. Irgendwo markierte eine Horde Brüllaffen ihr Territorium,

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