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Yachtfieber

Yachtfieber

Titel: Yachtfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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verstummte. »War er«, fügte sie dann langsam hinzu.

    Marc fühlte sich wie in einem schlechten Witz. Er saß auf der Rückbank eines stickigen Polizeiautos und wurde zu einem Gebäude gefahren, das ihm von außen nicht wie ein
    Polizeirevier vorkam.
    »Bitte«, sagte der Polizist, als er ihm die Tür öffnete, und Marc antwortete gewohnheitsmäßig mit »danke«, als er ausstieg.
    Dann folgte er ihm in das Haus, das schlicht und viereckig war und zwei Stockwerke besaß, mit dem obligaten Wasserspeicher auf dem Dach. Zwei Fenster gingen auf die Straße, eines davon hatte keine Scheiben und gähnte ihn an. Marc registrierte es, machte sich aber keine Gedanken darüber. Er folgte dem deutschsprechenden Polizisten ins Haus. Von einem kleinen Flur ging eine Treppe nach oben, rechter Hand führte eine Tür in einen kleinen Raum. Grau getünchte Wände, ein Fenster, ein Tisch mit je zwei Stühlen an jeder Seite, das war alles. Der Polizist setzte sich, Marc nahm ihm gegenüber Platz. Der zweite Polizist blieb hinter Marc an der Tür stehen.
    »So«, sagte Marc und lehnte sich auf seinem Stuhl vor. »Jetzt bin ich gespannt!«
    »Sie sind gespannt?« Der Polizist hob verwundert eine Augenbraue. »Worauf sind Sie gespannt?«
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    »Was jetzt passiert. Warum ich hier bin. Was das soll!«
    »Sie sind hier, weil ein Freund von Ihnen unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und offensichtlich mehr war als nur ein Freund. Schließlich hat er etwas in seinem Rennboot transportiert. War er ein Bote?«
    »Ein Bote?« Marc verzog das Gesicht. »Mir bringen Boten höchstens Stoffmuster. Was sollte Franco mir also bringen?«
    »Wie wäre es mit Kokain?«
    Seine dunklen Augen lagen im Schatten der Schirmmütze, aber Marc konnte den lauernden Ausdruck darin förmlich spüren.
    »Daß ich nicht lache! Ich bin ein absoluter Gegner von diesem Zeugs. Keines unserer Models hat sich je mit so etwas in meine Nähe gewagt!«
    Die Polizisten schwiegen, und das machte Marc wachsam.
    »Wir haben in den aufgeschlitzten Seitenwänden des Bootes Spuren von Kokain gefunden!«
    Er sagte es betont langsam, um Marcs Reaktion genau
    studieren zu können. Marc war sich dessen bewußt und verzog keine Miene.
    »Das Boot gehört Franco und hat mit mir nicht das mindeste zu tun.« Marc fixierte die Stelle unter der Schirmmütze. Er wollte dem Polizisten direkt in die Augen sehen, um seine Glaubwürdigkeit zu unterstreichen.
    »Wo ist das Rauschgift hin?«
    »Mein Gott, woher soll ich das wissen?« Marc zuckte die Schultern. Franco war ein Idiot. Wie konnte er sie in eine solche Situation bringen. Fuhr in der Türkei Kokain spazieren, der hatte sich sein bißchen Grips offensichtlich schon weggeschnupft.
    »Sie wußten aber, daß Ihr Freund Kokain nahm?«
    »Er war ein Bekannter«, erklärte er langsam und betont. »Ein Bekannter, wie man in meinem Gewerbe viele hat. Er war kein 51
    Freund, mit dem man seine Geheimnisse teilt. Ich wußte es nicht!«
    »Ist Kokain in Ihrer Branche nicht üblich? Eine Modedroge?«
    Der Polizist stippte seine Schirmmütze mit dem Zeigefinger etwas nach oben. Jetzt waren seine Augen zu sehen.
    Marc bohrte seinen Blick darin fest. »Ich sagte es schon.
    Keiner hat sich je damit in meine Nähe gewagt. Ich bin ein absoluter Drogengegner – jeder Art!«
    »Alkohol eingeschlossen?«
    Vorsicht, sagte sich Marc. Der will dich aufs Kreuz legen.
    »In Maßen ist Alkohol keine Droge, sondern ein
    Genußmittel«, entgegnete er. »Hier in der Türkei trinken wir nur Lâl, einen leichten Rose, der Ihnen bekannt sein dürfte. Ich denke, der gilt schwerlich als Droge.«
    »Kommt auf die Menge an …«
    Der Polizist schwieg, Marc auch. Nach einer Weile wurde er unruhig. Der Polizist saß wie angenagelt und schaute ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken. Marc versuchte sich
    abzulenken. Er studierte den scharfen Lichtkegel, den die Sonne durch das Fenster warf. Wie abgeschnitten lief die helle Bahn über die Betonwand. Wie im Leben, dachte Marc. Licht und Schatten stehen direkt nebeneinander. Manchmal genügt ein kleiner Schritt …
    Er suchte mit den Augen die Wand nach einer Ameise oder Spinne ab. Das wäre doch jetzt ein interessantes Versuchsobjekt.
    Vom Licht in den Schatten. Und was dann? Absturz? Nein, die Ameise würde ganz normal weiterlaufen. Es würde sie nicht interessieren. Aber interessierte ihn dieses Theater hier?
    »Kann ich jetzt gehen?« durchschnitt er die Stille. »Ich mache in der Türkei Urlaub, keine

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