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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Sie sind es ihnen schuldig, das Beste aus Ihrem neuen Leben zu machen.«
    Adda schüttelte steif den Kopf, wobei der Verband am Hals kratzte. »Ich kann nicht nach Hause zurück. Und hier habe ich auch nichts verloren.«
    »Vielleicht finden Sie eine Arbeit. Mit dem Verdienst würden Sie Ihre Freunde entlasten.« Außerdem wäre er dann in der Lage, was Muub jedoch wohlweislich für sich behielt, für seinen eigenen Unterhalt aufzukommen, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen war.
    »Was sollte ich überhaupt tun? Geht ihr hier auf die Jagd? Ich glaube kaum, daß ich mich dafür eigne, durch Felder mit mutiertem Gras zu pirschen.«
    Inzwischen hatten sie eine Nachbildung des Krusten-Urwalds erreicht. Mannshohe Krusten -›Bonsais‹ sprossen aus dem Dach von Parz. Eine Schule junger Rochen, die am Dach angebunden waren, schnappten beim Vorbeigehen nach ihnen. Muub warf Adda einen Blick zu; er war neugierig, wie der alte Mann auf diesen Miniaturwald reagierte. Doch Adda hatte den Blick auf die über der Stadt verlaufenden Feldlinien gerichtet; das Auge war halb geschlossen, als ob er etwas anpeilte, und der Egel kroch ungehindert über sein Gesicht.
    »Als ich Sie zum erstenmal gesehen hatte, waren Sie provisorisch bandagiert«, sagte Muub zögernd. »Und die Beine waren geschient… mit unterschiedlich langen und dicken Speeren, die alle filigrane Gravuren aufwiesen? Erinnern Sie sich?«
    »Na und? Wollen Sie damit andeuten, daß ich vielleicht einen Preis dafür bekomme? Ich dachte, eure Leute, eure Wachen, wären mit Bogen und Peitschen ausgerüstet.«
    »Richtig. Nein, wir brauchen eure Speere nicht… zumindest nicht als Waffen. Aber als Artefakte stellen die Speere gewissermaßen ein – Novum dar.« Muub suchte nach den richtigen Worten. »Eine Art primitiver Kunstform mit beträchtlichem Reiz. Adda, ich glaube, Sie würden einen anständigen Preis für Ihre Artefakte erzielen, vor allem bei Sammlern primitiver Objekte. Und sollten Sie gar in der Lage sein, mehr davon anzufertigen…«
    Unvermittelt trat eine Änderung der Lichtverhältnisse ein. Muub schaute sich um, in der Erwartung, daß der Schatten eines Luft-Wagens auf sie gefallen war, doch bis auf die Feldlinien war der Himmel leer. Dennoch wurde Muub das Gefühl nicht los, daß etwas nicht stimmte; beunruhigt wickelte er die Robe enger um den Körper.
    »Ich würde lieber sterben, als mich zu prostituieren«, sagte Adda sarkastisch lachend.
    Muub öffnete den Mund, um eine Antwort zu formulieren. Zwischen diesen beiden Optionen wirst dich entscheiden müssen, alter Mann… nun wurden die Höflinge unruhig. Sie hatten das Intrigenschmieden beendet, drängten sich schutzsuchend aneinander und zeigten gen Himmel. »Ich frage mich, was da los ist. Sie scheinen Angst zu haben.«
    »Schauen Sie mal nach oben«, sagte Adda trocken. »Vielleicht hat das etwas damit zu tun.«
    Muub sah erst ins grimmige, zerstörte Gesicht des alten Mannes und dann nach oben.
    Die Flußlinien waren in Bewegung geraten. Sie strebten nach oben, weg von der Stadt, und stiegen wie riesige Messerklingen zur Kruste empor.
    »Ein Störfall«, sagte Adda mit belegter Stimme. »Schon wieder einer. Und es wird schlimm werden. Muub, Sie müssen Ihre Leute in Sicherheit bringen.«
    »Ist die Stadt in Gefahr?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht nicht. Aber die Decken-Farmen sind auf jeden Fall gefährdet…«
    Bevor Muub ins Krankenhaus eilte, wurde ihm noch bewußt, daß Addas Leute jedem Störfall schutzlos ausgeliefert waren.
    Die Luft über ihm schien zu schimmern; irgendwo schrie ein Höfling in Panik.

    Es war Rauc, der die Veränderung am Himmel zuerst auffiel.
    Dura und Rauc arbeiteten gemeinsam in einem Winkel von Qos Frenks Decken-Farm. Dura hatte den vorschriftsmäßigen Lufttank angelegt, doch den Schleier hatte sie aus dem Gesicht genommen; der schwere Holztank schlug bei der Arbeit gegen den Rücken. Sie hatte Kopf und Schultern hoch zwischen die Weizenhalme geschoben und war nun von einem Käfig aus goldgelben Pflanzen umgeben. Sie griff mit beiden Händen über den Kopf und grub mit den Fingern den Boden um. Die Halme kratzten an den bloßen Armen. Hier war schon wieder ein Setzling; er war warm und weich, unzweifelhaft ein Lebewesen, ein Faden aus einem Material mit einer hohen Massenzahl, der axial pulsierte. Junge Krusten-Bäume stellten die größte Bedrohung für Frenks Ernte dar, trotz des ständigen Unkrautjätens. Die Ableger – dünner als ein Finger – waren

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