YANKO - Die Geschichte eines Roma
sein Hemd auszuziehen und siehe da, er wehrte sich nicht. Im Gegenteil, denn plötzlich konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen. Er nahm sie an der Hand und zog sie schnell mit ins Schlafzimmer. Noch während er die Tür zumachte, küsste er sie, und sie öffnete ihm die Knöpfe seiner Hose.
E ine Woche später meldete sich Yanko am Empfang der Polizeidienststelle in Newly. Er musste kurz warten, doch Henk Morrisson kam schon bald durch eine Schwingtür auf ihn zu und begrüßte ihn.
Sie gingen in sein kleines Büro. Aufgeräumt war etwas anderes, hier herrschte sozusagen das organisierte Chaos, wie Henk den Zustand seines Büros schmunzelnd selbst beschrieb. Überall lagen Akten- und Papierstapel kreuz und quer und zwischendrin flogen leere Kaffeebecher und Fast Food Verpackungen herum.
„Yanko, bitte setz dich!“, lud Henk Yanko ein und räumte einen Stapel Akten von einem Stuhl, der vor Henks Schreibtisch stand. Yanko setzte sich, und Henk nahm auf seinem Bürostuhl Platz und kramte sogleich eine Akte aus einer übervollen Schublade. Plötzlich wurde er ernst und schaute Yanko in die Augen. „Yanko, ich habe mal alle Informationen, die frei zugänglich sind, zusammengetragen. Der Mann, von dem du nicht wusstest, ob er tot war oder nicht, hat offensichtlich überlebt, und sein Name ist Ken Wilson. Er ist der jüngere Bruder des damaligen Anführers Jim Wilson. Der wurde damals zu fünfzehn Jahren Gefängnis verurteilt. Ken Wilson war schwer verletzt, er bekam deshalb nur fünf Jahre, dieser Bastard! Vom zeitlichen Ablauf her wäre es jedenfalls möglich. Jim Wilson ist damals frühzeitig entlassen worden. Die anderen, die noch dabei waren sind mittlerweile auch wieder frei.” Yanko nickte langsam in die plötzlich entstandene Stille und schaute Henk erst mal schweigend an. Dann sah er nachdenklich aus dem Fenster. „Weißt du wo diese Wilsons wohnen?” fragte er schließlich und klang auf einmal sehr entschlossen. „Ich habe nur eine Adresse von diesem Ken.“ Henk kramte in der Akte und holte einen kleinen Zettel hervor und überreichte ihn Yanko.„Danke! Ich denke, ich werde mal bei ihm vorbeischauen.” „Sollten wir das nicht lieber zu zweit machen?“ „Wahrscheinlich redet er mehr, wenn er keinen Bullen sieht...“, mutmaßte Yanko, und sie grinsten sich kurz an. Dann wurde Henk wieder ernst. „Bitte sei vorsichtig! Immerhin warst du es, der ihn fast getötet hätte!“ Yanko nickte, stand auf und gab Henk zum Abschied die Hand. „Ja, mach’ ich! Vielen Dank Henk!” „Melde dich, wenn du dort warst! Pass auf dich auf!“ Yanko drehte sich um und verließ schnell das Büro.
Henk ging zum Kaffeeautomat auf dem Gang und ärgerte sich, wie jeden Tag über die erbärmliche Brühe, die da lauwarm aus dem Automat tropfte. Er hatte ein mulmiges Gefühl, was diese Geschichte anging. Die Wilsons waren hinreichend für ihre Erbarmungslosigkeit und ihre rassistische Einstellung bekannt. Dass einer von ihnen Yankos Frau umgebracht haben könnte, würde ihn nicht besonders wundern. Die ungemeine Brutalität, mit der diese Bande damals die Cheyenne überfallen und regelrecht abgeschlachtet hatte, war nach wie vor für ihn unbegreiflich und absolut schockierend. Aber um den Staatsanwalt überhaupt in die Gänge zu bekommen, mussten sie erst irgendetwas gegen sie in die Hand bekommen.
Yanko fuhr nicht, er raste zu Ken Wilson. Dieser lebte in einem kleinen Haus in einem Neubaugebiet am Rande von Newly. Vor dem Haus blieb Yanko noch kurz im Auto sitzen und zögerte etwas. Dann gab er sich einen Ruck, denn was hatte er schon zu verlieren. Er stieg aus und ging zielstrebig an die Haustür und klopfte. Es dauerte eine Weile, bis sie geöffnet wurde. Vor ihm stand ein kleines Mädchen, das aber schnell wieder ins Haus zurückrannte, als sie Yanko sah. „Daddy, da ist Besuch!”, hörte Yanko sie durch das Hausrufen, und er versuchte sich kurz die Frau vorzustellen, die mit so einem Typ zusammen sein konnte.
Den Mann, der dann in der Tür erschien, hätte Yanko bei Nacht und Nebel wiedererkannt. Er stank, wie damals.
Als Ken Wilson Yanko erblickte, erschrak er, und es dauerte etwas, bis er sich wieder gefangen hatte. „Was... Was... Was willst du hier?“ zischte er Yanko stotternd an. Yanko musterte ihn und überlegte, was er jetzt sagen sollte. „Mit dir reden.“, entschloss er sich dann. Ken Wilson war nicht gerade erfreut, und er blickte hinter sich, um sich zu vergewissern, dass niemand in der
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