Xeelee 4: Flux
gesund zu werden.«
»Wir werden bald aus der Stadt verschwinden«, sagte Farr. »Ich soll im Hafen arbeiten. Und Dura wird auf eine Decken-Farm geschickt.«
Adda schaute Dura mit einem Auge giftig an. »Du blöde Kuh.«
»Es ist nicht mehr zu ändern, Adda; ich werde mich deswegen nicht mit dir streiten.«
»Ihr hättet mich lieber sterben lassen sollen, als Sklavenarbeit zu verrichten.« Er versuchte, die bandagierten Arme zu heben. »Was glaubt ihr wohl, welches Leben ich von nun an führen werde?«
Dura fand Addas Ton degoutant und absolut unangemessen in dieser sauberen Umgebung. Sie verglich den aufbrausenden Adda mit der schüchternen Ito, die ein ruhiges Leben führte, als ob die Zwänge, denen sie in der Masse unterworfen war, sie kaum berührten. Dura hätte zwar nicht mit Ito tauschen wollen, doch hatte sie nun das Gefühl, sie zu verstehen. Adda indes begriff in seiner Wut gar nichts. »Adda«, sagte sie in scharfem Ton, »laß gut sein. Es ist nicht mehr zu ändern. Wir müssen das Beste daraus machen.«
»Wie wahr«, sagte die Ärztin und stieß einen Seufzer aus. »Müssen wir das nicht immer?«
Adda warf der Frau einen bösen Blick zu. »Weshalb hältst du dich da nicht raus, du altes Reff?«
Deni Maxx’ einzige Reaktion bestand in einem mißbilligenden Kopfschütteln.
Dura hingegen war zornig und peinlich berührt, und sie fragte die Ärztin, ob Adda auf dem Weg der Besserung sei.
»Er macht so gute Fortschritte, wie man es erwarten kann.«
»Und was heißt das? Könnt ihr Leute denn nicht Klartext reden?«
Das Lächeln der Ärztin gefror. »Ich will damit sagen, daß er überleben wird. Und es sieht so aus, als ob die Beine auch wieder heilen – langsam zwar, denn er ist nicht mehr der Jüngste, aber sie heilen. Die geplatzten Gefäße habe ich auch genäht; die meisten Kapillaren sind wieder voll funktionsfähig…«
»Aber?«
»Er wird seine ursprüngliche Stärke nicht wiedererlangen. Vielleicht wird er nicht einmal mehr in der Lage sein, die Stadt zu verlassen.«
Dura runzelte die Stirn; in einem Anflug von Selbstsucht fragte sie sich, wie lange sie wohl noch für seinen Unterhalt aufkommen mußte. »Weshalb nicht? Wenn er so gute Fortschritte macht, wie du sagst…«
»Ja, aber er wird nicht mehr imstande sein, den gleichen pneumatischen Druck wie früher zu erzeugen.« Maxx runzelte vielsagend die Stirn. »Weißt du, was das bedeutet?«
»Nein«, sagte Dura zähneknirschend.
»Ach, meine Liebe, ich hatte ganz vergessen, daß ihr Oberströmler seid…«
Adda schloß die Augen und legte sich zurück.
»Schau«, sagte Maxx, »unsere Körperfunktionen beruhen darauf, die Transporteigenschaften der Luft auszunutzen… noch immer nicht verstanden? In Ordnung.« Sie deutete auf den in die Wand integrierten Lüfter. »Weißt du, welchem Zweck dieser Lüfter dient – weshalb in der ganzen Stadt Lüfter installiert sind? Um die Temperatur zu regulieren – damit wir es in der Hitze des Südpols kühl haben. Die Luft, von der wir umgeben sind, ist ein Neutronengas und besteht aus zwei Komponenten – einem Suprafluid und einer normalen Flüssigkeit. Suprafluide reagieren nicht auf Temperaturschwankungen – sie nehmen nämlich keine Wärmeenergie auf.
Wenn man nun einer beliebigen Luft menge Suprafluide zuführt, wird die Temperatur der Luft absinken. Umgekehrt wird die Temperatur ansteigen, wenn man der Luft Suprafluide entzieht, weil der Anteil der normalen Flüssigkeit sich infolgedessen erhöht.«
Farr runzelte die Stirn. »Und was hat das mit Adda zu tun?«
»Addas Körper ist mit Luft gefüllt – wie deiner und meiner auch. Der Luft austausch erfolgt über ein Netzwerk aus winzigen Kapillaren, die Suprafluide aufnehmen, um die Körpertemperatur zu regulieren.« Deni Maxx blinzelte Farr zu. »Wir haben winzige Luft-Pumpen im Körper… eine ganze Reihe, einschließlich des Herzens selbst. Und dafür sind auch die Haar-Röhren da… damit überschüssige Luft aus dem Kopf entweicht und das Gehirn immer richtig temperiert ist. Wußtest du das nicht?«
»Und dieser Mechanismus funktioniert bei Adda vielleicht nicht mehr richtig.«
»Ja. Wir haben zwar die größeren Gefäße repariert, aber wenn sie erst einmal beschädigt waren, werden sie nie wieder hundertprozentig funktionieren – zumal sein kapillares Netzwerk einfach zu viel Substanz verloren hat. Außerdem ist er geschwächt. Die Luft liefert nämlich auch die Energie für die Muskeln… Schau – angenommen, man
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