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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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in der Nähe seiner Wohnung befinden. Farr schaute sich neugierig um. Sie waren noch immer in der tiefsten Unterstadt, fast direkt über dem Hafen, und die Gebäude wiesen eine große Ähnlichkeit mit den Verschlägen im Hafen selbst auf. Dennoch bemerkte Farr einen Unterschied. Die Wände und Türen waren zwar Flickwerk, dafür aber überwiegend intakt. Und es gab auch keine ›Betrunkenen‹. Es verwunderte ihn, daß der Charakter von Parz sich über diese kurze Distanz so grundlegend verändert hatte.
    Bzya grinste und stieß eine Tür auf – eine von tausenden in diesen gewundenen Korridoren. Erneut wunderte Farr sich über Bzyas Orientierungssinn.
    Er folgte Bzya durch die Tür. Die Wohnung bestand aus einem einzigen Raum – einer Kugel, die durch in unregelmäßigen Abständen an der Wand angebrachten Holz-Lampen trübe erleuchtet wurde. Er spürte, wie die Netzhaut sich dehnte, um sich an die schlechten Lichtverhältnisse anzupassen.
    Eine Kalebasse mit winzigen Blättern wurde ihm in die Brust gerammt.
    Er taumelte zurück. Ein breites, grinsendes Gesicht erschien über der Schüssel, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit Bzyas Konterfei aufwies; allerdings hatte das Wesen eine Halbglatze, eine krumme, platte Nase und stumpfe Nüstern. »Du mußt der Oberströmler sein. Bzya hat mir schon von dir erzählt. Nimm dir ein Blatt.«
    Bzya schob sich an Farr vorbei in den kleinen Raum. »Laß den armen Jungen doch erst mal reinkommen, Frau«, sagte er mit einem gutmütigen Grollen.
    »Schon gut, schon gut.«
    Die Frau umklammerte grinsend die Schüssel mit den Blättern. Bzya legte die Hand auf Farrs Unterarm, zog ihn in die Mitte des Raums und schloß die Tür.
    Dann schwebten die drei in einem Kreis in der Luft. Die Frau ließ die Schüssel los und reichte Farr die Hand. »Ich heiße Jool. Bzya ist mein Mann. Ich heiße dich hier willkommen.«
    Bzya küßte Jool. Dann streckte er sich seufzend, schwebte in den Hintergrund der kleinen Wohnung und ließ Farr mit seiner Frau allein.
    Jool hatte einen kompakten und muskulösen, jedoch schlecht proportionierten Körper. Sie trug die im Patchwork-Stil gehaltene Allzweck-Kombi des Hafens. Eine Körperhälfte war ziemlich lädiert – die entsprechende Seite des Kopfs war kahl, und der Arm hing schlaff herunter. Vom Bein war nur noch ein Stumpf übrig.
    Er starrte den vom Hosenbein verhüllten Stumpf an, und dann blickte er in plötzlicher Verlegenheit in Jools Gesicht.
    Sie klopfte ihm auf die Schulter. »Hat keinen Zweck, nach dem Bein zu suchen; du wirst es nicht finden.« Sie lächelte gütig. »Hier, nimm ein Blatt.«
    Er griff in die Schüssel und stopfte sich eine Handvoll der kleinen Blätter in den Mund. Sie hatten keinen Nährwert, wie alle Blätter, waren jedoch stark gewürzt – und zwar so stark, daß das Aroma ihn schier benebelte. Er hustete und besudelte die Gastgeberin mit zerkauten Blättern.
    Lachend warf Jool den Kopf zurück. »Dein Oberströmler -Freund weiß gutes Essen nicht zu schätzen, Bzya.«
    Bzya machte sich gerade in einer Ecke des kleinen Raums unter zwei verschlissenen Schlaf-Kokons zu schaffen, wobei die Arme in einer großen, mit Spänen gefüllten Schüssel steckten; die Späne verursachten knirschende Geräusche, während er die Finger in ein Tuch krallte. »Wir doch auch nicht, Jool; laß den Jungen in Ruhe.«
    »Ist das ein Blatt?« fragte Farr und nahm ein Blütenblatt aus der Schale.
    »Ja.« Jool schob sich eins in den Mund und kaute geräuschvoll. »Ja und nein. Es stammt von einer Blume… einer kleinen Zierpflanze. Sie werden hier in Parz gezüchtet. In der Wildnis wachsen keine Blumen, oder?«
    »Sie wachsen im Palast, stimmt’s? Im Garten. Arbeitest du dort?« fragte er und musterte sie. Nach dem, wie Cris ihm den Palast des Komitees beschrieben hatte, hegte er Zweifel, daß man der etwas derben Jool dort Zutritt gewähren würde.
    »Nein, nicht im Palast. Es gibt noch andere Stellen auf der Haut, weiter unten, wo Blumen und Bonsais gezüchtet werden. Jedoch nicht zur Zierde, wie im Garten.«
    »Weshalb dann?«
    Sie mampfte ein weiteres Blatt. »Als Nahrung. Aber nicht für Menschen, sondern für Schweine. Ich hüte nämlich Luft-Schweine, junger Farr«, sagte sie mit einem fröhlichen und amüsierten Gesichtsausdruck.
    »Aber diese Blätter – Blütenblätter – haben doch kaum einen Nährwert«, sagte Farr verwirrt.
    »Stimmt, um Kraftfutter handelt es sich nicht gerade«, sagte sie. »Aber dafür hat das Zeug

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