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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Rotation. Bald durchdrang der süßliche, moschusartige Geruch von Schweinefürzen die Kabine. Dura schloß die Augen und erinnerte sich an die Gerüche der Kindheit, die von der im Netz gefangenen Herde ausgegangen waren. Dann plazierte sie ein paar Blätter innerhalb der Reichweite der Schweine. Gerade so viel, daß sie nicht vom Fleisch fielen, aber doch so wenig, daß es sie ständig nach mehr gelüstete.
    Ein gesundes Luft -Schwein war in der Lage, tagelang Winde auszustoßen und dabei mit sehr wenig Nahrung auszukommen. Indem ein Schwein einen Teil seiner Körpermasse in ›Windenergie‹ umwandelte, erreichte es einen Aktionsradius von mehreren Metern. Diese fünf Tiere sollten, obwohl sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen worden und entsprechend verängstigt und nervös waren, ohne weiteres in der Lage sein, die Turbine über die gesamte Reisedauer anzutreiben. Zumal es noch einen Ofen gab, der mit Kernbrand-Holz beschickt wurde, falls Umstände eintraten, die sie zwangen, das Risiko einer Überhitzung der Kabine in Kauf zu nehmen.
    Hork stieß ein Grunzen aus. Dann legte er versuchsweise drei Schalter um. Ein Zittern ging durch das Schiff, und Hork sah aus dem Fenster, um den Effekt der in den supraleitenden Bändern induzierten Ströme abzuschätzen.
    Plötzlich tauchte Farrs Gesicht vor einem Fenster auf. Sein Gesichtsausdruck war feierlich und unbewegt. Dura wurde bewußt, daß er ein hohes Tempo vorlegte; sie sanken schnell, und bald würden sie ihn und die anderen Schwimmer hinter sich gelassen haben.
    Farr mußte Adda entwischt sein. Dann fand der Abschied also hier statt. Sie lächelte Farr gezwungen an und hob die Hand.
    Ein dumpfer Schlag erschütterte das ›Fliegende Schwein‹, und es dauerte eine Weile, bis das Schiff sich wieder stabilisiert hatte.
    »Was war das?« fragte Dura stirnrunzelnd.
    Mit ausdruckslosem Gesicht schaute Hork auf. »Das Hafen- Kabelwurde ausgeklinkt. Alles läuft planmäßig.« Er schaute aus dem Fenster auf die dunklen Schatten der supraleitenden Bänder. »Wir bewegen uns nun aus eigener Kraft; die Ströme in den Bändern befördern uns tiefer in den Stern. Die Bänder sind der einzige Garant für unsere Rückkehr… Wir sind allein«, sagte er. »Aber wir sind unterwegs.«

20

    DREI METER TIEF.
    Das überstieg Duras Vorstellungsvermögen. Der Lebensraum der Menschen beschränkte sich auf den Mantel mit seiner wenige Meter dicken Schale aus suprafluider Luft. Schon bei der ersten Reise, die sie mit Toba vom Oberlauf zum Pol unternommen hatte und die sich über eine Entfernung von nur dreißig Metern erstreckte, hatte es für sie den Anschein gehabt, als ob sie dem ganzen Umfang des Sterns gefolgt wären.
    Doch nun hatte sie sich mehrere Meter in den Stern selbst gebohrt. Sie stellte sich vor, wie der Stern ihr kleines hölzernes Schiff zerquetschte und sie wie winzige Insekten ausspie. Da war es nur ein geringer Trost, daß sie gar nicht bis in diese Tiefe vordringen würden, falls die Kontaktaufnahme mit dem Unvorstellbaren schon früher erfolgte… sofern es überhaupt aus dem Kern aufstieg, um sie zu treffen.
    Am Ende des zweiten Tages befanden sie sich bereits in der lebensfeindlichen Zone der Luft. Das strahlende Gelb der Luft war nacheinander in Bernstein und Orange übergegangen und hatte sich nun in ein Purpur verwandelt, das der Farbe des Quanten-Meeres ähnelte. Dura drückte das Gesicht gegen das Klarholz, in der Hoffnung, irgend etwas zu sehen – exotische Tiere, fremdartige Wesenheiten oder eine Art Struktur innerhalb des Sterns. Doch da war nur das Purpur der sich verdichtenden Luft und ihr verzerrtes Spiegelbild im grünen Licht der Holz-Lampen. Sie war hier gefangen – mit ihren Ängsten und mit Hork. Sie hatte eigentlich erwartet, daß sie sich in dieser winzigen Holzkiste, die sich in die Eingeweide des Sterns bohrte, klein und verwundbar fühlen würde; doch nun überkam sie angesichts der vor den Fenstern dräuenden Dunkelheit Platzangst. Sie kam sich eingesperrt vor und zog sich in sich selbst zurück. Sie versorgte die Schweine, verschlief ansonsten die meiste Zeit und vermied es im übrigen, Hork in die Augen zu schauen.
    Seine am dritten Tag erfolgten Bemühungen, sie in ein Gespräch zu verwickeln, empfand sie als Belästigung.
    »Du bist ziemlich stur«, sagte er in aufreizend fröhlichem Ton. »Ich hoffe nur, dieses Abenteuer verursacht dir keine… äh… philosophischen Probleme.«
    Er hatte die Konsole verlassen und war zu ihrer

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