Xperten - Der Paradoppelgänger
hat, Richard und Ann Brodlyn, den Parkplatz der Shopping Mall verlassen, sind Maria, Marcus und ihre Kinder hinter ihnen. Sie notieren sich die Nummerntafel des Autos - die beiden wohnen demnach in Rotorua! - und fahren mit einigem Abstand hinter her. Offenbar ahnen die beiden vor ihnen nichts von den Verfolgern. Sie fahren zielstrebig zur Taupo Road, biegen dort nach Norden ab, nach wenigen Kreuzungen in die Sunset Road und fahren dort ohne zu zögern in eine sich automatisch öffnende Garage einer großen Villa. Maria notiert die Nummer und zeigt Marcus in dem Apartmenthaus schräg gegenüber ein Schild, auf dem »Mehrere Wohnungen zu vermieten« steht.
»Das trifft sich gut.« Marcus will gleich stehen bleiben, um eine geeignete Wohnung anzumieten - man wird ja die beiden Para-Begabten einmal einige Zeit beobachten müssen -, aber Lena ist so aufgeregt und den Tränen nahe:
»Ich möchte hier weg. Das sind ganz, ganz böse Menschen.« Daher beschließt Marcus später alleine hierher zurückzukommen.
Maria und Marcus fragen Lena, was sie damit meint, dass die beiden ganz böse sind, aber Lena kann, fast erwartungsgemäß, nicht viel mehr sagen. Sandra, die sich viel mit Lena beschäftigt hat, hat ihnen ja schon vor Wochen sehr deutlich gesagt:
»Lena ist eine eigentümliche Emotiopathin. Sie spürt die Gefühle anderer Leute sehr stark, aber sie erkennt nur etwa zwanzig Kategorien wie ‚Schlafen‘, ‚Trauer‘, ‚Freude‘, ‚Abneigung‘, ‚Böse‘ usw. Bei mir ist es fast umgekehrt: Ich kann viel feiner unterscheiden, höre aber bei weitem nicht so ‚laut‘ wie Lena.«
Im Hotel wird ein ‚Kriegsrat‘ abgehalten. Als Ergebnis mietet Marcus eine Wohnung in dem Apartmenthaus, von wo aus man die Villa der beiden Para-Begabungen beobachten kann. Marcus geht unauffällig am Tor der Villa vorbei und prägt sich die Namen ein: Richard und Ann Brodlyn. Mit dieser Information fährt er zu einem Detektivbüro: Er gibt den Auftrag, sofort, aber unauffällig möglichst viele Informationen über die Familie Brodlyn zusammenzutragen.
Am nächsten Morgen bleibt Aroha bei Lena. Barry und Monika haben beschlossen, einen Ausflug zum Lake Taupo zu machen: »Wir bringen für heute Abend ein paar Forellen mit«, verabschieden sie sich fröhlich. Die anderen vier, auch der verletzte Klaus, fahren sehr früh zur gemieteten Wohnung, um Richard und Ann beobachten zu können.
Klaus bestätigt sofort: »Ja, die beiden haben eine sehr starke Para-Begabung von einer Art, die ich noch nie kennen gelernt habe. Ich bin nicht sicher, ob das stimmt oder ob mich da Lena beeinflusst hat: Irgendwie ist die Begabung unheimlich. Wir sollten uns in Acht nehmen.«
Sandra sagt: »Wie ihr wisst, liegt die Villa an der Grenze meiner Para-Reichweite. Wahrscheinlich könnte ich gerade noch Gefühle empfangen von Personen, in die ich mich ‚eingehört‘ habe. Aber bevor ich sie nicht zumindest gesehen habe, habe ich keine Chance.«
Maria berichtet durch ihre Para-Sehfähigkeit, dass Richard und Ann offensichtlich in getrennten Stockwerken wohnen, ja gerade sogar getrennt frühstücken. Sie beschreibt das Haus in groben Zügen. Zusammen mit Marcus, der einzelne Objekte abtastet, zeichnen sie einen genauen Plan des Hauses, vor allem für Barry, falls dieser je dort seinen Para-Barry einsetzen muss. Ein Hobbyraum im Keller mit teils bequemen Möbeln, aber auch Fitnessgeräten und eigentümlichen anderen Einrichtungsgegenständen fällt Maria besonders auf. Als Marcus in einige der verschlossenen Kästen, in denen Maria wegen der totalen Finsternis ja nichts sehen kann, hineintastet, findet er Schnüre, Ketten und andere Vorrichtungen, wie man sie vielleicht in gewissen Abteilungen von Sex-Shops finden kann. Als er dies erzählt, schauen sich die vier fragend an. Noch kann sich keiner einen Reim darauf machen.
Schließlich verlässt Richard als Erster, ohne sich von Ann zu verabschieden, wie Maria berichtet, das Haus mit seinem Auto. Die kurze Zeit, die Sandra ihn sieht, genügt. Sandra ist bleich:
»Lena hatte Recht. Richard ist ein Monster. Seine Gefühle sind eine Mischung aus Gier nach Sex, nach Macht, nach Unterwerfung anderer Menschen, sie sind voll Verachtung für alle Menschen. Er fühlt sich enorm stark, irgendwie kann er offensichtlich durch seine Para-Fähigkeiten andere Menschen dominieren. Ich möchte Richard nie nahe begegnen! ... Klaus, kann deine Gruppe sofort noch mehr Anti-Para-Armbänder herstellen ... Ich glaube, wir
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