Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Gegenstand zu wenig verstehe. In diesem Sinne bin ich überzeugt, dass wir in den Printmedien andauernd falsch informiert werden, wobei es bei anderen Medien (zum Beispiel Radio oder Fernsehen) sicher nicht viel besser ist.
Ich halte es für notwendig, dass wir darüber nachdenken, wie wir diese Situation verbessern können. Als Grundübel sehe ich an, dass Journalisten sich befugt fühlen (ich tue es ja in diesem Buch auch!), über komplexe Dinge zu schreiben, obwohl sie nur mäßig gründlich recherchiert haben bzw. obwohl diese Dinge so komplex sind, dass sich kein Nichtfachmann in vertretbarer Zeit tief genug einarbeiten kann. Vielleicht wäre es sinnvoll, in Zeitungen und Zeitschriften nur solche Artikel abzudrucken, die von zwei Fachleuten verifiziert wurden, und diese Tatsache auch beim Abdruck zu vermerken!
Ein Artikel in Biochemie müsste nach diesen Spielregeln also nicht nur einen Verfasser haben (einen Journalisten, der als Autor zitiert wird), sondern noch einen Zusatz der Art: Verifiziert von Soundso und Soundso, wobei die zitierten Fachleute mit ihrem Qualifikationsnachweis (etwa »Chef des Forschungslabors bei …«, »Institutsvorstand des …«) angeführt werden.
Wie oft habe ich in der Vergangenheit ein Interview gegeben und gebeten, mir doch den Beitrag vor dem Druck vorzulegen, um ihn notfalls korrigieren zu können! Die Bitte wurde eigentlich immer abgeschlagen und als unerhörter Versuch gesehen, die journalistische Freiheit einzuschränken. Die Problematik ergibt sich natürlich daraus, dass der Journalist mit Änderungsvorschlägen des Experten vielleicht nicht einverstanden ist, weil zum Beispiel die »falsche«, aber plakativ-wirksame Darstellung einer richtigen, aber langweiligen oder unverständlicheren Formulierung trotz ihrer Fehler vorgezogen wird. In Situationen, wo sich Journalist und Experten, die die Verifizierung durchführen, nicht einigen können, wäre ein Ausweg, die journalistische Version abzudrucken mit dem Zusatz: »Verifizierung vom Experten Soundso abgelehnt. Seine Stellungnahme lautet: …«
Welche Zeitung oder Zeitschrift hat den Mut, alle Berichte, die nicht brandaktuell sein müssen und die nicht echt objektivierbar sind (wie Wahlergebnisse oder die Lottozahlen), einem Verifizierungsprozess wie beschrieben zu unterziehen?
Ich denke, dass damit der Glaube an das Gelesene wieder wachsen würde. Die allgemeine Verunsicherung, die dazu führt, dass man fast nichts mehr glaubt, was ungewöhnlich klingt, könnte damit hoffentlich etwas reduziert werden. Einige Beispiele mögen belegen, was ich meine:
Unlängst las ich in einer Zeitung, dass ein Arzt behauptet, der Zusammenhang zwischen Cholesteringehalt im Blut und Herzinfarktrate sei reine Erfindung, kohlehydratreiche Nahrung, wie oft propagiert, sei ein Unsinn. Die Argumente klangen neu, interessant und originell. Wie gerne hätte ich eine Verifizierung bzw. Gegenstellungnahme eines anderen Arztes und eines Diätfachmannes gelesen!
Ähnlich geht es doch jedem von uns (der nicht einschlägiger Fachmann ist), wenn er von einer neuartigen Energiegewinnungsform liest, von den eigentümlichen Angewohnheiten der Menschen am Ort Soundso, von der neuesten Theorie über die Entwicklung des Menschen aus dem Affen usw. usw.
Wieder aus meiner Sicht: Wie oft habe ich einen Beitrag über eine »Computerneuheit« gelesen, die nur für den Journalisten eine Neuheit war, in Wahrheit aber eine schon lange auf dem Markt befindliche und jedem Fachmann bekannte Entwicklung!
Ich denke, dass diese und Hunderte ähnliche Situationen deutlich belegen, dass Berichterstattungen, wenn man sie nur den Journalisten überlässt, nicht vernünftig funktionieren und sich ein Verifizierungsprozess als Markenzeichen für Qualitätsberichtserstattung durchsetzen sollte.
5.7 In Airtsua
Auf meinen Reisen habe ich in der Vergangenheit schon viele exotische Essgewohnheiten kennen gelernt. Ein Aufenthalt im international wenig bekannten Airtsua stellte für mich aber doch einen so einmaligen Höhepunkt dar, dass ich ein bisschen darüber berichten will. Schon das Frühstück ist reichlich ungewöhnlich.
Als Hauptgetränk konsumiert man am Morgen eine schwarze, bittere rauschgiftartige Suppe, die auf sonderbare Weise zubereitet wird. Die Eeffak-Frucht wird fast bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, zerstampft und dann gekocht; nun werden die Reste des Eeffak-Staubes abgesondert. Nur die schwarze Brühe wird weiter verwendet und als Getränk
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