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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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er den großen schlaffen Körper zur Luke. »Mein Team in der Stadt wird gewaltsam evakuiert. Von Greens verfluchten Marine-Trotteln.«
    »Wieso? Was ist passiert?«
    »Sie haben die Xeelee mit Ihrem Quanten-Abstecher aufgescheucht«, sagte Taft säuerlich. »Das Glühen der Oberfläche hat sich verstärkt. Und sie heizt sich auf. An manchen Stellen ist der Meteoritenschutt schon rotglühend. Also werden wir evakuiert – mit vorgehaltener Waffe.« Taft verriegelte seinen Helm. »Paul, Sie werden verstehen, dass ich dem ein Ende bereiten muss. Es tut mir leid. Aber es ist zum Besten der Menschheit. Wir müssen die Xeelee von unseren friedlichen Absichten überzeugen. Die Kolonie muss errichtet werden.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich werde Green in die Flächen-Kabine bringen. Dann werde ich zurückkommen und…«
    »Und was?«, fragte Paul gepresst.
    Wortlos wandte Taft sich ab und stieg durch die Luftschleuse aus. Die Membrane schloss sich hinter Greens gestiefelten Füßen.
    Paul saß für eine Weile reglos da. Bis aufs Summen der Instrumente war es still in der Kabine. Durch die Fenster zeichneten die Silhouetten von Taft und Green sich vor einer glühenden Fläche ab. Die beiden sahen aus wie ein zappelndes Insekt.
    Paul stellte sich vor, wie Taft zurückkehrte und mit diesen blutverschmierten behandschuhten Händen nach ihm griff, wie er es bei Green getan hatte…
    Ein Steuerknüppel befand sich in der vorderen Sektion der Kabine.
    Er stemmte sich aus dem Sitz und stand schwankend da. Dann ging er vorsichtig durch den schmalen Gang, ohne nach links und rechts zu blicken.
    Nervös betätigte er den Steuerknüppel. Die Kabine ruckte ein paar Meter vorwärts; Paul torkelte zurück und hielt sich an der Lehne des nächsten Sitzes fest. Ein Grinsen stahl sich in sein Gesicht. Hatte Taft etwa geglaubt, er würde untätig hier sitzen bleiben und auf seinen Henker warten? Er schob den Steuerknüppel wieder nach vorn. Mit surrenden Motoren glitt die Seilbahn an der Kante entlang.
    Taft ließ den reglosen Green fallen und erklomm hastig die Steigung. Er wirkte wie eine Spielzeugfigur, die wild gestikulierte.
    Paul nahm auf einem Sitz Platz und kostete den kleinen Sieg voll aus. Er hätte später genug Zeit, sich um die Zukunft Gedanken zu machen… nachdem die Seilbahn den Eckberg, die Endstation erreicht hatte.
    * * *
    Die Kabine folgte der stetig zunehmenden Steigung der Kante. Die Flächen erstrahlten immer heller, bis die unteren Fenster der Kabine schließlich automatisch auf Lichtundurchlässigkeit schalteten.
    Paul sah, dass Taft ihm auf den Fersen war. Er glich einer Puppe in einem silbernen Anzug, die in einem offenen Wartungs-Waggon die schwindelerregende Steigung der Kante erklomm. Für ein paar Stunden stand Paul mit Taft in Kontakt. Als Taft die halbgaren Argumente dann ausgingen und er ihn schluchzend um Verständnis anflehte, unterbrach Paul die Funkverbindung.
    Der Eckberg zeichnete sich als Keil vor den Sternen ab. Die Seilbahn bremste ab und kam im Winkel von ungefähr fünfunddreißig Grad zum Stehen.
    Paul schloss den Helm und stieg durch die Luftschleuse aus. Die Schritte waren leicht und federnd; Green hatte ihm gesagt, in dieser Entfernung vom Schwerpunkt des Würfels sei die Schwerkraft nur noch ein Drittel so hoch wie in der Stadt. Er prallte sanft von der strahlenden Oberfläche ab. Wärme drang durch die Stiefelsohlen. Mit einem eigentümlichen Gefühl der Ruhe erklomm er die Steigung zum Gipfel, wobei er jeweils mit einem Bein auf einer Seite der Kante ging.
    Schließlich hatte er den Gipfel erreicht. Er schmiegte die Füße an die Ecke und hielt mit den Armen die Balance. Er schwankte, während das Innenohr sich am Schwerpunkt des Zuckerwürfels auszurichten suchte.
    Taft hatte das Fahrzeug verlassen und stürmte den Gipfel. Paul spürte ein tiefes Gefühl des Friedens, als ob er sich wieder auf der metaphorischen Handfläche des antiXeelee befand. Er drehte sich langsam, wobei die Füße am Gipfel rieben. Drei quadratische Flächen so groß wie die Erde liefen in dem Punkt zusammen, wo er stand. Er sah Kanten in der Unendlichkeit verschwinden und Flächen in glühenden Linien der Abstraktion sich auflösen.
    Zuckerwürfel. Kante. Eckberg. Er musste lachen. Banale Worte, mit denen die Menschen die erstaunliche Existenz einer würfelförmigen Welt bagatellisierten, eines künstlichen Gebildes, das Funken sprühend durch den Raum wirbelte.
    Taft stand vor ihm. Bei diesen Lichtverhältnissen

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