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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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erwies er sich als eine Maschine mit Flaschenzügen, Seilen und Beschlagteilen; Quantenfunktionen waberten unbemerkt um Augen und Finger.
    Paul lächelte. Und warf sich zurück.
    Taft stolperte vorwärts und griff nach ihm. Dann war er hinter einer Kante verschwunden.
    Paul ließ die Gliedmaßen baumeln. Spline-Kriegsschiffe zogen wie Fische durch sein Blickfeld.
    Er näherte sich einer glühenden Fläche. Was nun? Würde er aufschlagen, abprallen oder weiterhin wie auf einem Trampolin herumhüpfen? Würde er sich beim Aufschlag alle Knochen brechen? Würde die Hitze der Fläche den Anzug durchdringen und ihn bei lebendigem Leib grillen?
    Die Gewissheit des Todes war irreal, vage, überhaupt nicht bedrohlich.
    Wieso auch? War der Tod nicht ein ebensolches Geheimnis wie die Geburt? Würde er sterben, ohne eine Antwort auf die großen Fragen seiner Existenz bekommen zu haben – woher komme ich und wohin gehe ich?
    Vielleicht bestand auch ein Zusammenhang zwischen beiden Antworten.
    Er hoffte, dass Taft und Green überlebten.
    Die Fläche raste auf ihn zu. Wellenfunktionen wiegten sich wie Gras in einer Brise.
    * * *
    Zusammengefaltete Schiffe umschwärmten ihn wie Motten.
    Er hatte ein Gefühl von Bewegung und hörte irgendwo das Brummen großer Maschinen; als ob der Zuckerwürfel samt Inhalt ein riesiges Schiff wäre, das durch ein endloses Meer pflügte.
    Das antiXeelee wiegte ihn. Die riesige Entität musterte ihn leidenschaftslos und kalt. Paul spürte eine Woge des Wissens über sich zusammenschlagen und erkannte immer mehr Zusammenhänge.
    Der Würfelplanet war in jenem Moment erschaffen worden – in der fernen Zukunft der Menschheit –, als die Xeelee den Zenit der Macht erreicht hatten. Und zum Aufbruch bereit waren.
    (Aufbruch? Wohin? Wieso? Die Antworten überstiegen sein Begriffsvermögen.)
    Nach der Fertigstellung hatte man den Würfel – mit dem Wächter, dem antiXeelee und einer Million anderer – auf eine unglaubliche Reise geschickt, auf der er durch ein Kaleidoskop von Zeitaltern zur Geburtsstunde der Xeelee selbst zurückkehrte. Die Xeelee verließen die Würfel voll entwickelt, schüttelten die Schwingen ihrer wunderschönen Raumschiffe aus und nahmen ihre gewaltigen Projekte in Angriff. Paul suchte nach menschlichen Begriffen, um die riesigen Konzepte zu beschreiben, die ihn einschlossen. Vakuum-Diagramme! Die Würfel-Welten bestanden aus Anti-Teilchen, die in der Zeit zurückreisten, um ihre eigene Entstehung zu initiieren. Die Geschichte der Xeelee war ein riesiges Vakuum-Diagramm, ein in sich geschlossenes System.
    Aber… was ist mit mir?
    Nun spürte Paul eine monströse Belustigung. Für eine unermessliche Zeitspanne war er in einer riesigen hohlen Hand eingeschlossen, während die Zeitmaschinen immer tiefer in die Vergangenheit eindrangen…
    Und dann wurde er hochgehoben und wie ein gefangener Vogel freigelassen.
    Er schaute nach unten. Er befand sich außerhalb des Zuckerwürfels und stürzte auf ihn zu. Spline-Schiffe formierten sich zu einem Keil. Dort breitete die Stadt, die noch immer durch die Hoffnung von Taft und den anderen am Leben erhalten wurde, sich über den Meteoriten-Schutt aus. Am Rand des Trümmerfelds war eine Gestalt. Ein junger Mann in einem schmutzigen Raumanzug lag mit dem Gesicht nach unten auf der glühenden Oberfläche.
    Schließlich kam die Erkenntnis.
    Ich habe keinen Anfang. Ich habe kein Ende. Meine Lebenslinie ist mit der großen Xeelee-Expedition in die Vergangenheit verwoben. Ich bin selbst ein in sich geschlossenes Vakuum-Diagramm. Er erinnerte sich an den absurden Refrain: ›Wir sind hier weil wir hier sind weil wir hier sind…‹
    Er fiel in den Kopf des gefallenen Manns. Die Finsternis des Schädels traf ihn wie ein körperlicher Schock, und er spürte, dass sein Verstehen wie ein heruntergefallenes Glas zersplitterte und die Erinnerungen ausgelöscht wurden.
    Zum Schluss verspürte er nur noch Belustigung. Dann verschwand auch die.
    * * *
    Paul öffnete die Augen.
    Der Körper schmerzte. Er lag mit dem Gesicht auf einer Oberfläche, die in weißem Licht glühte. Gras oder Härchen wiegten sich auf der Oberfläche.
    Wo bin ich? Wie bin ich hierher gekommen? Und…
    Wie heiße ich?
    Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht, und er atmete schwer. Er nahm die Essenz der Antworten wahr wie Konturen im Nebel. Er krümmte sich auf dem leuchtenden Boden.
    Die Antworten entschwebten.
    Ein sinnloser Refrain kursierte in seinem Bewusstsein: ›Wir sind

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