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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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verantwortlich. Und wenn einer von uns stirbt, dann stirbt auch ein Teil von ihm. Ich habe es in seinem Gesicht gesehen, Farr, trotz seiner Bösartigkeit. Vergiß das nicht.«
    Farr runzelte die Stirn und schob mehr glühendes Holz in den Trichter. Wenn nur Logue oder Dura hier wären, um ihm das alles zu erklären…
    Oder wenn er nur von hier verschwinden und surfen könnte.

    Die restliche Schicht verlief ohne weitere Zwischenfälle. Dann begab Farr sich zusammen mit den anderen Arbeitern ins kleine, überfüllte Wohnheim. Das Quartier, im dem vierzig Leute untergebracht waren, war ein schmutziger Kasten, der mit Hängematten ausgestattet war. Es stank nach Kot und Speiseresten. Farr nahm die tägliche Ration zu sich – es gab einen kleinen Kanten Brot – und hielt Ausschau nach einer Hängematte. Noch wagte er es nicht, die älteren, kräftigen Fischer – Männer und Frauen – herauszufordern, welche die an den Wänden der Kammer aufgespannten Hängematten mit Beschlag belegten, weil die Luft dort nicht gar so extrem mit den Rülpsern und Winden der anderen geschwängert war. Wie immer mußte er sich mit einem Platz in der Mitte des Wohnheims begnügen.
    Eines Tages, sagte er sich, als er die Augen schloß und auf den Schlaf wartete. Eines Tages.
    Am Beginn der nächsten Schicht suchte er, noch schlaftrunken, wieder seinen Arbeitsplatz im Sägewerk auf.
    Der Hafen war eine Ansammlung von großen Kammern, die aus fleckigem Holz bestanden und an der Grundfläche der Stadt befestigt waren – im Schatten der Unterstadt, weit entfernt von den hellen, sauberen Sektoren der oberen Ebenen. Die Anlage befand sich direkt unterhalb der großen Dynamos, welche die Anker-Bänder antrieben, und die tiefen, brummenden Vibrationen der Maschinen bildeten eine ständige Geräuschkulisse. Der Hafen war ein dunkler, heißer und schmutziger Platz, und beim Vergleich der heißen Öfen, dem ohrenbetäubenden Stampfen der Kolben und nervtötenden Quietschen der Winden mit der freien Luft am Oberlauf wollte Farr schier verzagen.
    Dennoch paßte Farr sich allmählich dem Rhythmus der Arbeit an. Er hob den nächsten schweren Baumstamm vom Förderband, das unablässig an den Arbeitern vorbeilief. Er mühte sich mit dem Stamm ab; durch die Massenträgheit schien der Baum sich in ein Lebewesen zu verwandeln, das sich Farrs Willen widersetzte und sich selbständig machen wollte. Mit angespannter Arm- und Rückenmuskulatur stemmte er sich gegen den Boden der Kammer und bearbeitete den Stamm mit seiner hölzernen Axt, deren Klinge mit Kernstoff gehärtet war. Das Holz war zwar zäh, ließ sich aber dennoch leicht spalten, wenn er es parallel zum Verlauf der Maserung bearbeitete. Als die Spalte tief genug war, griff Farr mit beiden Händen in den Baum und drückte die Ränder weiter auseinander. Kopf und Brust wurden in einem Schwall warmen, grünen Lichts des nuklearen Feuers gebadet. Dann schob er die heißen Stücke ins klaffende Maul des Trichters.
    Im Sägewerk arbeitete Farr seltsamerweise am liebsten. Es war nämlich eine gewisses Geschick erforderlich, die Axt im richtigen Winkel anzusetzen, und Farr hatte Spaß dabei, sich diese Fertigkeit anzueignen und anzuwenden. Und wenn das Holz dann unter den Axthieben splitterte und die Wärmeenergie abstrahlte, hatte er immer das Gefühl, einen Schatz geborgen zu haben.
    Farr stand in einer Reihe von Arbeitern, die so lang war, daß sie sich fast im Zwielicht des Hafens verlor; die gefräßigen Trichter wurden rund um die Uhr mit Holz gefüttert. Die Arbeit war zwar schwer, aber dank der am Oberlauf ausgebildeten Muskulatur war Farr imstande, sie zu bewältigen. Er mußte sogar aufpassen, daß er nicht zu schnell arbeitete; wenn er die Quote übertraf, brachte er die Kollegen nämlich nur gegen sich auf.
    Die durch den Kernbrand freigesetzte Wärmeenergie wurde in großen, verstärkten Behältern – Kesseln –, die sich in einem anderen Abschnitt der Hafen anlagen befanden, gespeichert. Die von der Wärme verdrängte suprafluide Luft wirkte auf Kolben. Diese aus gehärtetem Holz bestehenden Kolben, die doppelt so hoch waren wie Farr, glichen riesigen Fäusten, die in gleichmäßigem Takt auf und ab glitten.
    Die Kolben trieben über lange Dreharme Winden an, und es waren diese Winden, die Glocken mit furchtsamen Fischern in die geheimnisvollen und gefährlichen Tiefen des UnterMantels schickten.
    Dieses Dasein unterschied sich grundlegend vom Leben bei den Menschlichen Wesen, deren

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