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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wechselwirkung trat. Die plötzlichen Turbulenzen des Felds, die er gespürt hatte, waren nur entfernte Echos dieser massiven Störung gewesen.
    … Doch nun eilte wieder ein magnetisches Echo auf ihn zu. Diesmal verlor er den Halt auf dem Brett und kippte schreiend vornüber; das Brett schlug ihm gegen die Brust und stieß ihn nach oben in Richtung der Kruste. Hilflos klammerte er sich an das Brett; die Beine schlingerten auf der glatten Oberfläche, und er stieg schneller, als es ihm je beim Surfen gelungen wäre. Er wußte, daß er erledigt war, wenn er das Brett verlor. Die Gedanken jagten sich. Vielleicht würde er mitsamt dem Brett durch die Kruste geschleudert! Was dann? Würde sein Körper in der dahinterliegenden Leere zu gefrierenden Fragmenten zerfallen, wie die im Mantel erstarrende Kern-Materie?
    Und würde er das noch bewußt miterleben?
    Doch die Aufwärtsdrift hörte genauso schnell auf, wie sie angefangen hatte.
    Das Brett stabilisierte sich in der Luft. Keuchend zog Cris sich auf das Brett; der Oberkörper schmerzte vom Druck, den das Brett während des Flugs ausgeübt hatte. Die Stadt stand tief unter ihm, aber immer noch so nahe, daß er Details erkannte – das Rückgrat, die klaffenden Frachtluken, den Garten auf der Oberseite. Er spürte Erleichterung und auch einen Anflug von Scham; schließlich konnte er nicht allzu weit in die Höhe geschleudert worden sein.
    Vorsichtig zog er die Knie an und stellte die Füße auf das Brett. Dann richtete er sich auf. Das Magfeld zitterte wie ein Lebewesen unter ihm, und er versetzte das Brett in eine schaukelnde Bewegung, wobei ein Schmerz durch die Knöchel zuckte; für den Augenblick war das Feld noch einigermaßen stabil. Berechenbar. Er konnte darauf surfen… und das würde er tun müssen, wenn er überleben wollte.
    Er ließ den Blick über den Himmel schweifen. Er war allein; von den anderen hundert Surfern war nichts zu sehen. Erneut wallte Triumph in ihm auf, begleitet von Scham. Hatte er überlebt, weil er der Beste war? Oder hatte er nur Glück gehabt?
    Allerdings, sagte er sich, war es durchaus möglich, daß er den anderen in den Tod nachfolgte, bevor dieser Tag noch vorüber war.
    Die ihn umgebenden Feldlinien krümmten sich; sie wurden von Instabilitäten heimgesucht, von bizarren Formen, die sich verzerrten, während sie sich ausbreiteten und mit Energie aufluden. Das Ende der Feldlinien – die Grenze in der Luft, die durch das Fehlen von Feldlinien markiert wurde – raste als eine Wand der Leere auf ihn zu. Er wußte, daß die Luft, die durch den vom Kern entfachten Neutrino-Sturm aufgewühlt wurde, in diesem Abschnitt die Eigenschaften als Suprafluid verloren hatte. Er würde nicht mehr surfen können, weil die Reibung zu groß war. Verdammt, er würde nicht einmal mehr atmen können. Die Kapillaren würden verstopft werden und das Herz gegen die sich verdichtende Luft ankämpfen…
    Er schüttelte den Kopf und versuchte sich zu konzentrieren. Er schaute nach unten. Er mußte die Stadt erreichen, bevor die Turbulenzen ihn einholten. (Weshalb sollte er in der Stadt eigentlich sicherer sein als außerhalb, fragte eine Stimme in einem entfernten Winkel des Bewußtseins). Erneut schüttelte er den Kopf. Er mußte in die Stadt gelangen, ob er sich dort in Sicherheit befand oder nicht. Also würde er auch dorthin gehen. Allerdings lag die Stadt bereits in Reichweite des Hagels aus erstarrter Meeres-Materie. Ein einziger Treffer…
    Doch solche Spekulationen führten zu nichts. Er spreizte die Beine, ging in die Hocke und stieß sich ab.
    Er surfte, wie er noch nie gesurft war – wie vielleicht noch nie jemand gesurft war. Laufend stieß er sich auf dem Brett ab und rammte das Kernstoff-Gewebe in das zitternde Magfeld. In Schußfahrt raste er zwischen den sich kräuselnden Feldlinien entlang. Bald war er so schnell, daß die noch vorhandene normalflüssige Komponente der Luft ihm ins Gesicht peitschte und das Haar zerzauste. Dennoch beschleunigte er weiter und trat so heftig gegen das Brett, daß die Sohlen schmerzten.
    In der Ferne manifestierte sich ein neuer Aspekt am chaotischen Himmel. Er riskierte einen kurzen Blick. Er sah Linien, die durch die Kruste drangen, quer zu den Feldlinien den Himmel durchzogen und in den Kern eindrangen – weißblaue Strahlen, die den Kern wie Kochlöffel umrührten.
    Nun geriet er in den vom explodierten Meer ausgesandten Regen. Die erstarrten Meeres -Fragmente waren unregelmäßige, massive Brocken mit

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