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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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glattwandiger Zylinder mit einem Querschnitt von vielleicht fünf Mannhöhen und…
    Und wie tief?
    Sie steckten nun im Korridor; der ebenholzfarbene Schlund umschloß das zerbrechliche Schiff, als ob es verschluckt worden wäre. Sie spürte, wie die Luft durch die Kapillaren im Kopf strömte; im Licht der zuckenden Blitze rasten Teile der Wand wie in einem Traum am Schiff vorbei. Die Wände schienen in der Ferne zusammenzulaufen und sich in der Unendlichkeit zu einem Punkt zu verdichten. Aber das war unmöglich – war es das wirklich? Schließlich hatte die Schnittstelle selbst, die Pyramide aus Licht, nur eine Höhe von zehn, maximal einem Dutzend Mannhöhen.
    Allerdings war der Korridor sehr lang – unglaublich lang -; schließlich bestand der Zweck eines Wurmlochs gerade darin, weit entfernte Orte miteinander zu verbinden. Und nun war sie in ein solches Wurmloch eingedrungen; bald würde das Schiff die Passage beendet haben und…
    Irgendwo herauskommen.
    Für einen Moment keimte eine irrationale Angst in ihr auf; es war, als ob ihre Sinne und ihr Verstand vor dem Mysterium dieser Reise kapitulierten. Sie schloß die Augen und umklammerte die Lederriemen. War der Aberglaube so groß, daß sie nun in Panik geriet?
    Sie rief sich in Erinnerung, daß es sich beim Wurmloch um ein Artefakt handelte. Noch dazu um ein Artefakt, das von Menschen erschaffen wurde – von Ur-Menschen vielleicht, nichtsdestoweniger aber von Menschen. Es bestand kein Anlaß, wegen eines bloßen Geräts in Panik zu geraten.
    Sie zwang sich dazu, die Augen zu öffnen.
    Das Schiff erzitterte.
    »Zu schnell!« schrie Dura. »Du bist zu schnell, verdammt; wir werden noch umkippen, wenn du nicht langsamer fliegst… Bist du verrückt?«
    Horks Hände lagen zwar noch immer auf den Steuerhebeln, doch als er sich zu ihr umdrehte, lag ein verwunderter Ausdruck in seinem Gesicht. »Das bin nicht ich«, sagte er. »Ich meine, es ist nicht das Schiff… wir fliegen nicht mehr mit eigener Kraft. Dura, wir werden ins Wurmloch gezogen.« Er betrachtete die Steuerkonsole, als ob die Antwort dort verborgen läge. »Und es gibt nichts, was ich dagegen unternehmen könnte.«

    Cris glitt fast automatisch durch das turbulente Magfeld. Fasziniert betrachtete er die Neutrino-Quelle und vergaß darüber fast, in welcher Gefahr er selbst schwebte. Die Quelle glich einem dunklen, unvorstellbar massiven Turm, der sich aus dem aufgewühlten Quanten-Meer schob. Während sie in die Luft des Mantels emporstieg, platzte die viskose, purpurne Kruste aus Meeres- Materie ab, und die Fragmente drifteten in spiralförmigen, aufwärtsgerichteten Bahnen um die dicht gepackten Flußlinien des Magfelds.
    Es war Materie aus dem Herzen des Sterns – tiefer, als eine Glocke jemals getaucht war und vielleicht noch tiefer, als Horks Schiff absteigen würde. Diese Materie war aus dem riesigen Nukleus geschleudert worden, der die Seele des Sterns darstellte, aus dem Bereich zwischen Meer und Kern. Die Materie der Quelle war hyperonisch; die Hyperonen waren große Quark-Cluster, die über eine viel größere Masse als gewöhnliche Nukleonen verfügten, und die Hyperonen wiederum wurden durch die Quark-Wechselwirkung zu komplexen, fraktalen Massen zusammengeballt. Beim Durchgang durch den Schlund des Pols zerbrach jedoch das Gefüge der aufgewirbelten Materie; unter den Niederdruck-Bedingungen des Mantels hatte ihre Struktur keinen Bestand. Die Quark-Taschen lösten sich auf und gaben ihre Energie in Form eines Nukleonenschauers ab, worauf die freien Nukleonen – Protonen und Neutronen – sich zu atomarer Materie verdichteten.
    Dieser tödliche Hagel ging nun im Mantel nieder und würde bald die Stadt erreichen. Cris spürte die Energie, die von dieser Flutwelle hyperonischer Zerfallsprodukte ausging; heiß und spitz wie Nadeln durchbohrten die Neutrinos seinen Körper, um dann in die Leere oberhalb der Kruste zu entweichen.
    Er sah, daß die spiralförmigen Bahnen der geladenen Brocken aus erstarrender Kern-Materie nun verzerrt wurden – sie flachten sich ab –, als ob das Magfeld selbst sich infolge des Desasters veränderte.
    Plötzlich begriff Cris.
    Das Magfeld veränderte sich wirklich. Der Ausstoß dieser gewaltigen Menge geladener Materie aus dem Kern hatte das Feld gestört; die Meeres -Quelle war wie ein unvorstellbar starker Strom, der mitten durch den magnetischen Pol des Sterns floß und zeitweilig mit den großen magnetischen Generatoren im Kern des Sterns selbst in

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