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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Schrei war vom Pfad des auf die Kruste zurasenden Vortex-Rings gekommen. Dort war Rauc, weit oben im Dickicht der Feldlinien. Sie mußte die verwüstete Farm gesehen haben und hatte sich in den Kopf gesetzt, zurückzukehren, um zu helfen. Und nun befand sie sich direkt in der Flugbahn des Vortex-Rings. Ihre Augen und der offene Mund standen wie drei dunkle Farbtupfer in ihrem runden Gesicht. Hypnotisiert durch den oszillierenden Ring hing die Frau in der Luft, ohne daß sie Anstalten getroffen hätte zu fliehen.
    Mit aller Kraft pflügte Dura durch die Luft und versuchte, den Ring einzuholen. »Verschwinde! Rauc, verschwinde! Er wird dich töten…«
    Doch der Ring war schneller als sie. Fast geduldig schien Rauc darauf zu warten, daß der Ring sie erreichte. Die Luft kratzte in Duras Mund und Kehle. Sie kraulte durch die Luft, wobei die Sorge um Rauc sich mit der Erinnerung an die Trostlosigkeit nach dem Verlust von Esk und ihres Vaters und dem schmerzlichen Gedanken an den weit entfernten Farr verquickte.
    Ein Ring war ein Instrument zur Stabilisierung der Feldlinien. Er nahm überschüssige Energie auf, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Doch in diesem Fall war der Ring selbst instabil. Zitternd setzte er den Aufstieg fort, wobei er fast zu zerbrechen drohte. Außerdem schrumpfte er sichtlich: der ursprüngliche Durchmesser von zwei Mannhöhen war bereits um die Hälfte reduziert worden. Und der Flug verlief nicht einmal geradlinig, sondern der Ring wurde von den umgebenden Gasmassen abgelenkt. Für einen Moment keimte in Dura die unbändige Hoffnung, der Effekt aus Schrumpfungsprozeß und Kursabweichung würde bewirkten, daß der Ring Rauc verfehlte. Wenn Rauc nur ein wenig ausweichen würde…
    Nein. Es war zu spät. Rauc war zwar noch am Leben, aber sie hätte genauso gut schon tot sein können.
    Der Ring traf sie in der Mitte. Sie schien zu implodieren. Das Kleid wurde zerrissen und legte den Rücken frei; Dura sah, daß Knochen aus dem Körper herausragten. Ein Arm wurde abgerissen und hinterließ einen scheußlichen Stumpf aus Fleischfasern und Knochen. Raucs Kopf war äußerlich unversehrt, aber das Innere schien sich in Brei verwandelt zu haben; das Gesicht war grotesk verzerrt und die Mundwinkel aufgerissen.
    Der Vortex-Ring schnitt durch Raucs Torso und schrumpfte zusehends.
    Dura driftete in einen ruhigen Abschnitt der Luft und verharrte dort. Sie entspannte sich und rollte sich zusammen, als ob sie einschlafen wollte. Das dürfte nicht passieren, sagte sie sich. Es ist nicht richtig. Ein solches Schicksal haben wir nicht verdient. Es ist – unnatürlich.
    Und nun mußte die Litanei der Karawanen um einen weiteren Namen ergänzt werden.
    Am Horizont bewegte sich etwas. Ein Objekt durchschnitt die Luft; es glich einem Rochen, dessen leuchtend goldene Schwingen die Luft peitschten… aber es war viel größer als ein Rochen. Es war noch zu sehen, obwohl es fast hinter dem diesigen Horizont verschwand. Weißblaues Licht stach aus dem Bauch des großen Himmels-Rochens in die purpurne Masse des Quanten-Meers.
    Weitere Erinnerungen, Legenden, die von alten Männern mit strahlenden Augen erzählt worden waren, kehrten wieder. Ich weiß, was das ist. Sind diese Strahlen vielleicht die Ursache der Störfälle?
    Ich weiß, was das ist. Es ist ein Schiff, von außerhalb des Sterns.
    Sie ließ den Kopf auf die Knie sinken.
    Xeelee.

14

    »XEELEE.«
    Inmitten der Ruinen der Decken-Farm wiegte Hork den Kopf seines Vaters im Schoß. Mit einem Ausdruck der Verzweiflung und des Zorns schaute der bärtige Mann zu Muub auf.
    Muub untersuchte den zerschmetterten Körper von Hork, dem Vorsitzenden des Komitees von Parz; er war entschlossen, die Gefahr, in der er sich befand, zu ignorieren – er mußte nämlich ständig damit rechnen, daß der heilige Zorn des jüngeren Hork sich gegen ihn richtete – und diesen Mann einzig als Patienten zu betrachten.
    Gleich nachdem die Nachricht vom Störfall in Parz eingetroffen war, hatte der um das Leben seines Vaters bangende Hork nach Muub schicken lassen. Und nun, nicht einmal einen Tag danach, befanden sie sich hier auf der experimentellen Krusten- Farm.
    Der kleine Sanitäts-Bereich war von der Katastrophe sichtlich überfordert. Das Personal hatte Muub bei seiner Ankunft mit einer bizarren Mischung aus Erleichterung und Furcht begrüßt – einerseits waren sie froh, daß man ihnen die Verantwortung für den verwundeten Vorsitzenden abnahm, andererseits fürchteten sie

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