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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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Unterschrift des Ministers digitalisiere ich auch. Damit sie echt aussieht, drucke ich den Brief selbst schwarz, die Unterschrift aber mit dem Tintenstrahldrucker in blauer Farbe, und zwar vielleicht sogar so, dass man den Druck der Füllfeder zu erkennen glaubt.
    Wie weit können wir uns also auf gedruckte, unterschriebene Dokumente verlassen? Eben überhaupt nicht mehr, obwohl wir so tun, als könnten wir!
    Dies mag wie eine sehr unangenehme Situation klingen. Sie ist es aber nicht, wenn man nur Computer richtig einsetzt. Dokumente sollten in Zukunft nicht durch normale Unterschriften, sondern durch so genannte »elektronische Unterschriften« unfälschbar gemacht werden. Solche elektronische Unterschriften beruhen auf einer verblüffenden Idee der Amerikaner Diffie und Hellmann, die so genannte »Public Key Cryptosystems« vorschlugen und die zeigten, wie man durch deren Verwendung Dokumente so speichern bzw. senden kann, dass:
    (a) nur Befugte das Dokument lesen …, aber trotzdem (!) nicht ändern können;
    (b) der Urheber des Dokuments einwandfrei nachweisbar ist.
    Diese »öffentlichen Schlüsselsysteme« werden wohl in Zukunft auch bei der Übertragung von Nachrichten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Mit ihrer Hilfe (Stichwort e-Card und e-Government) werden uns vielleicht bald viele Behördenwege ,notarielle Beglaubigungen etc. erspart bleiben!

5 SPRACHE
    5.1 Ich verstehe Deutsch nicht

    Es ist keine neue Beobachtung, dass verschiedene Personen mit ein und demselben Wort ganz verschiedene Dinge meinen können. Wie groß die daraus entstehende Problematik allerdings ist, wird wenigen Menschen ernsthaft bewusst.
    Am ehesten ist uns die Vielschichtigkeit der Bedeutung bei so großen (und abgegriffenen) Worten wie »Liebe« oder »Gott« klar. Dürrenmatt meint etwa sinngemäß: »… der Begriff Gott ergibt keinen Sinn, weil hundert verschiedene Menschen darunter hundert verschiedene Dinge meinen: eine Person den allmächtigen, allgegenwärtigen christlichen Gott, eine andere eine nicht näher erklärte Kraft, die All, Erde und den Menschen geschaffen hat (aber vielleicht schon lange aufgehört hat zu existieren?), eine dritte einen kosmischen Gesetzgeber, der dafür sorgt, dass die Natur in so wundersamer Weise zusammenspielt, eine vierte vielleicht nur ganz vage die Gesamtheit aller Naturgesetze usw.« Und beim Begriff »Liebe« ist es kaum anders: Wie verschieden er doch interpretiert wird! Und ich meine damit gar nicht die »Haarspalterei« eines Hans Weigel in »Die unvollendete Symphonie«, in der er einen großen Unterschied zwischen den beiden Aussagen »Ich lieb dich« und »Ich liebe dich« ortet (das Erste leicht hingesagt und unbedeutend, das Zweite eine tiefe, verbindliche Aussage, fast ein Versprechen mit vielen Auswirkungen).
    Dass auch ganz normales Textmaterial viele Interpretationen zulässt, liegt nicht so sehr an der Mehrdeutigkeit der deutschen Sprache, sondern vielmehr an der Abhängigkeit der Bedeutung von Worten, Sätzen, Aussagen und Ideen von der Zeit, der Kultur, der Menschengruppe. Nicht umsonst gibt es eine ganze Wissenschaft, die Hermeneutik, die sich nur mit der »richtigen« Interpretation von Textstücken beschäftigt!
    M. Feldenkrais sagt in seinem Buch »Abenteuer im Dschungel des Gehirns« etwa: »Obwohl Wörter das einzige allgemeine Kommunikationsmittel sind, haben sie keine genaue Bedeutung, weil sie ihrer zu viele haben und weil sie unendlich verschieden gebraucht werden.« L. Wittgenstein, der in seinem »Tractatus Logico Philosophico« für kristallklare Formulierungen bekannt ist und für solche eintritt (»Alles, was man sagen kann, kann man klar sagen; und worüber man nicht reden kann, davon soll man schweigen«), schreibt trotzdem in seinen »Philosophical Investigations« des Jahres 1953: »Die Bedeutung von Text ist polysemantisch« (d. h., erlaubt verschiedene inhaltliche Interpretationen). Der berühmte Computerfachmann und Philosoph aus unserem Nachbarland Ungarn, T. Vamos, meint in seinem Buch »Computer Epistemology«, dass die Bedeutung eines Wortes von der »Gruppe« abhängt, die es spricht bzw. hört, d. h., nur dort richtig verstanden wird, wo dieselben Erfahrungen vorliegen.
    In dieselbe Kerbe schlägt D. Tannen mit ihrem Buch »Du verstehst mich einfach nicht«, wo sie anhand Hunderter Beispiele überzeugend belegt, dass Weltbild, emotionales Verhalten und Anschauungen der Frauen so verschieden sind von denen der Männer, dass dadurch immer

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