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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Fuß gegen das Brett; er spürte den Widerstand des Magfelds und nahm seine Position in der Reihe ein. Er schaute nach vorn. Er orientierte sich an der Richtung der Feldlinien, die dem Rotationspol entgegenstrebten; die nächste der Linien, die ihn wie einen virtuellen, in die Ewigkeit führenden Korridor einhüllte, war gerade ein paar Mannhöhen entfernt.
    Beim Rennen ging es darum, an den Feldlinien, die das Dach der Welt – den Pol – überspannten, entlangzugleiten und einen bestimmten Punkt zu erreichen, der von Angehörigen der Rennleitung, die menschlichen Spin-Spinnen glichen, am Himmel markiert wurde. Das Rennen gewann nicht der Teilnehmer, der als erster ins Ziel ging, sondern derjenige, der den Kurs mit der besten Technik und der größten Eleganz bewältigte.
    Er verfolgte den Verlauf der Linie. Er wußte, daß Ray drei Plätze unter ihm war – außer ihm war sie die einzige aus dem Freundeskreis, die sich für die diesjährigen Spiele qualifiziert hatte. Sie hatte den schlanken, nackten Körper über das Brett gebeugt, das Haar zurückgekämmt und ein breites, hungriges Grinsen im Gesicht. Ihre Blicke trafen sich, und sie hob die Faust, wobei das Grinsen noch breiter wurde.
    Die Surfer hatten nun alle ihre Plätze eingenommen; er sah, daß sie sich über die Bretter beugten, die Beine spreizten und die Arme hoben. Die Angehörigen der Rennleitung wuselten wie aufgescheuchte Tiere zwischen den Teilnehmern herum, überprüften die Startpositionen und richteten die Bretter richtig aus. Die Teilnehmer versanken in Schweigen, und die Aufsicht rückte ab. Cris hatte alle Sinne angespannt. Er sah das Brett unter den Füßen, hörte das Sirren des Magfelds und roch die Luft, die in dieser Entfernung von der Stadt so frisch war, daß sie prickelnd durch den Mund und die Kapillaren strömte – dies waren vitale und reale Dinge; noch nie hatte er sich so lebendig gefühlt.
    Und vielleicht, so sagte ihm eine innere Stimme, würde er sich nie wieder so fühlen.
    Nun, wenn es wirklich so war – wenn sein Leben nach diesem herrlichen Augenblick eine einzige lange Talfahrt darstellen sollte –, sei’s drum. Er würde diesen Moment jedenfalls bis zur Neige auskosten.
    Das Aufsichtspersonal verständigte sich mit Blicken. Synchron hoben sie den Arm – und senkten ihn abrupt. »Los!«
    Cris stieß sich kräftig ab. Er spürte den Widerstand, den das Magfeld dem Brett und seinem Körper entgegensetzte und die Ströme aus geladenen Teilchen, die an ihm zerrten. Brüllend stürmte er los und raste durch die Luft. Der Tunnel aus Feldlinien schien um ihn herum zu explodieren; blauweißes Elektronengas hüllte ihn ein. Mit halbem Ohr registrierte er ähnliche Schreie in seiner Nähe, doch dann verdrängte er die Gegenwart der anderen Surfer und konzentrierte sich auf das Magfeld, die Balance und seine Position in der Luft.
    Die Front der Rennleitung löste sich auf und fiel nach unten weg.
    Er öffnete den Mund und stieß erneut einen unartikulierten Schrei aus. Aus dem Augenwinkel sah er, daß er nur noch von Ray und noch ein paar anderen verfolgt wurde. Er lag bereits in Führung! Und er wußte, daß seine Technik gut war; das Magfeld lief wie eine Hitzewelle durch den Körper. Er führte die Hand vors Gesicht und betrachtete das Elektronengas, das um die Fingerspitzen waberte; eingehüllt in eine blaue Aureole mußte er wie eine durch den Himmel jagende Traumgestalt gewirkt haben.
    Das Brett wurde nach oben gerissen und schlug gegen die Füße.
    Er schnappte nach Luft; fast wäre er vor Schreck vom Brett gefallen. Es war, als ob er mit einem im Magfeld verborgenen Festkörper kollidiert wäre. Er ging in die Hocke und versuchte, die Aufwärtsbewegung zu kompensieren, doch das Trägheitsmoment war zu stark, und er mußte sich bemühen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die nach unten verlaufenden Feldlinien zerrten an ihm, während er quer zu den Flußlinien durch das Magfeld gezogen wurde.
    Er hörte die Schreie der anderen Surfer.
    Schließlich stabilisierte er sich wieder. Zitternd und mit schmerzenden Knien und Knöcheln richtete er sich auf. Er riskierte einen Blick nach links und rechts. Die Linie der Surfer war zerrissen. Was auch immer diesen Vorfall verursacht hatte, die anderen waren genauso davon betroffen wie er.
    … Ray war verschwunden. Er erspähte ein Glitzern, das von ihrem kieloben in der Luft treibenden Brett stammte; vom Mädchen selbst war indes nichts zu sehen.
    Er spürte einen Anflug von

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