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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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strömte die blaue Luft aus dem Faß heraus und strebte wieder der Sphäre im Mittelpunkt entgegen.
    Die Truppe der Aerobaten führte diese Darbietung rund um die Uhr aus, was mit beträchtlichen Kosten verbunden war. Mit leerem Blick verfolgte Adda ein paarmal den Zyklus.
    Muub beobachtete ihn verstohlen und schüttelte schließlich den Kopf. »Unglaublich, diese Lethargie! Da ist ja Ihr Augen-Egel noch agiler, Mann!« Er spürte das absurde Bedürfnis, die Vorführung zu rechtfertigen. »Der Brunnen demonstriert das Phänomen der Suprafluidität. Wenn der Behälter in die Luft abgesenkt wird, adsorbiert die Oberfläche des Fasses eine dünne Luft-Schicht. Über diese hauchdünne Schicht – sie hat nur eine Stärke von wenigen Neutronen – gelangt die Luft ins Faß. Wenn das Faß angehoben wird, gelangt die Luft auf dem gleichen Weg zurück in die Sphäre. Das ist wirklich erstaunlich.
    Die Bänder erzeugen einen schwachen magnetischen Gradienten, der vom geometrischen Mittelpunkt der Sphäre ausgeht. Dieser Gradient sorgt dafür, daß die Luft sich in der Sphäre im Mittelpunkt konzentriert… und gleichzeitig resultiert aus ihm die elektromagnetische Potentialdifferenz, die den Zyklus des Brunnens aufrechterhält. Und…«
    »Echt stark«, sagte Adda trocken.
    Muub verkniff sich eine geharnischte Erwiderung. »Ich weiß ja, daß ihr Leute andere Prioritäten setzt. Setzen wir die Besichtigung des Gartens fort… vielleicht wird manches Sie an die Welt erinnern, von der Sie stammen. Ich bin wirklich neugierig, wie Sie dort gelebt haben.«
    »Wir Oberströmler?« fragte Adda sarkastisch.
    »Ihr Menschlichen Wesen«, sagte Muub ungerührt. »Zum Beispiel die Suprafluidität… Was wißt ihr denn noch von solchen Dingen?«
    »Was wir fürs Überleben brauchen«, sagte Adda. »Wie man ein Netz ausbessert, Körperpflege betreibt und ein Luft-Schwein verwertet.«
    Muub verspürte einen wohligen Schauder.
    »Dieses Wissen ist unser gemeinsames Erbe, Stadt-Mann«, murmelte Adda. »Wir werden nicht zulassen, daß ihr uns auch das noch nehmt, nachdem ihr uns vor zehn Generationen schon die Heimat genommen habt.«
    Muub wandte sich vom Brunnen ab, und Adda folgte ihm langsam. Muub fand, daß der invalide Adda einen grotesken – und gleichermaßen mitleiderregenden – Kontrast zu den geschmeidigen Aerobaten darstellte. Sie durchquerten eine von Horks experimentellen Deckenfarm-Zonen. Eine neue Weizensorte mit großen, kräftigen Halmen sproß aus einer simulierten Krusten wald-Wurzeldecke.
    »Welche Pläne haben Sie für die Zukunft, Adda?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Reine Neugier.«
    »Ich werde zurückgehen«, grummelte Adda nach einer Weile. »Zurück zum Oberlauf. Was denn sonst?«
    »Und wie gedenken Sie dies zu bewerkstelligen?«
    »Ich werde hinschwimmen, wenn es, verdammt noch mal, sein muß«, knurrte Adda. »Falls keiner von euren Bürgern mich in einem dieser von Schweinen gezogenen Wagen zurückbringt.«
    Muub unterdrückte eine spöttische Bemerkung und versuchte, sich in Addas Situation zu versetzen – allein und fern der Heimat an einem Ort, dessen Fremdartigkeit ihn ängstigen mußte. »Mein Freund«, sagte er gleichmütig, »bei allem Respekt für die Fähigkeiten meiner Leute in der Allgemeinen Wohlfahrt und die erstaunlichen Fortschritte, die Sie gemacht haben… muß ich Ihnen dennoch sagen, daß es noch lange dauern wird, bis Sie zu einer solchen Reise imstande wären. Nicht einmal die Fahrt im Wagen würden Sie überleben.«
    »Ich riskiere es«, knurrte Adda.
    »Selbst wenn Sie die Heimat erreichten, würden Sie nie wieder die alte Stärke erlangen. Ihr pneumatisches System ist so geschwächt, daß es das nominale Niveau nicht mehr erreichen wird.«
    »Ich könnte nicht mehr jagen?« fragte Adda zweifelnd.
    »Nein.« Muub schüttelte den Kopf. »Auch wenn Sie in der Lage wären, ein altes und krankes Luft-Schwein zu verfolgen…« der alte Oberströmler quittierte diesen Ausspruch mit einem Lächeln –, »würden Sie den niedrigen Luft-Druck im oberen Mantel nicht aushalten. Sie würden Ihren Leuten also nur zur Last fallen, wenn Sie zurückkehrten. Es tut mir leid.«
    Addas Zorn richtete sich nun gegen sich selbst. »Ich werde niemandem zur Last fallen. Ich wollte damals sterben, aber Sie haben mich nicht sterben lassen.«
    »Es war die Entscheidung Ihrer Gefährten. Sie wollten Sie nicht sterben lassen; statt dessen verkauften sie ihre Arbeit, um Ihren Krankenhausaufenthalt zu bezahlen. Adda,

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