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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ohrenbetäubenden Brüllen der überhitzten Linien durchdrungen.
    Duras Arme und Beine, die ohnehin schon steif waren von der langen Schicht, schmerzten bald, und die Luft strömte kratzend durch Lunge und Kapillaren. Doch als sie nun das Gewirr aus Feldlinien durchstießen und tiefer in den Mantel eindrangen, nahm die Flußdichte allmählich ab. Dankbar schaute Dura nach unten und sah, daß sie sich einem Bereich näherten, in dem die Linien – wenn sie auch noch mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Luft schnitten – wieder die üblichen Abstände eingenommen hatten. Weiter draußen schienen sich fast gar keine Linien mehr in der Luft zu befinden; das Feld war zeitweise zusammengebrochen.
    Dura ließ Raucs Hand los und riskierte einen Blick zurück.
    Die Feldlinien rasten nach oben in die Kruste, durchtrennten Kernmaterie und wurden schließlich von den komplexen Atomkernen der Krusten -Materie absorbiert. Als sie in die Wald-Decke eindrangen, schlugen die von Instabilitäten überlagerten Feldlinien wild aus und schleuderten Materiebrocken in die Luft. Die Linien rissen Qos Frenks Decken-Farm auseinander. Das Getreide, das sie noch vor kurzem gehegt hatte, war nun entwurzelt; die dicken Weizenhalme waren in der Luft verstreut. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, daß Krusten baum-Setzlinge, deren Wurzeln tiefer im Geflecht der Wald-Decke verankert waren, den Spin-Sturm überlebt hatten, das mutierte Gras indes nicht.
    Die Gebäude im Zentrum von Frenks Farm waren aus den Verankerungen in der Krusten-Decke gerissen worden; eine Baracke war explodiert und driftete nun als Splitterwolke durch die Luft. Kulis und Aufseher tauchten aus den Feldern und Gebäuden auf. Sie wirkten wie eine Wolke plumper Insekten, die aus den Feldern den dahinjagenden Spin-Linien entgegenstürzten. Sogar durch den Sturm hörte Dura ihre Rufe und Schreie; sie fragte sich, ob auch Qos Frenk unter ihnen war. Einige Leute zappelten im tödlichen Feld, wie zuvor Dura und Rauc, doch die meisten hatten es zu spät verlassen. Der Weg war durch den Verhau aus Feldlinien versperrt; sie mußten umkehren und wieder zur Kruste hinaufsteigen.
    Aber auch dort gab es keine Sicherheit.
    Dura sah eine Frau mit angelegter Luft-Maske, die sich so tief im Weizen verkroch, als ob sie sich in die Kruste bohren wollte. Als die Feldlinien in der Kruste einschlugen, knickte die Frau nach hinten um und wickelte sich mit ausgestreckten Armen und Beinen um die Linien. Ihre Schreie wurden lauter und brachen plötzlich ab.
    Dura konzentrierte sich auf den Licht-Geruch der turbulenten Luft, deren Geschmack sie in der Nase und im Mund hatte. Sie war selbst noch nicht außer Gefahr. Plötzlich bildete eine in ihrer Nähe verlaufende Linie eine Instabilität aus. Sie wucherte wie ein Tumor und schnitt im Schlepptau der aufwärts gerichteten Feldlinie diagonal durch die Luft. Als die Welle eine Amplitude von einer Mannhöhe erreicht hatte, verzerrte sie sich und bildete an der Grundlinie eine Verzweigung aus, die sich zu einer Sekundär-Instabilität auswuchs.
    Fasziniert sah Dura, wie diese Verlängerung wieder auf die Grundlinie einschwenkte.
    Dann schnitt die glitzernde Feldlinie sich selbst, und ein etwa zwei Mannhöhen durchmessender Ring löste sich von der Linie. Die von dieser Instabilität befreite Feldlinie raste weiter auf die Kruste zu. Der Ring rotierte zitternd in der Luft und schlug dann eine diagonale Schneise durch das Dickicht aus Feldlinien.
    Ein Vortex-Ring.
    Solche Ringe entstanden vielleicht einmal pro Generation bei extremem Spin-Wetter. Dura hatte dieses Phänomen noch nie gesehen, und so weit sie wußte, galt das auch für ihren Vater, der immerhin das ganze Leben am Oberlauf verbracht hatte.
    Sie verspürte ein tiefes Unbehagen. Ein Vortex-Ring. Etwas Außergewöhnliches geht mit dem Stern vor.
    Sie erinnerte sich an die Nadeln aus blauem Licht, die beim Ausbruch des Sturms am Horizont erschienen waren. Vielleicht war das blaue Licht die Ursache dieser Katastrophe. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß ihr keine unmittelbare Gefahr drohte, ließ sie den Blick über den Himmel schweifen und suchte nach dieser seltsamen Vision…
    Plötzlich ertönte ein Schrei. Rauc.
    Dura wirbelte in der Luft herum und stieß sich am Magfeld ab. Rauc hatte sich unbemerkt von ihr entfernt. Nun ärgerte sie sich darüber, daß sie dem Faszinosum des Vortex-Rings erlegen war und die nächste Umgebung völlig aus dem Blick verloren hatte.
    Der

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