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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Betrachte es als ein – wissenschaftliches Experiment. Selbst wenn wir keinen Erfolg haben sollten, erfahren wir zumindest etwas über den Stern und unsere Leistungsfähigkeit… und vielleicht widerlegen wir ein für allemal diese bizarren Legenden über Kolonisten und antike Wunder.« Oder, so sagte er sich, vielleicht werde ich auch einen versunkenen Schatz bergen.
    »Sir, ich muß dagegen protestieren. Im ganzen Hinterland sterben die Leute. Und Parz wird bald von einem Flüchtlingsstrom heimgesucht werden. Wir müssen diese Phantasien vergessen und uns auf die vordringlichen Aufgaben und das Machbare konzentrieren.«
    Hork musterte den Arzt; Muub hing steif und zitternd im Kokon. Plötzlich verflog Horks Ärger wegen Muubs Renitenz, und er verspürte Respekt für diesen anständigen Mann. Der Arzt hatte großen Mut bewiesen, ihm auf diese Art und Weise Paroli zu bieten. »Muub – mein lieber Muub –, sobald diese Besprechung beendet ist, werde ich mich den vordringlichen Aufgaben und dem Machbaren widmen.« Er lächelte. »Ich möchte, daß du dieses Projekt leitest. Stoßt ins Quanten-Meer vor.«
    »Diese Aufgabe – ist – unlösbar«, entgegnete Muub mit stockender Stimme.
    Hork nickte. »Natürlich. In zwei Tagen legst du mir ein Konzept vor.«
    Mit diesen Worten drehte er ihnen den Rücken zu, schwamm zur Tür und ging wieder an die Arbeit.

17

    NACH EINEM KURZEN und unruhigen Schlaf in Denis enger Unterkunft wurde Dura von einem Boten des Komitees abgeholt. Der Bote war ein kleiner, traurig wirkender Mann in einem schmutzigen Gewand; er hatte einen blassen Teint, und die farblosen Augen lagen tief in den Höhlen. Vielleicht hätte er öfter mal an die frische Luft gehen sollen, sagte Dura sich, anstatt das ganze Leben in der muffigen Stadt zu verbringen. Sie verließen das Hospital, schwammen durch die Straßen, über den Marktplatz und Pall Mall hinauf. Die große Avenue war unbelebter, als Dura sie in Erinnerung hatte. Der Verkehr war viel fließender als damals, die Luft war sauberer, und viele der Geschäfte hatten geschlossen; die Holzlampen glommen trübe. Nun bekam sie einen Eindruck davon, wie die Katastrophe im Hinterland sich auf das Wirtschaftsleben der Stadt auswirkte.
    Dennoch war eine ständige Geräuschkulisse zu vernehmen, und die wenigen Ventilatoren und Lichtschächte schienen kaum auszureichen, um die Stadt mit Luft zu versorgen und Helligkeit zu spenden. Bald mußte Dura gegen Klaustrophobie ankämpfen. Dabei hatte sie sich erst wenige Tage zuvor, bei den Oberströmlern, in die Stadt zurückgesehnt. Sie war nirgendwo mehr zu Hause, sagte sie sich düster.
    Dann bogen sie kurz vor dem oberen Endpunkt der Mall von der Straße ab und tauchten plötzlich in eine lichtdurchflutete, offene Kammer ein, einen Würfel mit einer Kantenlänge von hundert Mannhöhen. Die Kanten des Pavillons bestanden aus sorgfältig bearbeiteten Balken – dieser Platz mußte wie ein riesiger hölzerner Egel an der Stadt haften –, doch merkwürdigerweise war die Luft hier auch nicht besser als in den Tiefen der Stadt; es ging kein Lüftchen. Bei näherem Hinsehen erkannte sie, daß die scheinbar offenen Seiten des Würfels aus großflächigen Klarholzbrettern bestanden; sie befand sich in einer transparenten Holzkiste mit einem geschätzten Fassungsvermögen von tausend Personen.
    Es war eindrucksvoll, wenn auch bizarr. Wie schon so oft, wurde Dura von der Fremdartigkeit der Stadt überwältigt.
    Der Bote berührte ihren Ellbogen. »Wir sind da. Dies ist das Stadion. Natürlich ist es heute leer; wenn eine Veranstaltung stattfindet, ist es proppenvoll… dort oben sehen Sie die Loge des Komitees.« Er deutete auf einen Balkon, der über dem Stadion hing. »Hier schauen die Leute sich die Spiele an – unsere Sportwettkämpfe«, sagte er mit hoher, einschmeichelnder Stimme. »Habt ihr auch Spiele am Oberlauf?«
    »Was soll ich hier?«
    Der kleine Mann wich zurück und schloß die Augen.
    »Dura…«
    Farr.
    Sie wirbelte in der Luft herum. Ihr Bruder befand sich nur eine Mannhöhe von ihr entfernt; er machte einen ruhigen und gesunden Eindruck und trug ein wallendes Gewand. Es waren Leute bei ihm – Adda und drei Städter.
    All das erkannte sie in dem Herzschlag, den sie brauchte, um die Entfernung zwischen ihnen zu überbrücken und ihren Bruder in die Arme zu schließen. Er drückte sie auch – jedoch nicht mit der Unbefangenheit eines Kindes, sondern er legte die Arme um sie und klopfte ihr tröstend

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